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Christus war vom Himmel gekommen, nicht um seinen Willen zu tun, sondern den Willen seines Gottes und Vaters (Joh 6,38). Es war seine Speise, den Willen Dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte (Joh 4,34).

Das sehen wir auch in Gethsemane, als die Leiden des Kreuzes in ihrer ganzen Schrecklichkeit vor seiner heiligen Seele standen. Wie litt Er im Gedanken daran, dass Er am Kreuz unsere Sünden an seinem Leib tragen sollte. Als heiliger und fleckenloser Mensch konnte Er nicht wünschen, zur Sünde gemacht zu werden. Dennoch ordnete Er seinen Willen dem Willen seines Vaters unter. Darum hören wir Ihn in ringendem Kampf sagen: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber.“ Aber als abhängiger Mensch fügte Er sogleich hinzu: „Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt 26,39; vgl. Mk 14,36; Lk 22,42).

Auch in dieser schweren Stunde tat Er den Willen seines Vaters und nahm den Kelch der Leiden willig aus dessen Hand an. In vollkommenem Gehorsam ging Er seinen Weg weiter, um am Kreuz für fremde Schuld zu leiden und zu sterben.

In den Evangelien wird uns von drei ausdrücklichen Willensäußerungen des Herrn berichtet. Bei drei verschiedenen Gelegenheiten sprach Er ein betontes „Ich will“. Doch wie es stets in seinem Leben war, so stand sein Wille auch bei diesen Gelegenheiten in völliger Übereinstimmung mit dem Willen seines Gottes und Vaters. Nachfolgend wollen wir uns diese drei Begebenheiten etwas näher ansehen.

Ich will – die Befreiung von der Macht der Sünde (Mt 8,3; Mk 1,41; Lk 5,13)

Als der Herr Jesus sich in einer Stadt Galiläas aufhielt, bat Ihn ein Mann voller Aussatz darum, gereinigt zu werden: „Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.“ Seine Worte zeigen, dass er seine Reinigung vom Willen des Herrn abhängig machte. Er erkannte die Fähigkeit des Erlösers an, ihn zu heilen, zweifelte aber vielleicht ein bisschen an dessen Willen, an der Liebe und Zuwendung des Herrn. Zweifellos hatte der Herr die Macht, ihn zu heilen, aber würde es auch sein Wille sein, es zu tun?

Jesus Christus wollte diesem Mann helfen. Mit einem ausdrücklichen „Ich will; werde gereinigt!“ setzte Er den Zweifeln des Kranken ein Ende. Sofort wich der Aussatz von ihm, und er war gereinigt.

Der Aussatz ist ein Bild der Sünde und ihrer Auswirkungen. Davon rein zu werden, ist auch heute noch der ausdrückliche Wille des Herrn. Unser Heiland-Gott will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1. Tim 2,4). Das ist nicht der „Wille“ seines Ratschlusses, sondern der Wunsch seines Herzens. Er möchte, dass alle Menschen den Herrn Jesus annehmen und errettet werden. Bist du diesem Wunsch des Heilands schon nachgekommen?

Ich will – das bleibende Wort Gottes (Joh 21,22)

Nachdem Petrus im Kreis der Jünger öffentlich wiederhergestellt worden war, forderte der Herr ihn erneut auf, Ihm nachzufolgen. Petrus wandte sich um und sah auch Johannes nachfolgen. Interessiert, wie es mit seinem Freund Johannes wohl weitergehen werde, fragte er: „Herr, was wird aber mit diesem?“ (V. 21). Da gab ihm der Herr die bezeichnende Antwort: „Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!“ (V. 22).

Dieses „Bleiben“ des Johannes bezieht sich nicht – wie von manchen irrtümlicherweise angenommen wurde – auf seine Person, sondern auf seinen Dienst (V. 23). Der Dienst des Johannes hat nämlich die Ereignisse auf der Erde bis zur Wiederkunft des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit zum Inhalt. Das wird besonders deutlich im Buch der Offenbarung, das Johannes unter der Inspiration des Heiligen Geistes geschrieben hat. In dieser Hinsicht würde Johannes bis zum Wiederkommen des Herrn „bleiben“.

Der Herr hatte seinem Jünger diese prophetische Aufgabe anvertraut und es war sein ausdrücklicher Wille, dass der Dienst des Apostels Johannes die prophetischen Ereignisse bis zu seiner Erscheinung umfasste. Gewiss hatte der Herr dabei auch uns im Blick. Er wollte, dass wir ebenfalls einen Nutzen von diesem Dienst hätten und das prophetische Wort umso fester besitzen würden (2. Pet 1,19). In seiner Liebe hat Er uns sein Wort als bleibendes Hilfsmittel bis zu seinem Kommen gegeben. Sind wir Ihm dankbar dafür?

Ich will – die glückselige Hoffnung (Joh 17,24)

In Johannes 17 spricht der Herr Jesus als der Mensch gewordene Sohn Gottes zu seinem Vater. Er bittet Ihn für die Seinen, die Er in der Welt zurücklassen würde. Im Geist steht Er bereits hinter dem Kreuz. Er sagt zum Vater: „Ich bin nicht mehr in der Welt, und diese sind in der Welt, und ich komme zu dir“ (V. 11).

Gegen Ende dieses erhabenen Gebets bittet der Herr noch einmal für die Seinen: „Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt“ (V. 24).

Diese Bitte lässt das tiefe Verlangen seines Herzens erkennen. Er wünscht, dass die Seinen einmal bei Ihm sein möchten – dort, wo Er ist –, damit sie seine Herrlichkeit schauen. Es ist die Herrlichkeit, die Er als ewiger Sohn von Ewigkeit besaß und die der Vater Ihm als Mensch gegeben hat, und zwar als Antwort auf sein vollkommenes Leben und seine völlige Hingabe an Gott bis in den Tod (V. 5).

Der Herr Jesus hat uns nicht nur aus der Finsternis in sein wunderbares Licht geführt – so groß und herrlich das ist. Er will auch, dass wir einmal dort sind, wo Er ist, und seine persönliche Herrlichkeit schauen. Wir sollen Ihn kennen als den Sohn, den der Vater vor Grundlegung der Welt geliebt hat. Welch eine glückselige Hoffnung! Welch ein unaussprechliches Glück!

Zusammenfassung

Im Neuen Testament finden wir drei bemerkenswerte Gelegenheiten, bei denen die Worte „Ich will“ in besonderer Weise über die Lippen des Herrn kamen. Auch da war sein Wille in völliger Übereinstimmung mit dem Willen seines Gottes und Vaters. Bei diesen drei Gelegenheiten bezog sich der Wille des Herrn auf drei Punkte, die heute noch ihre besondere Bedeutung haben:

  • die Reinigung eines Sünders,
  • den Dienst des Johannes und
  • die herrliche Zukunft der Seinen.
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