Der tragende Gott und Herr

Lesezeit: 4 Min.

Last ermüdet

Jeder von uns hat schon etwas getragen und damit ein leichtes oder schweres Gewicht transportiert. Das kostet uns Kraft und das umso mehr, je schwerer die Last ist beziehungsweise, je länger sie getragen werden muss. Irgendwann wird man müde und kann vielleicht nicht mehr tragen oder man benötigt eine Pause. So erging es Mose, der das murrende und widerspenstige Volk irgendwann nicht mehr tragen konnte (4. Mo 11,14). Nun, bei Gott ist es anders, da Er im Blick auf unsere Sorgenlasten nicht ermüdet (Jes 40,28).

Gott trägt uns und unsere Last

Gott trug das Volk Israel aus der Gefangenschaft Ägyptens „auf Adlers Flügeln“ zu sich (2. Mo 19,4) und anschließend durch die Wüste „wie ein Mann seinen Sohn trägt“ (5. Mo 1,31). Was für eine Sicherheit und welch eine Liebesbeziehung können wir in diesen Bildern erkennen!

Später sagt Er zum Volk, dass sie „von Mutterleib an aufgeladen, von Mutterschoß an getragen worden sind“ (Jes 46,3) – also von Anfang an und das ohne Unterbrechung, so wie Jesaja 63,9 es ebenfalls ausdrückt: „Er trug sie alle Tage der Urzeit“.

Dann verspricht Gott ihnen im gleichen Atemzug, dass Er sie bis in ihr Greisenalter tragen würde (Jes 46,4). Das ist die beste „Lebensversicherung“, die es gibt! Er wird auch in der Zukunft für sein Volk sorgen wie ein Hirte, der die Lämmer auf seinen Arm nimmt und in seinem Schoß trägt (Jes 40,11). Das spricht von Geborgenheit. Trotz aller schmerzhaften Erziehungswege Gottes, wird Er sie in der Zukunft wieder ins Land bringen und die Israeliten auf Schultern tragen lassen, damit sie ins verheißene Land zurückkehren können (Jes 49,22).

Das Volk Israel konnte sich immer auf Gott verlassen, und das können wir als Kinder Gottes in gleicher Weise. Er begegnet allen unseren Schwachheiten und Er wird uns ans Ziel bringen, denn Er trägt „Tag für Tag“ unsere Last (Ps 68,20). Die Last liegt also auf Ihm und nicht auf uns.

Gottes Erziehungswege

Bei aller Schönheit dieses Bildes, dass Gott uns und unsere Last trägt, ist aus einer anderen Perspektive sein Erziehungsziel mit uns dieses, dass wir selbst unsere „Glaubensschwingen“ ausbreiten und fliegen lernen. Das ist das Ziel des Adlers, der seine Jungen im Nest aufstört und über ihnen schwebt, um sie dann wieder aufzunehmen, wenn das Fliegen noch nicht gelingt (5. Mo 32,11). Gott hat Geduld mit uns und nimmt uns immer wieder auf, wenn wir etwas noch nicht können.

Wie traurig ist es aber, dass Gott trotz aller seiner Bemühungen zu einem Zeitpunkt „feststellen“ musste, dass seine „Kinder“, wie Er das irdische Volk Gottes in Jes 1,2 nennt, von Ihm abgefallen sind. Sie führten nur noch ein äußerlich frommes Leben, ohne echte Beziehung zu ihm (vgl. Jes 1,10-17) und Gott musste sagen, dass Er ihre Feste nicht mehr tragen konnte, da sie ihm zur Last geworden sind (V.14). Welch furchtbarer Zustand!

Gottes Erlösungsweg – Jesu Leidensweg

Doch es gibt ein Mittel, durch das die Sünden wie Schnee und Wolle weiß werden können (Jes 1,18). Gott hatte sich einen Weg erdacht, wie Er das Volk retten konnte. Dazu sandte Er seinen Sohn auf die Erde, Ihn, den die Engel eigentlich auf Händen tragen würden, damit Er seinen Fuß nicht an einen Stein stieße (Ps 91,12). So trug Er zunächst während seines Dienstes die Leiden und Schmerzen der Juden, indem Er ihre Schwachheiten und Krankheiten auf sich lud (Jes 53,4; Mt 8,17).

Doch er wurde verworfen und musste zum Spott die Dornenkrone sowie das Purpurgewand und dann sein Kreuz tragen (Joh 19,5.17). Am Kreuz trug Er als vollkommener Mensch für seinen Gott den Hohn der Menschen (Ps 69,8) und in den drei Stunden der Finsternis die Schrecknisse Gottes im Gericht (Ps 88,16) für die Sünden, die Er dort ebenfalls ein für alle Mal getragen hat (Jes 53,12; 1.Pet 2,24; Heb 9,28), um sie in „ein ödes Land“ zu tragen (3. Mo 16,22), d.h. vollkommen und für die Ewigkeit zu sühnen. Das alles tat Er, während Er doch sogar „alle Dinge durch das Wort seiner Macht“ trug und trägt (Heb 1,3). Sein Wunsch war es nämlich, dadurch „unter Weinen“ einen Samen zur Aussaat zu tragen und sich selbst als Weizenkorn zu geben, um viel Frucht zu bringen und dann seine Garben für Gott „mit Jubel“ heimtragen zu können (Ps 126,6; Joh 12,24). Welch wunderbarer Heiland!

Christus heute, der wahre Hohepriester

Jetzt, nachdem das Erlösungswerk vollbracht worden ist, kann unser Herr Jesus erst die Erfüllung des alttestamentlichen Hohenpriesters sein, der die Namen der Kinder Israel auf seinen Schultern und auf seinem Herzen trug (2.Mo 28,12.29.30). Er trägt uns allezeit in Kraft (Schulter) und in Liebe (Herzen) und ist ständig für uns in Weisheit tätig, um uns zu leiten (Urim und Tummim, durch die die rechten Entscheidungen für die Kinder Israel getroffen werden sollten).

Fazit und unsere Antwort

Das irdische Volk Gottes muss noch in Zukunft als Volk umkehren (nach der Entrückung der Versammlung), um wieder in den vollen Genuss des Tragens Gottes zu kommen, aber wir, sein himmlisches Volk besitzen heute schon einen dauerhaften Zugang zu allen damit verbundenen Segnungen.

Mögen wir im Glauben reichlich davon Gebrauch machen, damit wir Kraft haben sein Kreuz (die Schmach der Welt), die Lasten der anderen Gläubigen (ihre Schwierigkeiten und Nöte), unsere persönliche Verantwortung vor Gott und möglicherweise ein persönliches Joch (Glaubensprüfung) zu tragen, das er uns in seiner Weisheit auferlegt hat, um uns zu erziehen (Lk 14,27; Gal 6,2.5; Klgl 3,27).

Beitrag teilen

Verwandte Artikel

Tiere der Bibel - Fledertiere Stefan Drüeke Sind Fledermäuse und Flughunde bloß mysteriöse Kreaturen der Nacht oder unverzichtbare Kreaturen für unser Ökosystem? Wie sind sie entstanden? In diesem Video tauchen wir etwas ein in ihre verborgene Lebenswelt und lernen ihre faszinierende ... Video ansehen
Genesis (1. Mose): eine Reise durch die Schöpfungs- und Menschheitsgeschichte Manuel Seibel Nichts ist faszinierender als der Anfang des wichtigsten Buches dieser Welt. Dort finden wir nicht nur den Ursprung von allem. Gott schildert uns auch die Schöpfungs- und Menschheitsgeschichte. Von nahezu allen wesentlichen Aspekten der Wahrheit ... Video ansehen
Herrlichkeiten Jesu Christi (01) - Der Abdruck des Wesens Gottes Manuel Seibel Die Person des Herrn Jesus umfasst unzählbare Herrlichkeiten, die wir als Menschen nur teilweise anschauen und bewundern können. Im Neuen Testament gibt es hierzu drei besondere Abschnitte: Johannes 1; Kolosser 1 und Hebräer 1. Natürlich finden ... Artikel lesen
Herrlichkeiten Jesu Christi (10)- das Lamm Gottes Manuel Seibel Die Person des Herrn Jesus umfasst unzählbare Herrlichkeiten, die wir als Menschen nur teilweise anschauen und bewundern können. Im Neuen Testament gibt es hierzu drei besondere Abschnitte: Johannes 1; Kolosser 1 und Hebräer 1. Natürlich finden ... Artikel lesen
Den Glauben beerdigen – die Botschaft Judas' Manuel Seibel Judas schreibt exakt über unsere Zeit heute. Es gibt nach wie vor viele Christen. Aber was haben sie mit wahrem Christentum noch zu tun? Sie beerdigen den Glauben, die Glaubenswahrheit und eine Beziehung mit Jesus Christus. Das, was sie womöglich ... Video ansehen
Markus 12,4-12 Manuel Seibel Das Gleichnis vom Weinberg zeigt den bösen Zustand des Volkes Israel, besonders seiner Führer. Diese Leiter erfassten sehr schnell, dass der Herr sie meinte und wollten Ihn töten. Nur die Angst vor dem Volk hielt sie zurück, ihre Mord-Pläne ... Podcast anhören