
Der zweite Brief an Timotheus wurde um 66/67 nach Christus geschrieben und ist persönlich an ihn gerichtet. Während dieser Zeit hatte der Niedergang der Christenheit schon begonnen. Im 1. Timotheusbrief, der 63/64 nach Christus geschrieben wurde, findet man das „Haus Gottes“ (1. Tim 3,15). Im 2. Timotheusbrief wird dann ein „großes Haus“ beschrieben, verbunden mit den sittlichen Eigenschaften der bekennenden Christenheit (2. Tim 3,1-9), was den Niedergang offenbart.
Es ist traurig, zu sehen, wie schnell der Verfall schon kurz nach den ersten Tagen der Christenheit eingesetzt hatte und bis heute fortbesteht bzw. sich weiter entwickelt hat.
Während dieser Zeit des Niedergangs findet man dann im 2. Timotheusbrief das erste „Du aber“ (2. Tim 3,10) an den Diener gerichtet. Durch das Personalpronomen „Du“ wird sofort ersichtlich, dass Timotheus persönlich angesprochen wird, wie es auch schon aus der Anschrift des Briefes entnommen werden kann. Auf uns übertragen bedeutet es, dass es der Einzelne ist, der persönlich angesprochen wird. Es ist nicht die Masse, sondern der Einzelne ist gemeint.
Danach werden neun Dinge vorgestellt, die Timotheus erkannt hatte. Einer der neun Punkte, der erste, ist die Lehre, die Gott dem Apostel Paulus offenbart hatte (2. Tim 3,10). Dies ist wichtig zu beachten, denn die Lehre ist ein wichtiger Grundstein zum geistlichen Wachstum und zur Bewahrung vor den Entwicklungen des Niedergangs. Sie enthält die ganze Offenbarung Gottes über seinen Sohn Jesus Christus, sie beschreibt das Werk des Herrn Jesus und dessen Ergebnisse, sie bringt den Niedergang der Christenheit ans Licht, sie stellt die Wahrheit über die Versammlung Gottes dar …
Diese von Gott offenbarte Lehre hatte Timotheus also erkannt. Er wird einige Verse später dazu ermuntert, in dem, was er bis dahin erkannt hatte, zu bleiben (2. Tim 3,14). Das bedeutet konkret, dass er das Gelernte festhalten und nun in seinem Leben, in die Praxis, umsetzen sollte.
Es ist etwas anderes, etwas nur zu erkennen bzw. zu lernen oder etwas zu erkennen und dann auch danach zu handeln. Dabei ist es wichtig, die Reihenfolge zu beachten:
1. die Erkenntnis der Wahrheit und
2. die Verwirklichung der Wahrheit
Ein schönes Beispiel liefert uns Esra. Von ihm wird gesagt, dass er sein Herz darauf gerichtet hatte, das Gesetz des Herrn zu erforschen und zu tun und in Israel Satzung und Recht zu lehren (Esra 7,10). Darin ist uns Esra ein Vorbild. Er erforschte das Gesetz des Herrn und verwirklichte danach das Gelernte in seinem Leben. Erst danach finden wir bei ihm, dass er lehrte.
Jeder Wiedergeborene, der die Lehre erkannt hat und das Gelernte daraufhin in der Kraft des Heiligen Geistes festhält und verwirklicht, besitzt die Basis für geistliches Wachstum. In Zeiten des Niedergangs bringt er zugleich Frucht für Gott hervor.
Quelle: bibelpraxis.de/a3089.html