
Der Herr Jesus hat seinen Jüngern das erste Mal angekündigt, dass Er sterben würde. Petrus widerspricht Ihm sofort. Dabei sollten wir allerdings nicht vergessen, was das für ein harter Schlag für die Jünger war, die immer damit gerechnet hatten, dass ihr Meister die Herzen und Gewissen der Juden würde erreichen können. Sie rechneten auch in dieser Situation noch damit, dass Jesus sein Reich in Macht und Herrlichkeit aufrichten würde. Stattdessen aber sprich Er jetzt vom Tod: „Nein", sagt Er ihnen gewissermaßen, „ich werde leiden und sterben müssen.
Petrus meint, dass er nicht stehen lassen, was der Herr über sich und das Ende seines irdischen Lebens sagt. Hier lernen wir Petrus von einer ganz anderen Seite kennen als in den vorherigen Versen. Dort war er das Sprachrohr des Vaters und sprach über die Herrlichkeit Jesu Christi. Kaum zu glauben, dass ein solcher Gläubiger nur kurze Zeit später ein Satan, ein Widersacher des Herrn werden kann. So sind wir Menschen, so sind wir Gläubigen! Man kann die größten Offenbarungen erhalten haben, man kann mit der größten geistlichen Gabe ausgestattet sein, und dennoch komplett fleischlich denken und handeln. Petrus tat das in diesem Augenblick.
Wir können Petrus - menschlich - sehr gut verstehen. Soeben hatte er sagen dürfen, wer sein Herr wirklich ist: der Sohn des lebendigen Gottes. Wie konnte er da akzeptieren, dass dieser lebensspendende Herr, der Leben in sich selbst besitzt, sein Leben verlieren sollte? Das konnte und durfte nicht sein. Musste er nicht auch jetzt wieder, so könnte er gedacht haben, das Sprachrohr des Vaters werden, indem er seine feste Überzeugung weitergab?
Aber Petrus wurde hier nicht durch den Heiligen Geist geleitet, sondern durch seine Gefühle. Vermutlich dachte Petrus auch an seine eigene Zukunft. Vielleicht hatte ihn das Lob Jesu, das heißt die Anerkennung, dass das, was er gesagt hatte, nicht von ihm selbst, sondern direkt vom himmlischen Vater stammte, doch innerlich ein wenig hochleben lassen und vor den anderen Jüngern stolz gemacht. Jetzt wollte er beweisen, dass er wirklich stärker war als seine Mitjünger. Wenn sie „schwach" schwiegen - er nicht! Er wollte mannhaft Widerstand leisten gegen eine solche, aus seiner Sicht falsche Überlegung des Herrn. Und: War das vielleicht eine weitere Prüfung, der sie der Herr unterzog?
Aber dem Herrn Jesus zu widersprechen ist immer Sünde. Das gilt auch für uns. Meinen wir nicht vielleicht auch manchmal (insgeheim), es besser zu wissen, als der Herr? Jedenfalls handeln wir gelegentlich so, wenn wir die Worte des Herrn als vielleicht für andere nützlich ansehen, uns selbst aber nicht danach richten.
Quelle: bibelpraxis.de/a3173.html
