Joseph von Arimathia – Ein „verborgener Jünger“ wird mutig!

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Es war ein richtungsweisender Tag in seinem Leben, an dem sich etwas Entscheidendes ändern würde. Er liebte seinen Herrn und wollte Ihm gerne nachfolgen, aber bisher fehlte ihm der Mut, sich öffentlich zu seinem Meister zu bekennen. Gerade waren die Geschehnisse in Jerusalem wieder etwas abgeebbt, das Schauspiel auf Golgatha war zu Ende, die Menschen waren wieder nach Hause gegangen. Jesus Christus hatte Sein Leben gegeben und starb für unsere Sünden - aber die meisten der umherstehenden Volksmenge hatten keine wirkliche Ahnung, was dort geschehen war. Wir können uns gut vorstellen wie der Wunsch tiefsten Hasses und vollmundiger Ablehnung, „Kreuzige, kreuzige ihn!", die Seele und das Empfinden unseres Herrn Jesus zutiefst verletzt hatten. - Aber gerade für diese Menschen war Er gekommen!

„Danach aber bat Joseph von Arimathia, der ein Jünger Jesu war, aber aus Furcht vor den Juden ein verborgener, den Pilatus, dass er den Leib Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Er kam nun und nahm seinen Leib ab." (Joh 19,38)

Joseph war als „reicher Mann" (Mt 27,57) und „angesehener Ratsherr" (Mk 15,43) ein Mitglied des Synedriums, des obersten Gerichtshofes der Juden. Als die Frage erörtert wurde den Herrn Jesus zu töten, hatte er seine Zustimmung verweigert. Er erwartete das Reich Gottes, den Messias und seine Herrschaft, aber bis zu diesem entscheidenden Freitagabend des Kreuzigungstages des Herrn Jesus, hatte er sich nicht öffentlich zum seinem Herrn bekannt. Joseph war ein heimlicher Jünger, er hatte Angst vor den Juden, den Meinungen anderer und blieb deshalb lieber in der „zweiten Reihe".

Was war der Grund dafür, dass Joseph jetzt plötzlich mutig für den Herrn Jesus eintrat? Was hatte ihn verändert? - Ich glaube wir können mit Sicherheit sagen, dass der Blick an das Kreuz, der Blick auf das sterbende und leidende Lamm Gottes, seinen Herrn, ihn verändert hatte. Es war Gott selbst, der aus einem Jünger, der Angst vor den Juden hatte, einen Jünger machte, der mutig für Seinen Sohn einstand, um unter anderem die Prophezeiung zu erfüllen, dass Jesus von einem reichen Mann begraben werden sollte. „Und man hat sein Grab bei Gottlosen bestimmt; aber bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tod, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist." (Jes 53,9)

Joseph achtete jetzt nicht auf das Geschwätz der Leute, auf die Blicke, die ihn vielleicht verfolgten und seinen guten Ruf, den er zu verlieren hatte. Er ging zu Pilatus hinein und bat um den Leib Jesu, bekam dies gestattet und begann, nachdem er den Leib Jesu vom Kreuz genommen hatte, Seinen Körper für das Begräbnis zuzubereiten. Der Jünger scheute keine Opfer, kaufte „feines Leinentuch" und stellte sein eigenes Grab für das Begräbnis seines Herrn zur Verfügung! (Mt 27,60)

Wie können wir (Du und ich) von „verborgenen" zu mutigen Jüngern werden? Eins ist ganz sicher: Gottes Gnade muss uns verändern. Er meint es gut mit uns und will, dass wir Seinem Sohn Jesus Christus immer ähnlicher werden! Willst Du das auch? (Röm 8,29) Dann kann auch bei uns der Blick an das Kreuz eine Veränderung in Gang setzen. Warst Du heute schon am Fuß von Golgatha, wo Dein Heiland Sein Leben hingegeben hat? „Größere Liebe hat niemand als diese, dass jemand sein Leben lässt für seine Freunde!" (Joh 15,13)

Wir dürfen Gott darum bitten, dass er uns zu mutigen Jüngern macht, dass er uns die Menschenfurcht nimmt, den Stolz und die Angst unseren vermeintlich guten Ruf und unsere Stellung zu verlieren. Mutig zu sein ist nicht immer einfach: Denk einmal an Jona, der von Gott den Auftrag bekam „gegen sie", die Menschen in Ninive, zu predigen! Die Menschen in Ninive waren böse Leute, aus der Geschichte wissen wir, dass sie brutal, rücksichtslos und sündig waren. Ihre „Bosheit" war vor Gott „heraufgestiegen"! (Jona 1,2) Wären wir an Jonas Stelle losgezogen, um Gottes Auftrag auszuführen?

Vielleicht kennst Du auch Zeiten aus Deinem Leben, wo Du mutiger für den Herrn eingestanden bist als das vielleicht aktuell in Deinem Leben der Fall ist. Du warst motiviert und couragiert mit dem Herrn Jesus unterwegs. Auf der Arbeit, im Studium - wo auch immer - hattest Du Mut Dich zu Deinem Meister zu bekennen - das fehlt Dir aktuell. Wenn die Gespräche auf den „Glauben" zu sprechen kommen, traust Du dich nicht wirklich Farbe zu bekennen. Vielleicht wissen alle, dass Du Christ bist, aber die letzte Konsequenz fehlt. Denk einmal an Johannes den Täufer, den es sein Leben kostete, um wirklich mutig zu Gott und seinem Wort zu stehen. Er hatte Herodes bezüglich Herodias ganz klar gesagt: „Es ist Dir nicht erlaubt sie zu haben!" (Mt 14,4) - Ich wünsche mir diesen Mut - Du auch?

Der Herr Jesus gibt uns das Beispiel von Joseph und anderen hingegeben Männern und Frauen Gottes, um uns anzuspornen für Ihn einzustehen! Lass Dich durch Joseph ermuntern nach vorne zu treten, für den Herrn Jesus einzustehen! Das wird Gottes Anerkennung finden, denn auch Joseph von Arimathia wird von allen vier Evangelisten erwähnt, weil sein Dienst an dem Herrn Jesus zum Begräbnis und Sein Mut für Gott so wertvoll waren.

Es ist interessant, dass jeder der vier Evangelisten diese kurze Begebenheit berichtet. Der Grundverlauf der Geschichte ist immer gleich, doch jeder der Evangelisten hebt in seiner Beschreibung von Joseph von Arimathia eine Eigenschaft besonders hervor - und das sehr passend zum jeweiligen Schwerpunkt des Evangeliums, wie der Herr Jesus dort dargestellt wird.

Im Matthäusevangelium ist Joseph ein „reicher Mann", passend zu der Darstellung des Herrn Jesus als König und Messias für Sein Volk. In Markus ist Joseph ein „angesehener Ratsherr", passend zu der Darstellung des Herrn Jesus als vollkommener Diener und Knecht. Ein angesehener Ratsherr dient dem vollkommenen Diener in Seinem Tod. In Lukas ist Joseph ein „guter und gerechter Mann", wobei der Herr Jesus hier im Besonderen als vollkommener Mensch als Sohn des Menschen dargestellt wird. Im Johannesevangelium ist Joseph einfach nur ein „Jünger", sogar ein „verborgener" Jünger, genau passend zu dem Schwerpunkt des Evangeliums, wo Jesus als der ewige Sohn Gottes präsentiert wird - da tritt der Jünger in den Hintergrund.

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