Grant, Frederick William Grant 1834-1902

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Durch die Lektüre verschiedener Schriften der Brüder wurde ihm klar, daß er nicht in der Staatskirche bleiben konnte. Daher verließ er die kirchlichen Systeme und zog nach Toronto, wo er eine Zeitlang wohnte. Aus seinem Briefwechsel mit J. N. Darby (siehe Seite 40) aus den Jahren 1864 bis 1875 ist ein klares Bild seiner geistlichen Entwicklung zu entnehmen, besonders hinsichtlich der Entdeckung, die eine lebendiggemachte Seele in ihrem verdorbenen Fleisch macht, und hinsichtlich der Gefahren der Selbstsucht und des Intellektualismus. Diese Selbsterkenntnis ist deshalb so besonders bemerkenswert, weil er sich in seinen späteren Schriften manchmal zu etwas überspitzten Gedankengängen hinreißen ließ, die von den meisten übrigen Lehrern unter den Brüdern nicht geteilt wurden. Er besaß jedoch ein tiefes Verständnis der Wahrheit, die er immer mit großer Freude erklärte. Immer war es sein Herzenswunsch, den Seelen Christus kostbarer und Sein Wort teurer zu machen.

Später übersiedelte F. W. Grant nach Brooklyn im Staate New York, dann nach Plainfield (New Jersey), wo er bis zu seinem Tode wohnte. Da er nicht viel reiste, war er vielen Geschwistern von Angesicht unbekannt. Auch fehlte ihm die persönliche Anziehungskraft, die vielen Führern - auch unter den Kindern Gottes -eigen ist. Aber diejenigen, die ihn persönlich kannten, liebten ihn wegen seines wertvollen und edlen Charakters, einer Frucht der Gnade Gottes, und wegen der Einfalt und Würde eines wahren Christen. Er liebte das Wort Gottes über alles, er wünschte daran im Bewußtsein seiner Schwachheit und Abhängigkeit festzuhalten und die kostbaren Wahrheiten, die darin enthalten sind, den Seelen immer wieder vorzustellen.

Jahrelang hatte er eifrig das Buch der Psalmen untersucht. Er wurde nicht nur von ihrem Inhalt angezogen, sondern auch von der Form, in der sie geschrieben sind, die in ihrer Einteilung den fünf Büchern Mose vergleichbar ist ("Pentateuch"), von der Tatsache, daß in mehreren Psalmen die Versanfänge dem hebräischen Alphabet folgen, und von ihrem offensichtlichen Zusammenhang in mehreren Gruppen. Er bekam den Eindruck, daß Gott die Psalmen nach einem bestimmten Plan hatte schreiben lassen, wobei die zahlenmäßige Bedeutung jedes Psalms, jeder Gruppe von Psalmen und jedes Buches einen deutlich bezeichneten und wichtigen Platz hatten. Wenn aber die Psalmen so geschrieben waren, warum nicht auch die ganze Heilige Schrift? So forschte er weiter, bis er dieselbe göttliche Harmonie in dem ganzen inspirierten Worte Gottes sah. Er machte sich ans Werk und schrieb in jahrelanger geduldiger Arbeit "The Numerical Bible" (Die Zahlenbibel). Sieben Bände dieses Werkes sind insgesamt erschienen. Sie umfassen im Alten Testament: 1. Mose bis 2. Samuel, die Psalmen und den Propheten Hesekiel, sowie das vollständige Neue Testament. Leider war es ihm nicht vergönnt, auch die übrigen Bücher des Alten Testamentes zu vollenden. Er teilte den Bibeltext entsprechend der von ihm entdeckten Zahlenstruktur ein und gab dazu am Rande viele wertvolle Parallelstellen sowie einen fortlaufenden Kommentar unter dem Bibeltext. Darüber hinaus schrieb er eine Reihe von Betrachtungen (zum Beispiel über das erste und zweite Buch Mose und die Offenbarung) und Bücher lehrmäßigen Inhalts über verschiedene Themen.

Aus der Zeit kurz vor seinem Heimgang wird eine Begebenheit berichtet, die hier zum Schluß wiedergegeben werden soll. Als ein Besucher sein Zimmer betrat, saß er, durch Kissen gestützt, in seinem Stuhl. Die Bibel lag geöffnet vor ihm, wie immer in diesen Tagen des beschwerlichen, hilflosen Wartens. Er wandte sich dem Besucher zu und sagte mit einem Blick auf seine Bibel in tiefer Bewegung: "O, das Buch, das Buch! das Buch!!". Es war, als ob er sagen wollte: Welch eine Fülle habe ich hier, wie wenig habe ich davon verstanden, wie schwach die darin enthaltenen Gedanken zum Ausdruck gebracht.

Am 25. Juli 1902, an seinem achtundsechzigsten Geburtstag, ging er in Plainfield heim zu Christus, seinem Herrn.

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Dem Buch "Gedenket Eurer Führer" entnommen

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