Was sind eigentlich die Psalmen (des Neuen Testaments)?

Lesezeit: 3 Min.

Frage:

Im NT finden wir verschiedene Hinweise auf Psalmen (1. Kor 14,26, Eph 5,19, Kol 3,16 und Jak 5,13). Sind damit die alttestamentlichen Psalmen gemeint oder ganz allgemein „begleitete Lieder“? Denn der Artikel fehlt vor Psalmen an dieser Stelle, handelt es daher nicht um einen Hinweis auf konkrete Psalmen?

Antwort:

Wenn man dem Wörterbuch von Bauer/Aland zum Neuen Testament folgt, heißt das Substantiv (1. Kor 14; Eph 5; Kol 3) christliche Lobgesänge, während sich Lukas 20 und 24 sowie Apostelgeschichte 1 und 13 auf die alttestamentlichen Psalmen beziehen. Der Artikel vor Psalmen fehlt aber auch in Lukas 24,44 – das allein reicht nicht aus als Erklärung dafür, ob sich das Wort auf die alttestamentlichen Psalmen oder auf andere Lobgesänge bezieht. Wie immer entscheidet (auch) der Zusammenhang über die Bedeutung. In Jakobus 5,13 steht das Verb (lobsingend preisen, lobsingen), wie auch in Römer 15,9; 1. Kor 14,15 (2x), Epheser 5,19 [spielend]. Hier sieht man schon, dass die Übersetzer nicht Psalmen singen übersetzt haben, sondern lobsingen, was uns einen Hinweis auf die geistliche Bedeutung dieser Wörter gibt.

Anbei noch der Versuch einiger Erklärungen zu den vier genannten Stellen:

Epheser 5,19: In diesem Brief geht es um die christliche Wahrheit. Und die Gläubigen sollen sich nicht mit Wein berauschen, sondern mit dem Geist erfüllt werden und zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern reden ... Offenbar liegen diese drei „Kompositionsarten“ auf einer gewissen Linie, mir scheint absteigend in ihrem „Niveau". Paulus kann wohl kaum an alttestamentliche Psalmen denken, mit denen man sich - Geist erfüllt im neutestamentlichen Sinn – gegenseitig ermuntert und ermahnt. Das passt einfach nicht zu diesem Brief. Es sind geistliche Lobgesänge in Gedichtform, in denen Gott, der Vater, und der Herr Jesus, durch Loblieder geehrt und angebetet wird. Vielleicht erscheint uns das ein bisschen fremd. Aber die höchste Form der Anbetung ist, wenn Inhalt und Form besonders gewählt sind. Damit reden wir auch zueinander, weil wir uns gegenseitig anspornen in der Anbetung und dem Lob des Vaters und seines Sohnes.

Loblieder sind dann Lob- und Dankes-Lieder, in deren Mittelpunkt das Lob und der Dank Gottes steht, geistliche Lieder mehr Lieder unserer geistlichen Erfahrungen. Sehr ähnlich ist Kolosser 3 zu verstehen.

Wenn man 1. Korinther 14,26 hinzunimmt, dann steht dort der Psalm im Zusammenhang mit der Ausübung der Gnadengaben in dem Zusammenkommen zur Auferbauung, genauso wie eine Lehre, eine Offenbarung, eine Sprache ... Mein Eindruck: Psalmen waren hier - womöglich spontan - gedichtete Beiträge, die ein Bruder allein (wie eine Offenbarung, Lehre) in dem christlichen Zusammenkommen vorgesungen hat. Ich glaube, dass die Stunden damals, jedenfalls in dieser Hinsicht, doch ein wenig vielseitiger waren, als wir das heute im Allgemeinen kennen ... Wenn man diesen Gedanken nach Epheser 5 überträgt, ist dort das Singen von Psalmen vielleicht auch der Beitrag einer Person, das Singen von Lobliedern könnte sich dann auf mehrere zusammen beziehen. Aber diesen Rückbezug muss man vielleicht nicht vornehmen.

Auch Jakobus 5,13 scheint sich darauf zu beziehen, dass jemand, der guten Mutes ist, nicht einfach sich selbst danken soll, sondern Gott - so wie er Gott kennt -, und Ihm Loblieder singen darf (offenbar auch alleine).

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