Ist Veränderung möglich? (Buchbesprechung)

Lesezeit: 5 Min.
Ist Veränderung möglich?

Erfahrungen eines ehemaligen Homosexuellen von Sebastian Weber

Erfahrungen

Vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit einem entschiedenen Christen – über seine homosexuellen Neigungen. Man kann nur dankbar sein, dass Christen heute den Mut aufbringen, sich jemandem anzuvertrauen, der dann natürlich absolut vertraulich mit einem solchen Gespräch umgehen muss. Dabei geht es um Seelsorge im Rahmen von Glaubensangeboten, nicht um Konversionsbehandlungen.

Jugendliche Menschen, junge Männer und junge Frauen sind in gleichem Maß betroffen. Manchmal liegt das Problem an der (fehlenden) Erziehung, manchmal an Familienumständen, sicherlich sind manche Menschen von ihrem Charakter und ihren Neigungen her stärker betroffen als andere.

Vor einiger Zeit ist im CLV-Verlag ein neues Buch mit dem Titel erschienen: „Ist Veränderung möglich? Erfahrungen eines ehemaligen Homosexuellen“ Um sich und seine Familie zu schützen, hat er dieses Buch unter einem Pseudonym geschrieben. Der Autor, „Sebastian Weber“, ist inzwischen über 30 Jahre alt. Er ist nicht als „Homosexueller“ geboren worden, beschreibt aber sehr eindrücklich die Entstehung seiner homosexuellen Empfindungen.

Das Beispiel Sebastian

Im Allgemeinen spricht man bei sogenannten „gleichgeschlechtlichen Partnerschaften“ von einem eher maskulinen und einem eher femininen Partner. Sebastian war in dieser Nomenklatur offenbar der eher feminine Teil der – typischerweise – wechselnden Partnerschaften. Hier aber wird deutlich, dass diese Einteilung in Schubladen nicht zielführend ist. Man kann wohl eher sagen, dass sich schwule Menschen minderwertig fühlen, eben nicht richtig männlich. Sie schauen zu männlichen Idealen auf, die sie dann in einem anderen, gut aussehenden Mann zu erblicken glauben. Das führt zu einer eher feminin wirkenden Anhänglichkeit gegenüber dem Partner. Aber gerade, weil dies eigentlich fast alle Schwulen kennzeichnet und daher beide Teile der sogenannten Partnerschaft, sind diese meist nur kurzlebig, da auch der andere Mann dieselben Defizite aufweist und den Mangel, den der sozusagen feminine Teil bei sich sieht, nicht ausgleichen kann.

So war es auch bei Sebastian Weber. Er fühlte sich minderwertig, nicht richtig „männlich“ und schaute daher zu solchen Typen auf, die aus seiner Sicht männlichen Idealen entsprachen. Auch nachdem er sich mit rund 20 Jahren bekehrte, veränderten sich seine Neigungen nicht. Über Jahre führte er zwei parallele „Leben“: ein „geistliches“ in der Jugendgruppe und Versammlung (Gemeinde), ein unmoralisches mehr oder weniger in der Homosexuellen-Szene.

Sebastian hatte einen großen Vorteil: Er hatte einzelne, vertrauensvolle Ansprechpartner, die für ihn beteten und ihn immer wieder ansprachen, wie es ihm „geistlich und moralisch“ ging. Durch Seelsorge, das Wort Gottes, väterliche Freunde, gleichaltrige gute Freunde und hilfreiche Literatur hat Sebastian einen Weg zurück auf die Spuren einen biblischen Lebenswandels gefunden.

Der Autor gaukelt nicht vor, dass sich das Problem schnell löst oder überhaupt „in Luft auflöst“. Viele Betroffene haben über viele Jahre, manche bis an ihr Lebensende, mit entsprechenden Anfechtungen zu tun. Sebastian führt inzwischen, wie er schreibt, eine glückliche Ehe – und doch waren die ersten Ehejahre nicht komplikationsfrei.

Empfehlung

Ich kann dieses kurze, 62-seitige Buch jedem empfehlen, der selbst betroffen ist oder besser verstehen will, wie jemand denkt und empfindet, der homosexuelle Gefühle hat. Der Autor macht klar, dass es nicht „den Prototypen“ von Homosexuellen gibt. Jeder Weg ist anders, auch die Entstehung solcher Gefühle. Und dennoch hilft es sehr, das Beispiel eines solchen Weges einmal nachzuvollziehen. Es gibt im zweiten Teil des Buches auch einen nützlichen, grundsätzlicheren Artikel zum Thema sowie nützliche Literaturhinweise. Das Buch kostet nur 1,90 Euro und kann bei www.csv-verlag.de bestellt werden.

Betroffene brauchen Hilfe – und gute Freundschaften. Wie eine konkrete Hilfestellung jeweils aussehen kann, hängt sicher vom Einzelfall ab. Wichtig ist, dass wir solchen Menschen grundsätzlich mit Respekt entgegentreten. Wir sollten Gott immer wieder danken, wenn Er uns eine Natur (und familiäre Umstände) gewährt, die uns nicht in einen inneren, sexuellen Konflikt bringen. Denn dieser ist für Christen, die mit Gefühlen zu tun haben, die der göttlichen Schöpfungsordnung entgegenstehen, oftmals nahezu nicht auszuhalten. Eine solche Natur ist kein „Geschenk Gottes“, sondern eine der vielfältigen Folgen des Sündenfalls Adams. Zur Homosexualität neigende Christen wissen, dass das Ausleben ihrer Neigung Sünde ist, kommen jedoch parallel mit ihren Gefühlen in große Konflikte. Wer etwas von dieser Not mitbekommen hat, wird sicher sehr vorsichtig sein, solche Personen (vorschnell) zu verurteilen. Wir wollen einen klaren biblischen Standpunkt einnehmen – und zugleich die Not solcher Christen nicht verkennen.

Nicht behandelt wird in diesem Buch die Frage, wie die örtliche Versammlung (Gemeinde) auf Grundlage der Bibel mit einem Christen umgehen soll, der seine homosexuellen Gefühle auch sexuell auslebt. Einerseits macht 1. Korinther 5 deutlich, dass es mit Christen, die einen solchen Lebensstil pflegen, keine Gemeinschaft und damit keinen persönlichen Umgang (1. Kor 5,11) geben kann. Andererseits brauchen gerade in diesem Fall Betroffene Hilfe – und besonder haben sie gute, die richtigen Freundschaften nötig. Im Bereich der Homosexualität ist die Gefahr eines Rückfalls sehr groß, selbst wenn man sich entschieden hat, einem schwulen Leben abzusagen. Diese Neigungen können derart zu einer „zweiten Natur“ werden, dass solche Christen, nicht zuletzt dann, wenn sie vorher in christlichen Kreisen unterwegs waren, in denen sexuelle Freiheit gepredigt wird, viel Hilfe nötig haben. Wie diese im konkreten Fall gegeben werden kann, kann man nicht pauschal beantworten. Das muss in jedem Einzelfall zusammen mit den Brüdern der örtlichen Versammlung (Gemeinde) geklärt werden.

Falls ein Nutzer von www.bibelpraxis.de mit solchen Problemen zu kämpfen hat, stehe ich gerne für einen Austausch zur Verfügung – auch in anonymer, elektronischer Weise: manuel.seibel@bibelseelsorge.de

Buchauszug (aus S. 31.32)

„Mir wurde deutlich: Es gibt keine ‚schnelle Lösung’ für die Befreiung von meinen homosexuellen Gedanken und Gefühlen. Es würde eine längere Zeit, viel Kraft und Durchhalten in Anspruch nehmen, davon frei zu werden – doch mit dem allmächtigen Gott an meiner Seite, dessen Wille meine Heiligung ist (vgl. 1. Thes 4,3), weiß ich, dass es gelingen kann, wenn ich dazu bereit bin, mich von ihm verändern zu lassen.

Doch in der Praxis baute ich zunächst noch zu sehr auf meine eigene Disziplin, hoffte zu sehr darauf, dass ich stark genug wäre, Verzicht zu üben – dass ich aus mir selbst heraus die Kraft habe, bestimmte Internetseiten nicht zu besuchen und meine Gedanken unter Kontrolle zu bekommen, wenn ich auf der Straße einem gut aussehenden Mann begegnete. Und das, obwohl mir auch durch das Beratungsangebot jener christlichen Seelsorge-Organisation, an die ich mich wandte, ausführlich klargemacht wurde, dass ich diese Sucht nicht einfach hinter mir lassen kann, ohne etwas zu finden, was an ihre Stelle tritt.

Die christliche Gemeinde bietet im Idealfall einen solchen ‚Ersatz’ in zweierlei Hinsicht: zum einen in der Beziehung zu Gott und der gegenseitigen Ermutigung, diese zu leben – zum anderen in gelebten zwischenmenschlichen Beziehungen.“

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