Der Mann der Schmerzen

Lesezeit: 5 Min.

Herr, um unser Freund zu werden,
kamst Du einst vom Himmel her,
und Du wurdest Kind auf Erden
in der Krippe, ohne Ehr.

Von dem Lob der Engelscharen
ist erfüllt die heilge Nacht,
als die Hirten draußen waren,
furchtsam in des Lichtes Pracht.

Als die Erde einst gegründet,
hat bereits der Engelchor
Gottes Ehre laut verkündet -
doch wie schallt es jetzt empor!

Kommt, ihr dürft Ihn staunend sehen
in der Krippe, arm und klein!
Um mit uns den Weg zu gehen,
will Er hier ein Fremdling sein.

Gott sei Lob und Ehre droben!
Friede sei auf Erden nun!
Und erlöste Sünder loben
Gottes wunderbares Tun.

Freudig schauen Engelscharen
Gottes Tun in dieser Welt:
Menschen, die verloren waren,
die hat Er für Sich erwählt.

Und sie preisen Seine Liebe,
die kein Wesen je ermißt,
daß Er nun aus freiem Triebe
Selbst ein Mensch geworden ist.

So begann Er Seine Pfade,
dieses Leben voller Not,
doch in wunderbarer Gnade
führte Er uns hin zu Gott.

O Du Herr der Herrlichkeiten,
wie so niedrig liegst Du da!
Du warst uns in unsern Leiden
und in unsern Schmerzen nah.

Ja, weil Du ein Mensch geworden,
bricht sich Gottes Liebe Bahn,
daß Ihm nun an allen Orten
die Erlösten dankend nahn.

Wenn das zu erfassen wäre! -
Als ein Kindlein, arm und klein,
nicht in Majestät und Ehre,
wolltest Du uns nahe sein.

Herr, an Dich, den Mann der Schmerzen,
klammern wir uns glaubend an;
wir bewundern Dich von Herzen,
der so viel für uns getan.

Göttlich große Herrlichkeiten
leuchten durch den Vorhang nun;
Heilung will Er uns bereiten,
unbegreiflich ist Sein Tun.

Meine Seele, folge stille
Seinem liebevollen Pfad;
sieh, wie Gottes Gnadenwille
sich in Ihm erwiesen hat.

Er wuchs auf wie Menschenkinder,
und war dennoch Gottes Sohn;
all Sein Tun - Sein Wort nicht minder
zeugt von Seiner Weisheit schon.

Nach des Vaters Liebeswillen
ging Er segnend durch das Land,
Gottes Ratschluß zu erfüllen,
den doch niemand hier erkannt.

Könnte unser Mund erzählen,
wie Dein Mitgefühl Dich trieb,
Not und Mühsal zu erwählen,
uns Gefallenen zulieb?

Du sahst Sünde und Verderben,
ach, der Haß verbarg sich nicht;
doch bis hin zu Deinem Sterben
war Dein Weg nur reines Licht.

Als man Dich geschmäht, verachtet,
hieltest Du in Gnade stand;
als nach Schlimmstem man getrachtet,
bliebst Du still in Gottes Hand.

Wer in Trauer und in Schmerzen
sich zu Dir, o Herr, gewandt,
ganz gewiß an Deinem Herzen
friedevolle Ruhe fand.

Satans Macht hielt uns gebunden,
unsre Not war tief und schwer;
doch wir haben Heil gefunden:
Du hast uns befreit, o Herr!

Deine Hand zerbrach die Ketten,
die der Teufel um uns band;
Deiner Macht, um zu erretten,
hielt kein Übel wirksam stand.

Krankheit, Not und Tod entschwindet,
und auch selbst Dämonenmacht,
wie die Sonne überwindet
alle Dunkelheit der Nacht.

An dem Kreuz hast Du gelitten,
Fluch und Tod war dort Dein Teil,
hast Vergebung uns erstritten
und ein volles, ewges Heil.

Gnade nur hat Dich getrieben
in der Welt voll Weh und Schmerz;
doch der Mensch verwarf Dein Lieben
was empfand Dein treues Herz?

Deiner Liebe ganze Fülle
strahlt hervor in Deinem Tod,
daß des Sünders Herz sie stille,
von ihm wende jede Not.

Du hast sie vorausempfunden,
seis bei Tage, seis bei Nacht,
alle Not der Kreuzesstunden,
bis Dein ganzes Werk vollbracht.

Gleich den tiefen Wasserwogen
ist am Kreuz der Zorn von Gott
über Dich dahingezogen -
wer ergründet Deine Not!

Für Ihn bedeutete der Tod wirklichen Tod, die äußerste Schwachheit des Menschen, Satans größte Macht, und Gottes gerechtes Gericht. Dazu war Er allein, ohne irgendwelches Mitgefühl, verlassen von denen, die Er zärtlich geliebt hatte. Um Ihn waren Seine Feinde, der Messias war den
Nationen überliefert und hingeworfen. Der Richter wusch seine Hände und verurteilte doch den Unschuldigen. Die Priester setzten sich gegen den
Schuldlosen ein, statt sich mit dem Schuldigen zu befassen. Alles war Finsternis, selbst ohne einen Lichtstrahl von Gott. (J.N.D.)

Welch ein Tag der Zornesgluten!
Wie unfaßbar ist Dein Schmerz!
Des Gerichtes heilge Ruten
trafen schonungslos Dein Herz.

Wie die Feinde Dich umringen,
völlig blind für ihre Schuld;
wie sie Hohn und Spott Dir bringen,
Lästerung für Deine Huld!

O wie war der Mensch verblendet,
und von Satan ganz verführt,
völlig gegen Dich gewendet
und von blindein Haß regiert!

War kein Mitleid dort zu sehen
und kein Herz, das auf Dich blickt?
Sahst Du niemand bei Dir stehen,
der mit Tröstung Dich erquickt?

Ach, nicht einer sah Dein Sehnen,
niemand fühlte Deinen Schmerz -
Schmähung, Spott und lautes Höhnen
brachen dort am Kreuz Dein Herz.

Der das Recht nicht wollte sehen,
wusch vom Unrecht sich nicht rein.
Priester, statt Dir beizustehen,
mußten Deine Kläger sein.

Judas kam mit Häscherbanden,
heuchelte die Liebe gar;
Petrus wurde ganz zuschanden,
und es floh die Jünger schar.

Ja, o Mensch, in jenen Stunden
sah man völlig, wer du bist:
in der Sünde ganz gebunden
und verführt von Satans List.

Doch der Herr, der Mann der Schmerzen,
offenbarte Gottes Gnad;
Er blieb rein in Seinem Herzen,
bis vollendet war Sein Pfad.

Als Er starb nach Gottes Willen,
gab Er Selbst Sein teures Blut,
im Gehorsam zu erfüllen
Gottes Ratschluß, uns zugut.

Als man lästernd Dich verhöhnte,
blicktest Du auf Petrus dort,
weil Dein Herz sich nach ihm sehnte
und er ging in Tränen fort.

Schon bei Deiner Häscher Drohen
setztest Du Dich liebend ein
für die Jünger, die da flohen,
und um Sünder zu befrein.

Und bei Deiner Feinde Schnauben,
als man Dich geschmäht, verlacht,
sah der Räuber doch im Glauben
Deine Herrlichkeit und Macht.

Herr, Du führtest still zu Ende
alles nach des Vaters Sinn;
und Du gabst in Seine Hände
Deinen Geist, Dein Leben hin.

Teurer Fremdling, welche Liebe
strahlte hier auf Deinem Pfad!
Das mir immer kostbar bliebe
Deine Herrlichkeit und Gnad!

Rings umgeben von dem Bösen,
trugst Du Selbst die ganze Not,
um uns Sünder zu erlösen -
das erkennt allein Dein Gott.

Wenn wir hier anbetend sehen
Deinen Weg zum Kreuzesstamm,
möchten wir bald droben stehen
und Dich schauen. Gotteslamm!

O Herr Jesus, Mann der Schmerzen,
nimm uns auf in Herrlichkeit!
Ja, wir preisen Dich von Herzen,
und wir rufen: Komm noch heut!

engl. Originaltitel: "The Man of Sorrows" (J.N.D.), ins Deutsche übertragen von E.L.

Beitrag teilen
Stichwörter

Verwandte Artikel

Jesaja 53 – der leidende Knecht Gottes Klaus Sander Der Prophet Jesaja ist der am besten gekannte „große“ Prophet des Alten Testaments. Besonders beeindruckend ist immer wieder das 53. Kapitel dieses Propheten. Spricht es doch in einer außerordentlich intensiven Form von den Leiden unseres ... Artikel lesen
Der Herr Jesus Christus - seine Leiden und sein Tod (2) Michael Hardt Der Tod des Herrn Jesus ist eine Tatsache, die bei den Menschen viele Fragen aufwirft. Im zweiten Teil dieser Serie gibt der Autor kurze und klare Antworten auf Fragen über Vergebung, Sühnung und Erlösung. Was bedeuten diese geistlichen Segnungen? Artikel lesen
Der Herr Jesus Christus - seine Leiden und sein Tod (4) Michael Hardt Der Tod des Herrn Jesus ist eine Tatsache, die bei den Menschen viele Fragen aufwirft. Im vierten Teil dieser Serie geht der Autor auf die Vollgültigkeit der Errettung ein, die wir durch den Glauben an den Herrn Jesus besitzen, und entlarvt die ... Artikel lesen
Die Leiden unseres Herrn Jesus Christus Damian Korcz Die Leiden Jesu Christi sollen und dürfen uns nicht nur am Sonntag beschäftigen, wenn wir als Gläubige versammelt sind, um den Tod des Herrn zu verkündigen und um das Brot zu brechen. Wir werden nur dann dauerhaft mit von Christus erfüllten ... Artikel lesen
Passion Christi und das Evangelium Gottes Manuel Seibel Jetzt haben wir wieder das Osterwochenende. Und viele Menschen gehen in die Ostermesse. Andere hören sich von Johann Sebastian Bach oder anderen Komponisten ein Passionsoratorium an wie die Johannes-Passion. Viele andere haben sich den Passionsfilm ... Artikel lesen
Herrlichkeiten Jesu Christi (10)- das Lamm Gottes Manuel Seibel Die Person des Herrn Jesus umfasst unzählbare Herrlichkeiten, die wir als Menschen nur teilweise anschauen und bewundern können. Im Neuen Testament gibt es hierzu drei besondere Abschnitte: Johannes 1; Kolosser 1 und Hebräer 1. Natürlich finden ... Artikel lesen