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Judas

Judas war ein habsüchtiger Mann. Er liebte das Geld. Diese Liebe ist in jedem Zeitalter sehr verbreitet. Er hatte zwar das Evangelium gepredigt. Er hatte den Herrn Jesus während der Tage seines öffentlichen Dienstes begleitet. Er hatte seine Worte gehört, seine Wege gesehen, seine Güte erfahren.

Aber leider … hatte er kein Herz für Christus. Er hatte ein Herz für das Geld. Beim Gedanken an Gewinn wurde sein Herz jedes Mal bewegt. … Satan wusste das. Er kannte die besondere Begierde von Judas. … Er verstand es, ihn zu versuchen und zu gebrauchen. Ernster Gedanke!

Beachten wir auch, dass die Stellung, die Judas einnahm, ihn besonders geeignet machte für Satan. Seine Vertrautheit mit den Wegen Christi machten ihn zur geeigneten Person, um Ihn in die Hände seiner Feinde zu verraten. Kopfwissen von heiligen Dingen, wenn das Herz nicht berührt ist, macht einen Mann schrecklich gefühllos, weltlich und böse. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten in Matthäus 2 hatten ein Kopfwissen des Buchstabens der Schrift, aber kein Herz für Christus. Sie konnten sofort die prophetischen Bücher aufrollen und die Stelle finden, in der geschrieben stand: „Und du, Bethlehem, Land Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird ein Führer hervorkommen, der mein Volk Israel weiden wird“ (Mt 2,6).

Kopfwissen oder Herzensliebe?

Dies alles war sehr gut, sehr wahr und sehr schön. Aber dann hatten sie kein Herz für diesen „Führer“ – keine Augen, um Ihn zu sehen – sie wollten Ihn nicht. … Sie hatten kein Herz für Christus und stellten deshalb ihre Schriftkenntnisse einem gottlosen König zur Verfügung, der im Begriff stand, diese, wenn möglich, für die Absicht zu verwenden, den wahren Erben des Thrones umzubringen. So viel über Kopfwissen ohne Herzensliebe.

Dennoch ist es nicht so, dass wir die Bedeutung der Schriftkenntnis vermindern wollten. Fern davon! Die wahre Erkenntnis der Schrift wird das Herz zu Jesus führen. Aber es gibt eine Kenntnis des Buchstabens der Schrift, durch die man in der Lage ist, Kapitel nach Kapitel zu wiederholen, Vers für Vers, ja sogar eine Art wandelnde Konkordanz zu sein, aber die ganze Zeit ein kaltes und gefühlloses Herz gegen Christus hat. Eine solche Erkenntnis wird einen nur noch mehr in die Hände Satans werfen. …

Der Teufel ist raffiniert – kann aber nichts gegen ein Herz für Christus ausrichten

Der Teufel bedient sich nie unwissender oder dummer Menschen, um gegen Gottes Wahrheit zu handeln. Nein, er findet geschicktere Leute für diese Arbeit. Die Studierten, die Intellektuellen, die Tiefdenkenden – vorausgesetzt, dass sie kein Herz für Christus haben – entsprechen ihm zu allen Zeiten sehr gut.

Was bewahrte die „Magier vom Morgenland“? Warum konnte Herodes – warum konnte Satan – sie nicht für seinen Dienst gewinnen? Oh, merken wir uns die Antwort! Sie hatten ein Herz für Christus. Gesegneter Schutz! Zweifellos waren sie unwissend hinsichtlich der Schriften – sie hätten eine klägliche Figur gemacht beim Suchen einer Stelle in den Propheten; aber sie suchten Jesus. Sie suchten Ihn ernsthaft, aufrichtig und eifrig. Deshalb würde Herodes gern von ihnen Gebrauch gemacht haben, wenn er es gekonnt hätte. Doch sie sollten nicht von ihm gebraucht werden können. Sie fanden ihren Weg zu Jesus. … Und anstatt Werkzeuge in der Hand Herodes zu sein, waren sie Anbeter zu den Füßen des Herrn Jesus.

Nicht Unwissenheit, sondern ein Herz für Christus!

Damit wollen wir aber durchaus nicht Unwissenheit über die Schrift empfehlen. Auf keinen Fall. Leute, die das Wort nicht kennen, werden sich bestimmt schwer irren. Es war zum Lob von Timotheus, dass der Apostel zu ihm sagen konnte: „Weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die vermögend sind, dich weise zu machen zur Seligkeit“; aber dann fügt er hinzu: „durch den Glauben, der in Christo Jesu ist“ (2. Tim 3,15). Die wahre Erkenntnis der Schrift wird uns immer zu den Füßen des Herrn Jesus führen. Reines Kopfwissen dagegen, ohne Herzensliebe für Christus, wird uns zu wirkungsvolleren Agenten in der Hand Satans machen.

So war es beim hartherzigen, geldliebenden Judas. Er hatte Kenntnis ohne einen Funken Zuneigung für Christus. Seine Vertraulichkeit mit dieser gesegneten Person machte ihn zu einem brauchbaren Instrument für den Teufel. – Der Teufel wusste, dass ihn dreißig Silberstücke zum Dienst in dem schrecklichen Werk der Verleugnung seines Meisters anwerben konnten.

Denken wir daran! Hier war ein Apostel ein Prediger des Evangeliums – ein bedeutender Bekenner. Doch unter dem Deckmantel des Bekenntnisses lag „ein Herz, in Habsucht geübt“ – ein Herz, das einen großen Platz hatte für „dreißig Silberlinge“, aber nicht eine Ecke für den Herrn Jesus. Oh, ihr herzlosen Bekenner, denkt an Judas! denkt an seinen Weg! Denkt an seinen Charakter! Denkt an sein Ende! … Bekennende Christen, hütet euch vor Kopfwissen, Lippenbekenntnis, formeller Frömmigkeit, mechanischer Religion – hütet euch vor diesen Dingen und sucht, ein Herz für Christus zu haben.

Petrus

In Petrus haben wir eine andere Warnung, immerhin nicht in der gleichen Weise. Er liebte den Herrn Jesus wirklich, aber er fürchtete das Kreuz. Er schreckte davor zurück, seinen Namen in der Mitte der Reihen der Feinde zu bekennen. Er rühmte sich dessen, was er tun wollte, als er nichts von sich hätte halten sollen. Er war fest eingeschlafen, als er auf den Knien hätte sein sollen. Anstatt zu beten, schlief er; und dann, anstatt still zu sein, zog er das Schwert. …

Es ist sehr wahrscheinlich, ja fast sicher, dass Petrus den Gedanken, den Herrn Jesus für dreißig Silberlinge zu verkaufen, entrüstet von sich gestoßen hätte. Und doch fürchtete er sich, Ihn vor der Magd zu bekennen. Er hätte Ihn seinen Feinden nicht verraten, aber er verleugnete Ihn vor ihnen. Er mag das Geld nicht geliebt haben, aber er versagte darin, ein Herz für Christus zu offenbaren.

Selbstvertrauen führt automatisch zu Niederlagen

Gläubiger Leser, erinnere dich an die Niederlage von Petrus und hüte dich vor Selbstvertrauen. Fördere einen Geist des Gebets. Halte dich nahe zum Herrn Jesus. Halte dich fern vom Einfluss der Gunst dieser Welt. … Beschäftige dich mit Christus. Das ist der echte Schutz. Sei nicht zufrieden, indem du bloß offenbare Sünden vermeidest. … Pflege lebendige, warme Zuneigungen zu Christus. Einer, der „Jesus von ferne folgt“, steht in Gefahr, Ihn in kurzer Zeit zu verleugnen. …

Welch ein Glück, dass die Gnade zu Petrus vor seinem Fall gesagt hat: „Ich habe für dich gebetet, auf dass dein Glaube nicht aufhöre.“ Merke, Er sagt nicht: „Ich habe für dich gebetet, dass du nicht fallen mögest.“ Nein, sondern „dass dein Glaube nicht aufhöre“, wenn du gefallen bist. Kostbare, unvergleichliche Gnade! Das war die Hilfsquelle von Petrus. Bezüglich Gnade war er ein Schuldner von Anfang bis zum Ende. Als ein verlorener Sünder war er ein Schuldner gegenüber „dem kostbaren Blut Christi“. Und als ein strauchelnder Heiliger, war er ein Schuldner gegenüber der tätigen Fürsprache Christi. Der Sachwalterdienst Christi war die Grundlage seiner glücklichen Wiederherstellung.

Von dieser Fürsprache wusste Judas nichts. Nur diejenigen, die im Blut gewaschen sind, haben Teil an dieser Fürsprache. Deshalb ging Judas hin und erhängte sich, während Petrus als eine wiederhergestellte Seele weiterging, um „seine Brüder zu stärken“. Wer selbst die wiederherstellende Gnade Christi erfahren hat, ist geeignet, seine Brüder zu stärken. …

Die Frau mit der Alabasterflasche

Und nun ein Wort zur Frau mit dem Alabasterfläschchen. Sie steht da in leuchtend schönem Gegensatz zu allen andern. Während die Hohenpriester, Ältesten und Schriftgelehrten sich gegen Christus „im Hof des Hohenpriesters, der Kajaphas hieß“, verschwörten, salbte sie seinen Leib „im Hause Simons, des Aussätzigen“. Während Judas mit den Hohenpriestern einen Vertrag machte, um ihnen Jesus für dreißig Silberstücke zu verkaufen, goss sie den kostbaren Inhalt ihrer Alabasterflasche über seine Person. Ein ergreifender Gegensatz!

Sie war völlig gefesselt von ihrem Gegenstand, und der war Christus. Solche, die seinen Wert und seine Schönheit nicht kannten, mochten ihr Opfer als Verschwendung bezeichnen. Solche, die Ihn für dreißig Silberlinge verkaufen konnten, mochten davon reden, „es den Armen zu geben“. Aber sie beachtete ihre Kritiker nicht. Der Argwohn und das Murren jener bedeutet ihr nichts. Sie fand ihr Alles in Christus. … Glückliche Frau!

Ein echtes Herz für Christus!

Möchten wir sie nachahmen! Möchten wir immer unsern Platz zu den Füßen des Herrn Jesus finden, um seine gesegnete Person zu lieben, zu bewundern, zu verehren und anzubeten. Möchten wir uns verwenden und verwendet werden in seinem Dienst, auch wenn herzlose Bekenner unsern Dienst für eine törichte Verschwendung halten sollten. …

Wenn an jenem „Morgen ohne Wolken“ eine einzige Schamröte unser Gesicht überziehen könnte, so deshalb, weil wir uns hienieden nicht ungeteilter seinem Dienst gewidmet haben.

Lasst uns über diese Dinge nachdenken! Und möge der Herr uns ein Herz für Christus geben!

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Mit freundlicher Genehmigung des Beröa Verlages

Halte fest, Jahrgang 1980 – Seite: 43

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