Spaltungen in Korinth sind der Anfang – heute sind sie überall
„Unter euch“, schreibt der Apostel, „sind Streitigkeiten“. Und später fügt er in Kapitel 11,18 hinzu: „Ich höre, es seien Spaltungen unter euch.“ Er beginnt dieses Thema mit einem Appell, dessen Bedeutung er betont, indem er sich auf den „Namen unseres Herrn Jesus Christus“ beruft.
Er hatte die Versammlung in Korinth – und auch uns – soeben daran erinnert, dass wir „in die Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn“ berufen worden sind. Diese Berufung, die viele Vorrechte mit sich bringt, beinhaltet auch die Verantwortung, dieser Gemeinschaft in unserem Verhalten zu entsprechen. Wir werden ermahnt, in demselben Sinn und in derselben Meinung vollendet zu sein, so dass es keine Spaltung unter dem Volk Gottes und keinen Bruch der Gemeinschaft gibt.
Die Wurzel von Spaltungen: Klerikalismus und Sektiererei
Der Apostel deckt dann die Wurzel auf, aus der die Spaltungen hervorkommen. „Jeder von euch sagt: Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber des Christus.“ Auf der einen Seite erhöhten sie begabte Diener des Herrn in eine falsche Stellung als Mittelpunkte des Zusammenkommens. Das ist das böse Prinzip des Klerikalismus. Auf der anderen Seite bildeten sie selbst Parteien um diese Diener herum. Damit begannen sie das Übel der Sektenbildung.
Man mag fragen, was von denjenigen zu halten ist, die alle (genannten) Männer als Führer ablehnten und sagten, „Ich aber des Christus“? Diese waren in Wirklichkeit noch schlimmer als die anderen, denn sie versuchten, Christus zum Führer einer Partei zu machen. Damit ignorierten sie die Gaben, die Christus gegeben hatte. Es war die Anmaßung ganz besonderer Geistlichkeit, die von sich behauptete, auf den Dienst von anderen verzichten zu können, und zugleich Christus für sich selbst zu reservieren.
Führer und Jünger – für beide gibt es Gefahren
Dieses Übel der Parteibildung ist das Gegenteil von dem, wovon der Apostel in Apostelgeschichte 20,30 spricht. Dort warnt er die Ältesten aus Ephesus, dass Schwierigkeiten durch Führer entstehen würden. Hier sagt er nun, dass die Parteibildung durch Jünger zustande kommt. Dort spricht er von dem, was sich nach seinem Ableben ereignen würde, hier von dem, was während seines Lebens passierte. Das eine Übel führt zu dem anderen. Das Böse, das damit beginnt, dass Christen Parteien um Führer bilden, endet damit, dass die Führer verkehrte Dinge reden.
Dieses Prinzip, das sich in Korinth offenbarte, ist während der ganzen „Kirchengeschichte“ mit ähnlich verheerenden Folgen wirksam gewesen. Menschen haben sich um bevorzugte Lehrer geschart. Und die Führer, die sich selbst gestatteten, in einer solchen falschen Stellung zu stehen, lehrten später verkehrte Dinge und brachten Spaltungen unter das Volk Gottes, in dem sie Jünger hinter sich her sammelten.
Christus kann nicht „zerteilt“ werden
Der Apostel verurteilt diese Sektiererei, indem er fragt: „Ist der Christus zerteilt?“ Wir sind in eine Gemeinschaft berufen, dessen Grundlage Christus ist. Wir mögen andere Gemeinschaften mit anderen Grundlagen bilden – leider. Aber Christus können wir nicht zerteilen.
Dann verurteilt er ihren Klerikalismus, indem er fragt: „Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt worden?“ Paulus lehnte es ab, in eine falsche Stellung als Mittelpunkt der Zusammenkommen des Volkes Gottes erhöht zu werden. Der einzig wahre Mittelpunkt des Zusammenkommens des Volkes Gottes ist der Eine, der seine Anrechte auf sie dadurch erworben hat, dass Er für sie gekreuzigt wurde. Paulus war nicht für sie gekreuzigt worden, wie sehr er auch das Volk Gottes liebte. Er wollte diesen Platz der Zuneigungen des Volkes Gottes, der allein dem Gekreuzigten gebührte, nicht an sich reißen. Sein einziges Ziel – wie es bei jedem Diener sein sollte – war, wie er später sagt, sie mit einem Mann zu verloben, um sie als keusche Jungfrau dem Christus darzustellen (2. Kor 11,2).
Wessen rühmen wir uns?
Auch hatte Paulus sich selbst nicht zu einem Mittelpunkt der Zusammenkommen gemacht, indem er sie etwa auf seinen Namen getauft hätte. Tatsächlich hatte er nur Krispus und Gajus getauft, und auch das Haus des Stephanas (1. Kor 1,14.16). Was die übrigen Gläubigen in Korinth betrifft, hatte er es unterlassen, sie zu taufen. Es sollte niemand sagen können, er sei auf den Namen des Paulus getauft worden, weil etwa Paulus eine Partei um sich hätte bilden wollen.
Dadurch, dass die Korinther ihre bevorzugten Lehrer verehrten, suchten sie für sich eine Auszeichnung zu gewinnen, indem sie diesen Führern nachfolgten. So rühmten sie sich der Menschen, anstatt sich des Herrn zu rühmen. Sie rühmten sich der Gaben, statt den Geber zu erheben.
Das Kreuz Christi und die Gegenwart des Heiligen Geistes sind wirksame „Hilfsmittel“
Um diesem Übel zu begegnen, besteht der Apostel Paulus auf zwei großen Wahrheiten:
- Das Kreuz Christi (das große Thema bis zum Ende des ersten Kapitels).
- Die Gegenwart und die Kraft des Heiligen Geistes (das große Thema des zweiten Kapitels).
Paulus muss in Bezug auf den Wandel der Korinther vieles korrigieren. Aber zuvor sucht er sie in den großen Wahrheiten zu befestigen, die das sündige Fleisch vollkommen ausschließen. Die Nachsicht gegenüber dem Fleisch ist eine Wurzel der Unordnung in der Versammlung Gottes. Das Kreuz handelt mit dem Fleisch im Gericht vor Gott. Die Gegenwart des Heiligen Geistes duldet das Fleisch nicht in der Versammlung Gottes auf Erden. Es ist eine ernste Erwägung für uns alle. Jedes Mal, wenn wir dem Fleisch erlauben, sich in der Versammlung Gottes zu offenbaren, verleugnen wir praktischerweise das Werk des Kreuzes und die Gegenwart des Heiligen Geistes.
„Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn“ (V. 31).
Quelle: bibelpraxis.de/a7354.html