Der Wille Gottes (FMN)

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Gott hat uns in seinem Wort seinen grundsätzlichen Willen mitgeteilt, aus dem wir bereits das Wesen seiner Gedanken erkennen und daraus für uns praktische Konsequenzen ableiten können. Aber Er hat auch einen konkreten Willen in Bezug auf unser Leben und jede Situation, in der wir uns befinden. Dieser Wille ist nicht im Einzelnen in Gottes Wort nachzulesen, sondern kann nur erkannt werden, wenn wir in lebendiger Gemeinschaft mit Ihm leben.

Diesem Willen Gottes möchten wir als seine Kinder gehorchen. Der von neuem geborene Mensch lebt nicht mehr sich selbst und seinem Willen, sondern Gott. „So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus. ... Freigemacht aber von der Sünde, seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit geworden" (Röm 6,11.18).

Unser Wunsch ist es, wie der Herr zu sagen: „Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe". Er ordnete seinen Willen völlig dem Willen seines Vaters unter, als „er sein Angesicht feststellte, nach Jerusalem zu gehen" (Lk 9,51). Er entschied sich bewusst, den schweren Weg nach Golgatha zu gehen, um den Willen seines Vaters zu tun. Und wir wollen „jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus" (2. Kor 10,5), d.h. unter den Gehorsam Ihm gegenüber.

Der grundsätzliche Wille Gottes

Zunächst ein paar Gedanken zum grundsätzlichen Willen Gottes.

1. Gott hat uns geistlicherweise aus der gegenwärtigen, bösen Welt herausgenommen: „Unser Herr Jesus Christus, der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters" (Gal 1,4). Durch sein Werk hat uns der Herr Jesus mit einem hohen Preis für Gott erkauft. Wir sind jetzt Kinder Gottes, die nach Gottes Willen handeln sollen. Er hat uns in eine völlig neue Stellung gebracht: „Er hat uns auserwählt in ihm vor Grundlegung [der] Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe; und uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens" (Eph 1,4.5). Daraus ergibt sich für uns, diesen Stellungswechsel, der an uns vollzogen wurde, in unserem Leben praktisch zu verwirklichen.

2. Gott hat uns für sich abgesondert und geheiligt: „Durch diesen Willen sind wir geheiligt durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi" (Heb 10,10). Wir gehören Ihm und sind für Ihn abgesondert durch das Opfer des Herrn Jesus. Also müssen wir unser Leben an Ihm und auf Ihn ausrichten.

3. Er will, dass wir eine dankbare Grundhaltung haben - „...und seid dankbar" (1.Thes 5,18). Dankbarkeit Gott gegenüber vermehrt die Freude an dem Segen, den Gott uns geschenkt hat, und „Danken schützt vor Wanken". Wenn wir dankbar sind, werden wir uns zum Beispiel „begnügen mit dem, was vorhanden ist" (Heb 13,5).

Was die praktische Seite des Lebens eines Gläubigen betrifft, könnte man hier noch viele andere Beispiele aus Gottes Wort anfügen. Das aber mag jeder für sich persönlich tun.

Der Wille Gottes im persönlichen Leben

Gottes Willen im persönlichen Leben zu erkennen ist ein dauerhafter Prozess. „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist" (Röm 12,2). Durch den erneuerten Sinn sind wir sowohl befähigt und aufgefordert, zu prüfen, was Gottes Wille ist, als auch in der Lage, den Grundsätzen des Wortes Gottes gemäß zu handeln.

Wodurch zeigt Gott uns seinen Willen für unser Leben?

Gott macht uns seinen Willen deutlich

  • durch sein Wort, das wir mit Gebet lesen,
  • durch äußere Umstände oder Hinweise anderer Personen,
  • und durch unser Empfinden (innerer Frieden nach Gebet).

Wie will Gott uns seinen Willen zeigen?

Grundsätzlich möchte Gott uns durch sein „Auge" leiten und nicht durch ungünstige Umstände. „Mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten" (Ps 32,8). Dafür müssen wir nahe bei Ihm sein. Sonst muss Er „Zaum und Zügel" benutzen, um uns seinen Willen zu zeigen oder uns auf die rechte Bahn (zurück) zu bringen.

Wie erkenne ich Gottes Willen für mein Leben?

Es gibt Voraussetzungen und leider auch Hindernisse, die es uns erschweren oder unmöglich machen, den Willen Gottes zu erkennen.

Voraussetzungen:

  • das Wort Gottes lesen und lieben;
  • die Bereitschaft, dem Wort zu gehorchen. Nur dann kann und wird Gott uns mehr Erkenntnis schenken über seinen Gedanken. „Wenn jemand Gottes Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist" (Joh 7,17);
  • das Gespräch mit Gott pflegen und konkret für Dinge beten;
  • darauf achten, wo Gott Türen öffnet oder verschließt. Da bedarf es der Weisheit von oben, zu erkennen, ob ein Hindernis direkt eine verschlossene Tür darstellt oder eine Prüfung, durch die Gott uns führen will;
  • offen sein für Ratschläge geistlicher Geschwister/Freunde. Denn „der Weg des Narren ist richtig in seinen Augen, aber der Weise hört auf Rat" (Spr 12,15). Doch lasst uns den Herrn bitten, dass wir auch weise und aufrichtig sind in der Auswahl dieser Geschwister/Freunde! Wenden wir uns an Gläubige, die Erfahrungen gesammelt haben auf dem Weg der Nachfolge! Suchen wir den Ratgeber nicht gerade da, wo uns Zustimmung zu unseren Entscheidungen sicher ist! Insbesondere in den Fragen der Ehepartnerwahl sollte es - wenn gleichaltrig - ein Ratgeber aus unserem Geschlecht sein;
  • zusätzlich zum persönlichen Gebet bei schwierigen Fragen auch das Gebet mit anderen Gläubigen suchen. Es ist eine große Hilfe und ein Geschenk Gottes, wenn wir solche haben, mit denen wir offen reden und beten können.

Hindernisse:

  • Uns bewusste Sünde in unserem Leben, die wir Gott nicht bekennen, macht uns blind für den Willen Gottes. Wenn wir aber das tägliche Selbstgericht kennen und uns selbst reinigen, „wie er rein ist" (1. Joh 3,3), werden wir einen klaren Blick haben für den Willen Gottes;
  • vor einer Entscheidung die Antwort Gottes festlegen und von Gott nur noch das „Abnicken" unserer Entscheidungen erwarten. Wir sollten offen sein dafür, dass Gott uns einen Weg führen will, den wir bisher nicht erwogen haben;
  • egoistische Motive, indem wir von vorneherein einen Weg ausschließen, der uns zum Beispiel Zeit oder Geld kosten könnte. Egoistische Motive können auch darin bestehen, dass wir uns dem Willen Gottes in bestimmten Bereichen in unserem Leben verschließen, zum Beispiel in der Frage der Ehe oder Ehelosigkeit, der Berufswahl, der Gestaltung der Freizeit oder der Wohnortwahl;
  • Ungeduld ist ein falscher Berater. Saul fiel durch Ungeduld in Sünde (1. Sam 13,8ff). Gott lässt uns gelegentlich warten, um unsere Abhängigkeit von Ihm zu prüfen.

Wenn Gott uns dann inneren Frieden für eine Entscheidung schenkt, die in Übereinstimmung mit seinem Wort ist, dürfen wir das als Indiz sehen, dass wir seinen Willen für uns erkannt haben. Empfindungen, die von Gott kommen, bleiben nicht unbestimmte Gefühle. Wenn Gott sie hervorgerufen hat, sind sie normalerweise deutlich.

Sein Plan und unser Plan

Unseren Willen dem Willen Gottes unterzuordnen bedeutet nicht, dass wir überhaupt keine eigenen Entscheidungen treffen sollen. Vor schwierigen Entscheidungen neigen wir dazu, auszuweichen und die Entscheidung Gott zu überlassen, wie wir sagen. Wenn uns zwei Türen geöffnet zu sein scheinen, wünschen wir oft, dass Gott eine Tür wieder schließt, damit wir klar sehen. Er möchte jedoch, dass wir eine Entscheidung treffen, und zwar in Abhängigkeit von Ihm und dann im Glauben vorangehen.

Wie gut ist es zu wissen, dass Gott unabhängig von unserem Tun einen Plan für unser Leben hat, den Er ausführen wird. Niemand kann Ihn daran hindern - auch wir nicht. Man könnte nun die Schlussfolgerung ziehen, dass es demnach egal ist, was wir tun und lassen. Doch dieser Gedanke ist falsch.

Dies bleibt der Logik des menschlichen Verstandes verschlossen, die sagt: ENTWEDER ist alles von Gott festgesetzt, ODER die Zukunft ist bestimmt durch unsere Entscheidungen. Bei Gott heißt es aber „UND". Alles läuft nach Gottes Plan, UND unsere Entscheidungen sind relevant.

Als Beispiel sei hier die Begebenheit in Apostelgeschichte 27 angeführt. Vers 24 scheint aus menschlicher Sicht nicht mit der Warnung von Paulus im Vers 31 zusammenzupassen: „...siehe, Gott hat dir alle geschenkt, die mit dir fahren. [...] sprach Paulus zu dem Hauptmann und den Soldaten: Wenn diese nicht im Schiff bleiben, könnt ihr nicht gerettet werden" (Apg 27,24.31). Die Zusicherung Gottes in Vers 24 ließ Paulus nicht untätig bleiben. Er traf in Abhängigkeit von Gott die Entscheidung, den Matrosen zu wehren, in dem Wissen, dass die Übrigen sonst nicht gerettet werden konnten. Gottes Plan kam zur Ausführung und Paulus' Entscheidung und Eingreifen fügte sich ein in diesen Plan Gottes.

Ist denn Böses in unserem Leben auch Teil dieses Planes Gottes? Durchaus nicht. Nie ist Gottes Plan für uns, dass wir sündigen. Gott stellt uns nicht vor die Entscheidung zu gehorchen - er befiehlt es uns. Aber wir haben leider durch die in uns wohnende Sünde die Möglichkeit, uns bewusst im Eigenwillen dagegen zu entscheiden. Es ist jedoch ein Trost, dass unsere Sünde nie den Plan Gottes durchkreuzen kann. Er kommt zu seinem Ziel. In seiner großen Gnade führt Er sogar oft das, was wir ohne Ihn oder sogar gegen Ihn begonnen haben, zu einem guten Ziel! Aber darauf dürfen wir uns natürlich nie verlassen, denn in seinen Erziehungswegen mit seinen Kindern lässt Gott uns oft auch das ernten, was wir gesät haben (Gal 6,7).

Gott hat uns ein neues Leben geschenkt, das ausschließlich den Willen Gottes tun will. Gott möchte in uns durch dieses neue Leben das wirken, was Er in seinem Plan hat. Wie schön ist es, wenn unser Wille sich in seinen einfügt und wir sozusagen an diesem Plan Gottes für unser Leben „mitwirken" dürfen.


Folge mir nach - Heft 11/2014

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