Alles mit Christus in Verbindung bringen (der Kolosserbrief)

Lesezeit: 3 Min.

Die Entwicklungen um uns herum können jedenfalls dazu beitragen. Deshalb ist es notwendig, allein auf Christus zu sehen. 1

 

Christus

Christus ist der Gesalbte, der von den Juden als Messias erwartet wurde (Dan 9,25.26; Joh 1,41; 4,25). In Psalm 2,2 wird der Herr Jesus „der Gesalbte“ genannt. Nach Apostelgeschichte 2,36 hat Gott den Messias, der auf der Erde von den Juden verworfen wurde, nach der Auferstehung zum Herrn und zum Christus gemacht. Das heißt,  in den Briefen des Neuen Testaments wird der Name „Christus“ mit dem verherrlichten Herrn zur Rechten Gottes verbunden, der das Haupt des Leibes der Versammlung ist.

 

Christus im Kolosserbrief

Im Kolosserbrief lernen wir, dass wir als Christen nicht mehr in der Welt, d. h. nach den Prinzipien der Welt leben, sondern mit Christus (2,20; 3,1). Wir haben neues Leben bekommen, das mit Christus in Gott verborgen ist (1,5; 3,3). Gleichzeitig ist Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit (1,27). Nicht die Philosophie, nicht jüdische Lehren und Traditionen2, nicht die Wissenschaft (2,8), keine Mystik (2,18), sondern Christus ist Inhalt dieses Lebens.

 

Christus in Kolosser 3

In Kapitel 3 erwähnt Paulus, der die Kolosser nie persönlich gesehen hat (2,1), Christus neunmal:

  1. „Wenn ihr nun3 mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, ... (V 1)
  2. ... wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes4“ (V 1).
  3. „und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott“ (V 3).
  4. „Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, ...“ (V 3).
  5. „... wo nicht ist Grieche und Jude, ..., sondern Christus alles und in allen“ (V 11).
  6. „... wie auch der Christus euch vergeben hat, so auch ihr“ (V 13).
  7. „Und der Friede des Christus regiere in euren Herzen, ...“ (V 15).
  8. „Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen, ...“ (V 16).
  9. „Ihr dient dem Herrn Christus“ (V 24).

 

Einige der oben zitierten Verse finden ihre Parallele in anderen Briefen. Dort stehen die Aussagen allerdings mehr in Verbindung mit Gott und nicht mit Christus5:

 

Kolosser 3

übrige Briefe im NT

„... erneuert nach dem Bild dessen, der ihn erschaffen hat“ (V 10, Herr Jesus als Schöpfer, s. Kap 1,16-18).

„... und angezogen habt den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist“ (Eph 4,24)

„Christus alles in allem“ (V 11).

„Gott alles in allem“ (1.Kor 15,28).

„Friede des Christus“ (V 15)

„Friede Gottes (Phil 4,7)“

 

Christus im Zentrum meiner Überlegungen?

In der Welt geht es turbulent zu, eine Schreckensnachricht jagt die nächste. Gleichzeitig gibt es viele Angebote. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen rund um den Ukraine-Konflikt, die Energiepreise und die Inflation rücken viele Überlegungen/Lösungsansätze/Strategien zur Überwindung der Probleme in den Vordergrund, leider oft auch in den Mittelpunkt unserer Gedanken.

Gottes Wort aber bringt alles zuerst mit Christus in Verbindung. Dabei bleiben wir vernünftig und kommen unserer Verantwortung in der Familie und in der Arbeitswelt nach. Wir sind bodenständig, wir schweben nicht über den Dingen. Denken wir mehr daran, alles mit Christus zu verbinden. Wir sind als Gläubige aufs Engste mit dem Herrn verbunden:

  • mit Christus gekreuzigt (Gal 2,19),
  • mit Ihm gestorben (Röm 6,8),
  • mit Christus den Elementen der Welt gestorben (Kol 2,20),
  • mit Ihm begraben (Röm 6,4; Kol 2,12) und
  • mit Ihm auferweckt (Kol 2,12; 3,1).

 

Christus und mein tägliches Leben

  • Wir töten unsere Glieder, die auf der Erde sind (3,5-11) und zeigen den Charakter des Christus (3,12-17).
  • In unserem täglichen Verhalten (3,18–4,6) sieht unser Umfeld, dass Christus unser Leben ist, denn unsere Worte und Taten sollen im Namen des Herrn geschehen (3,17). Wir zeigen eine himmlische Gesinnung in irdischen Beziehungen. Frauen, Kinder und Arbeitnehmer werden direkt mit dem Herrn in Verbindung gebracht (3,18.20.22). Die Herrlichkeiten des Hauptes Christus sollen in seinem Leib sichtbar werden, auch gegenüber „denen, die draußen sind“ (4,5).
  • Christus hat den ersten Platz im Universum (1,16-18). Er muss auch den ersten Platz in meinem Herzen haben. Das ist ein hoher Anspruch.

 

„Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein“ (Lk 12,34). Auch hier gilt, vielleicht ganz besonders: Es ist leichter geschrieben als getan. Nehmen wir den Anspruch des Herrn neu an.

Fußnoten

  • 1 Im Kolosserbrief fällt auf, dass selbst Tätigkeiten, die normalerweise mit dem Heiligen Geist verbunden werden, auf Christus bezogen werden. Der Geist erwähnt sich selbst sogar nicht, mit Ausnahme von Kapitel 1,8, aber auch hier geht es Ihm letztlich nur darum, den Herrn vorzustellen.
  • 2 Damals waren vermutlich besonders die Strömungen bzw. Sekten der Essener und Gnostiker vorherrschend.
  • 3 „Nun“: Eine christliche Lebenspraxis ist nur auf Basis einer gesunden Lehre möglich (Röm 12,1; Eph 4,1; Kol 3,1).
  • 4 „Zur Rechten Gottes“: Im Römer-Brief: Christus verwendet sich für uns (8,34); im Kolosser-Brief: Christus, unser Leben, ist im Himmel; Epheser-Brief: Christus im Himmel ist unsere Stellung, denn auch wir sind geistlicherweise schon dort (2,6).
  • 5 Ein Vergleich des Kolosser-Briefs mit dem Epheser-Brief findet sich u.a. hier (Autor: Christian Briem): https://www.bibelkommentare.de/kommentare/442/christus-vor-augen
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