Liebe und Gerechtigkeit

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Dass „Gerechtigkeit eine Nation erhöht, aber Sünde die Schande der Völker ist“ (Spr 14,34), ist ein biblischer Grundsatz, der von dem Professor für Neues Testament an der Universität Tübingen, Hans-Joachim Eckstein., hervorgehoben wurde Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass diese Welt und damit auch die dazugehörenden Nationen wie z.B. Deutschland unter dem unabänderlichen Gerichtsurteil Gottes stehen (Joh 16,8.11). Man wird Deutschland vielleicht gerechter machen können – aber das ist keine Gerechtigkeit vor Gott, die in irgendeiner Weise gelten würde. Insofern sind alle Anstrengungen, eine bessere Welt, ein „gerechteres Deutschland“ zu schaffen, vergebliche Mühe, was die Hoffnung betrifft, Gott damit zufriedenzustellen. Denn diese Welt hat in ihrer Gesamtheit und in allen Einzelheiten bewiesen, dass sie Gott und seinen Christus ablehnt.

Der Präsident der Rechtsanwaltskammer in Frankfurt am Main und designierte Präsident des Verbandes der Europäischen Rechtsanwaltskammern, Prof. Lutz Simon, stellt die These auf, dass sich das Christentum sich von allen anderen Weltreligionen durch die Feindesliebe unterscheide, die Jesus Christus gefordert und gelebt habe. Diese immer wieder zu hörende These kann allerdings nicht mit der Bibel fundiert werden. Denn nicht in den neutestamentlichen Briefen, die uns das Christentum vorstellen, ermahnt der Herr Jesus dazu, die Feinde zu lieben, sondern in der sogenannten Bergpredigt. Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass diese eine Art christliches Fundament biete. Nein, der Herr Jesus wendet sich in dieser Predigt an seine Jünger, die jüdischer Herkunft waren. Die ganze Predigt trägt deutlich jüdische Züge. Sie galt für die Jünger damals, sie wird auch wieder ihre volle Geltung tragen, wenn die Erlösten der heutigen Zeit in den Himmel entrückt sein werden (1. Thes 4). Damit ist nicht gesagt, dass sich die Bergpredigt nicht auch an das Gewissen von Christen wendet. Aber „christlich“ im eigentlichen Sinn des Wortes ist sie ausdrücklich nicht.

Eine noch gewagtere These formuliert Simon dann: Während in alttestamentlicher Zeit Ehebrecher mit dem Tod bestraft wurden, verurteilte Jesus eine Ehebrecherin nicht: „Allein die Liebe kann Gerechtigkeit hervorbringen“, so Simon. Ist das wahr? Diese Gegenüberstellung suggeriert, dass Gott im Alten Testament Gerechtigkeit ohne Liebe angewendet habe, während im Neuen Testament die Liebe eine neue Art von Gerechtigkeit definiere. Nun muss man einerseits auf David verweisen, der als Ehebrecher auch nicht sterben musste. Hat Gott seine Sünde nicht verurteilt? Hat Gott die Sünde der sogenannten Ehebrecherin in Johannes 8 nicht verurteilt? Natürlich hat Er das! Aber Er war jetzt dabei, in Jesus Christus die Grundlage für die Vergebung durch seinen Sühnungstod zu legen. Und im Blick darauf schenkte Er Gnade. Es ist ein großer Irrtum, dass Liebe die Gerechtigkeit verändere. Tatsächlich musste Gott einen Weg wählen, der vollkommen mit göttlicher Gerechtigkeit übereinstimmte. Mit anderen Worten: Für jede Sünde musste jemand bezahlen, und zwar mit seinem Leben. Gerechtigkeit durch Liebe ist keine Gerechtigkeit light; es ist auch keine andere Gerechtigkeit als im Alten Testament. Sie hat nur eine feste Grundlage durch das Werk Jesus am Kreuz von Golgatha. Liebe und Gerechtigkeit sind zwei ganz verschiedene Charakterzüge Gottes. Aber sie gelten beide zu jeweils 100% - das sollten wir nicht übersehen. Übrigens konnte der Herr Jesus dieses Werk nur deshalb ausführen, weil Er das Gesetz zu 100% gehalten hat. Insofern ist der Satz Simons, Jesus Christus habe gegen das Sabbatgebot verstoßen, Blasphemie, wobei wir unterstellen, dass er sich der Tragweite dieser Aussage nicht bewusst war. Der Herr Jesus hat an keiner stelle gegen die Gebote Gottes verstoßen, die seine eigenen Gebote waren. Sonst hätte Er für eigenes Vergehen sterben müssen und niemals für andere die Schuld auf sich nehmen können.

Auf dem Kongress wurde deutlich, dass viele Christen als Rechtsanwälte Zeit und auch Geld für mittellose Menschen zur Verfügung stellen. Dafür kann man nur dankbar sein. Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass sie bewusst „den biblischen Zehnten“ ihrer Zeit zur Verfügung stellten. Denn der biblische Zehnte ist ein Gebot für Juden – es ist zu vermuten, dass die meisten der auf dem Kongress anwesenden Juristen Christen aus den Nationen sind, für die dieses Gesetz vom Sinai nie gegolten hat. Und für Christen schon gar nicht, denn Christus ist das Ende des Gesetzes (Röm 10,4). Gott sei Dank!

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