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Der Herr Jesus hatte in den ersten 12 Versen des Kapitels den Charakter derer gezeigt, die zum Reich der Himmel gehören. Was dieses Reich ausmacht, ... mag es genügen zu bemerken, dass wir unter dem „Reich der Himmel“ weder den Himmel selbst, noch die Versammlung (Kirche) Gottes zu verstehen haben, sondern jenen Bereich auf der Erde, wo der von den Juden verworfene und nun im Himmel weilende König, Jesus Christus, anerkannt wird. Wenn die Glückseligpreisungen die Charakterzüge zeigen, die dem Reich der Himmel angemessen sind, bezeichnet der Herr nun die Stellung seiner Jünger auf der Erde während seiner Abwesenheit.

Was bedeutet „Salz“?

Als erstes sagt Er: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Das „Ihr“ im Grundtext ist stark betont: „Ihr - ihr allein - seid das Salz der Erde.“ ... Der Herr spricht von seinen Jüngern, von solchen also, die sich zu Ihm, dem rechtmäßigen König dieses Reiches, bekennen. Dieses Bekenntnis kann zwar auch unecht sein oder werden, wie der Nachsatz andeutet. Doch geht der Herr zunächst davon aus, dass es echt ist, und so sagt Er: „Ihr seid ...“ Das ist immer die Betrachtungsweise der Schrift, wenn es um den Bereich des Bekenntnisses zum Christentum auf der Erde geht. Wir sollten ... nicht immer gleich an Ungläubige denken, wenn wir von „Bekennern“ hören.

Nun sagt der Herr Jesus nicht, dass sie das Salz der Erde sein sollten, sondern dass sie es sind. Er redet also nicht in Form einer Ermahnung, sondern stellt eine Wahrheit vor. Diese Art der Belehrung ist stets ermutigend für den Glauben. ... So sagt Jesus zum Beispiel in Johannes 10, dass seine Schafe Ihm folgen würden (Verse 4..27). Das ist, was seine Schafe kennzeichnet: Sie folgen dem guten Hirten. Tun sie es (grundsätzlich) nicht, gehören sie gar nicht zu seinen Schafen. Doch welch eine Ermahnung liegt für uns in dieser Feststellung, wenn wir bedenken, wie wenig wir in unserem täglichen Leben dieser absoluten Wahrheit entsprechen! ...

Beispiele der Verwendung von Salz

Salz spielte schon im Alten Testament eine wichtige Rolle. Jedes Opfer musste mit Salz gesalzen werden (Markus 9,4.9; 3. Mose 2,13; Hesekiel 43,24), ja sogar das heilige Räucherwerk (2. Mose 30,35). Die Durchführung des Tempeldienstes war ohne Salz undenkbar (Esra 6,9; 7,22). ... Der Prophet Elisa heilte das schlechte Wasser von Jericho dadurch, dass er Salz in die Quelle des Wassers warf (2. Könige 2,19-22).

„Salz“ stellt das erhaltende Prinzip dar, das der Verderbnis oder der Fäulnis entgegenwirkt. Es versinnbildlicht die Rechte Gottes, seine gerechten Grundsätze in seinem Handeln mit den Menschen. ...

„Salz“ ganz praktisch

Salz verhindert Verderbnis, Sauerteig verursacht sie. Deshalb durfte Sauerteig niemals in den Opfern enthalten sein, während Salz unverzichtbarer Bestandteil jedes Opfers war... „Salz“ bewahrt vor Verderbnis, gibt dem Guten Beständigkeit. Es kann zwar das, was bereits verdorben ist, nicht wiederherstellen oder heilen, aber das, was noch gut ist, in diesem Zustand erhalten.

Inwiefern „salzen“ nun die Jünger des Herrn die Erde? Wodurch halten sie die Rechte Gottes in einer Welt aufrecht, die weder Ihn noch seine Anrechte anerkennt? Auf welche Weise wirken sie der sittlichen Verderbnis unter den Menschen entgegen? Ganz einfach durch ein Leben in Gottesfurcht und Gerechtigkeit. Der Heilige Geist bewahrt sie vor allem, was unrein ist, und ruft in ihren Herzen Heiligkeit und Widmung für Gott hervor. ... Gewiss, wenn es angebracht ist, werden sie auch durch ihre Worte ein Zeugnis gegen das Böse ablegen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass sie bei jeder Gelegenheit die Sünden der Menschen bloßstellen und geißeln, dass sie offen zu Felde ziehen sollten gegen die Ungerechtigkeit und Sittenlosigkeit, die zunehmend die Welt beherrschen. Vielmehr wird ein in Gottesfurcht geführtes Leben eine stille, aber wirksame Sprache reden, und dann: „Ein Wort zu seiner Zeit, wie gut!“ ... Mit den sozialen, gewerkschaftlichen und politischen Konflikten der Welt haben wahre Christen nichts zu tun. Sie sind Fremdlinge hier und ohne Bürgerrecht und sind nicht von der Welt. ...

Praktische Konsequenzen aus dem „Salz-Sein“

Sind wir uns genug bewusst, liebe Freunde, dass wir hier gelassen sind, um die Grundsätze der Gerechtigkeit Gottes auf der Erde zu vertreten? Die Menschen um uns her beobachten uns mehr, als wir denken. Wenn sie praktische Heiligkeit bei uns wahrnehmen, wenn sie erkennen, dass wir uns in unserem Leben von göttlichen Grundsätzen leiten lassen, werden sie in irgendeiner Weise davon beeindruckt werden, ohne sich das eingestehen zu wollen. jedenfalls wird dem Umsichgreifen des Bösen in gewissem Maß und Sinn gewehrt werden. Es ist die Wirkung des „Salzes“, die sich auf andere erstreckt. ...

Warum Salz der „Erde“?

Es ist bemerkenswert, dass der Herr Jesus von seinen Jüngern zuerst als dem Salz der Erde und dann als dem Licht der Welt spricht. Der Wechsel im Ausdruck von „Erde“ zu „Welt“ kann nicht ungewollt... sein. ...„Welt“ bedeutet in solchen Verbindungen die Menschen in ihrer Gesamtheit, wie zum Beispiel in der bekannten Stelle aus Johannes 3: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab.“ Er hat weder das Weltall noch das System der Welt geliebt, sondern die Menschen in der Welt.

Doch „Erde“ scheint einen Bereich anzudeuten, in dem in sittlichem wie in religiösem Sinn eine gewisse Ordnung vorherrscht. Diese sittliche Ordnung ist das Ergebnis des Handelns und Wirkens Gottes. Gott hat sich in dem Bereich, der mit „Erde“ umschrieben wird, nicht unbezeugt gelassen, Er hat sich dort in einem gewissen Umfang offenbart, Er hat Segnungen gegeben und sie der Verantwortlichkeit des Menschen anvertraut. „Erde“ bezeichnet somit einen Bereich göttlicher Vorrechte und damit auch menschlicher Verantwortlichkeit. Oder wir können auch sagen: „Erde“ ist der Bereich eines religiösen Bekenntnisses zu Gott. ...

Heute haben wir unter „Erde“ wohl die Christenheit zu verstehen. Hier hat sich Gott weit umfassender offenbart als in Israel, und mit der Größe der Segnungen wächst auch das Maß an Verantwortlichkeit. Es ist für die Jünger des Herrn in unserer Zeit wichtig zu verstehen, dass dies der Bereich ist, wo sie als „Salz“ wirken sollen: die Christenheit. Dass sich die Christenheit verderbt hat, ist unübersehbar. ... Doch heute ist noch Gnadenzeit, und der Herr wolle uns helfen, als „Salz der Erde“ der sittlichen und religiösen Verderbnis um uns her entgegenzuwirken - zum Wohl und zur Errettung noch vieler Menschen!

Mit Feuer und mit Salz gesalzen werden

Wir möchten noch einen kurzen Blick ins Markus-Evangelium werfen, weil dort Worte des Herrn hinzugefügt werden, die in Matthäus fehlen: ,Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden, und jedes Schlachtopfer wird mit Salz gesalzen werden. Das Salz ist gut; wenn aber das Salz salzlos geworden ist, womit wollt ihr es würzen? Habt Salz in euch selbst, und seid in Frieden untereinander (Markus 9, 49,50)

Hier werden die Jünger nicht als Salz der Erde beschrieben. Sie sollten vielmehr das heiligende Prinzip in sich selbst haben und es pflegen und auf diese Weise in Frieden untereinander sein. Wenn wir uns vor Gott selbst richten, wächst die Bereitschaft zum Tragen und Vergeben der Fehler anderer. Haben wir also Salz in uns selbst, führt das zu Frieden mit anderen. ...

Doch was meint der Herr Jesus damit, wenn Er sagt, dass jeder mit Feuer gesalzen und jedes Schlachtopfer mit Salz gesalzen werden wird? „Feuer“ ist das Symbol des prüfenden und vergeltenden Gerichts Gottes, und „jeder“ wird sich auf jeden Menschen beziehen. Jeder Mensch wird also, weil er von Natur ein Sünder ist, in irgendeiner Weise mit dem Feuer des göttlichen Gerichts in Verbindung kommen müssen. Lehnt ein Mensch die Gnade Gottes in Christus ab und verwirft die Person und das Werk Christi, wird er schließlich seinen Platz finden in dem „Feuersee“ ... (Off 20,15; 21,8). Gott ist ein „verzehrendes Feuer“ (Heb 12,29). Der gläubige Mensch jedoch unterwirft sich dem erforschenden Urteil Gottes, prüft und richtet sich selbst. Er erfasst im Glauben, dass das Feuer des Gerichts Gottes einen anderen an seiner Stelle traf. Und so kommt er nur mittelbar, im Opfer Christi nämlich, mit dem Feuer in Verbindung. Tatsächlich ist der Herr Jesus stellvertretend für uns - in vollkommener Weise „mit Feuer gesalzen“ worden, als Er in den drei Stunden der Finsternis am Kreuz für uns und unsere Sünden litt ...

Fades Salz

Der Herr Jesus beschließt das kurze Gleichnis mit einer ernsten Warnung:

,Wenn aber das Salz kraftlos (fade) geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden« (Mt 5,13).

Kann Salz fade, kraftlos, unsalzig werden? An sich nicht. Salz (Natriumchlorid) ist eine feste chemische Verbindung, die in der Natur nicht zerfällt. Deswegen sind viele Ausleger von der Annahme ausgegangen, dass der Herr hier eine Absurdität (Widersinnigkeit) aufzeigen will. ... Das ist kaum vorstellbar.

Die Bewohner Palästinas waren seit jeher gewohnt, Salz durch Verdunstung des Wassers vom Toten Meer zu gewinnen. Aber dieses Salz enthielt neben reinem Kochsalz eine große Menge an Verunreinigungen wie Kalk, Magnesium und Pflanzenreste. Kam dann Feuchtigkeit in dieses „Salz“, wurde das Kochsalz ausgeschwemmt, und es blieben vorwiegend die anderen Bestandteile übrig. Solch ein „Salz“ war zur Bereitung von Speisen völlig unbrauchbar, es wurde auf Wege und flache Hausdächer gestreut zur Befestigung des Bodens. So „zertraten die Menschen buchstäblich das wertlos gewordene „Salz“. ...

Können Gläubige verloren gehen?

Will der Herr Jesus nun damit sagen, dass Gläubige, wenn sie ihrer Bestimmung nicht entsprechen, schließlich doch verloren gehen? Nun, davon ist in diesem Gleichnis überhaupt nicht die Rede. Es geht um Jüngerschaft, es geht um einen Bereich des Bekenntnisses hier auf der Erde. Der Herr bereitet seine Jünger mit diesen Worten darauf vor, dass sich unter ihnen einmal solche finden würden, die sich äußerlich zwar zum Christentum bekennen, sich aber innerlich von ihm lossagen und dessen Kraft verleugnen würden. Wir denken da unwillkürlich an die Beschreibung der Menschen in den letzten Tagen“, in denen wir leben: „... die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen“ (2. Tim 3,1-5).

In der Tat ist die Christenheit durch große Kraftlosigkeit und Gleichgültigkeit den Interessen Gottes gegenüber gekennzeichnet. Sie hat das „Salz“ verloren und ist für viele Menschen zu einer hohlen Sache geworden, die man verächtlicher betrachtet als Juden oder Heiden. So schwach, so erbärmlich stellt sich heute das Christentum dar, dass man befürchten muss, dass es mehr Ungläubige schafft als all die Bücher ungläubiger Spötter und Kritiker.

Der Herr Jesus deutet noch etwas Ernstes an: die Unumkehrbarkeit der Entwicklung. Hat man erst einmal Christus und die Wahrheit Gottes aufgegeben, gibt es kein Mittel, den Abwärtstrend aufzuhalten. Natürlich wirkt Gott in seiner Gnade noch hier und dort, wirkt in einzelnen, ruft heraus und errettet. Die Masse der christlichen Bekenner aber kann und wird nicht wiederhergestellt werden. ...

Zusammenfassung

Fassen wir die Belehrung unseres Gleichnisses noch einmal zusammen. Die Worte des Herrn in Markus und in Matthäus ergänzen einander. Haben die Jünger Salz in sich selbst, dann sind sie dadurch auch das Salz der Erde. Geben jedoch Christen ihre praktische Heiligkeit und ihre Widmung für Gott auf, verlieren sie also ihren Charakter als „Salz“, sind sie für die Welt völlig wertlos. Sie mögen sich engagiert gegen das Elend in dieser Welt einsetzen, mögen auf andere Art versuchen, sich in der Welt nützlich zu erweisen - haben sie kein Salz in sich selbst, dann taugen sie zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden. Was immer kluge Leute dagegen einwenden und sagen mögen - dies ist die Sicht Gottes.

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entnommen aus: Er lehrte sie vieles in Gleichnissen (Band 1) (CSV)

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