Die Leiden unseres Herrn Jesus Christus

Lesezeit: 5 Min.

„Dies tut zu meinem Gedächtnis“ (Lukas 22,19).

Der Zweck des Zusammenkommens zum Brotbrechen

Wenn wir am Sonntag zum Brotbrechen versammelt sind, tun wir das in erster Linie, um den Tod des Herrn zu verkündigen und Seiner zu gedenken. Wir denken nicht so sehr an uns sondern an Ihn. Dies dürfen wir allerdings nicht nur in einer bedächtigen Haltung sondern auch mit großer Freude tun. Denn Er hat gesiegt - nicht nur für uns, sondern vor allem für seinen Gott und Vater. Als er rief: „Es ist vollbracht“, hatte Er nicht nur das Erlösungswerk, sondern besonders das Verherrlichungswerk Gottes vollbracht.

Wie aber an Ihn denken, wenn wir sonst gar nicht damit beschäftigt und vertraut sind? Deshalb wollen wir hier über einige Schriftstellen nachdenken, die besonders von all der Not unseres Herrn reden, damit wir mehr für Ihn empfinden und dies auch ausdrücken können - persönlich, aber auch wenn wir versammelt sind.

„Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten“ (1. Petrus 3,18)

Dies ist eine Stelle, die auch von uns spricht, da es unsere Sünden waren, für die Er litt. Aber vor diesem Hintergrund erscheint seine Liebe viel klarer und größer. Bedenken wir, Er hat für Sünden gelitten, für Deine und meine. Wie schlimm muss es für Ihn gewesen sein, so zu leiden und dass von der Hand Gottes - für Sünden!

„Doch dem HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen, er hat ihn leiden lassen“ (Jesaja 53,10)

Es hat Gott gefallen, seinen Sohn leiden zu lassen und zu schlagen, ja zu zerschlagen - können wir das fassen? Der Herr selbst sagt - in gewisser Hinsicht prophetisch von sich selbst - in Jeremia 10,19: „Schmerzlich ist mein Schlag.“

Der Herr hat es wirklich zutiefst empfunden, was Schmerz bedeutet, ganz gleich ob seelisch oder körperlich oder geistig - und darin harrte er auch noch aus, indem Er sich darunter beugte und „sich dem übergab, der gerecht richtet“ (1.Petrus 2,23).

„Rette mich, o Gott, denn die Wasser sind bis an die Seele gekommen! Ich bin versunken in tiefen Schlamm und kein Grund ist da“ (Psalm 69,2.3)

Der Herr empfand eine solche Not, die wirklich seine ganzen Empfindungen traf (bis an die Seele). Und wenn schon die Wasser an die Seele reichen, was physikalisch unmöglich ist, spricht das bildlich von sehr großer Not. Auch der fehlende Grund redet davon. Wie verzweifelt ist ein Mensch, der tatsächlich so im Schlamm versinkt, dabei an den Tod denkt und voller Angst ist! Der Herr hat schreckliche Leiden durchleben müssen!

„Und fing an, betrübt und beängstigt zu werden. … Meine Seele ist sehr betrübt bis zum Tode“ (Matthäus 26,37.38

Hierin kommt klar zum Ausdruck wie vollkommen der Herr Jesus Mensch gewesen ist. Der Herr hatte eine heilige Abscheu vor der Sünde, zu der Er nicht gemacht werden wollte. Daher auch die Worte: „Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir weg“ (Lukas 22,42). Aber Er musste zur Sünde gemacht werden und seine Empfindungen darüber waren so tiefgehend, dass sein Schweiß wie große Blutstropfen wurde, die zur Erde herabfielen (Lukas 22,44). Aber mit dieser Tatsache, zur Sünde gemacht zu werden, ging auch das Gericht Gottes einher, das der Herr ebenso vollkommen empfunden hat, indem Er wusste: „Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen“ (Hebräer 10, 31).

„Tiefe ruft der Tiefe beim Brausen deiner Wassergüsse; alle deine Wogen und deine Wellen sind über mich hingegangen“ (Psalm 42,8)

Hiermit beschreibt der Herr, wie groß die Not des Gerichtes gewesen ist. Tiefe kam auf Tiefe, keine Minderung, nein, alle Wogen und Wellen! Kein Ausruhen, keine Linderung, kein Erbarmen!

„Der Hohn hat mein Herz gebrochen“ (Psalm 69,21)

Unser Herr hat einen Hohn erlebt, der sein Innerstes sozusagen brach - unbeschreibliche Not. Denken wir nur an die Worte: „Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten. Er ist Israels König; so steige er jetzt vom Kreuz herab, und wir wollen an ihn glauben. Er vertraute auf Gott, der rette Ihn jetzt, wenn er ihn begehrt; denn er sagte: Ich bin Gottes Sohn.“

Das war nicht nur eine große Versuchung, sondern auch eine schmerzbereitende Schmach: Da sagen Menschen, dass Gott sich gar nicht um den Herrn Jesus kümmere und Er somit gar nicht Gottes Sohn gewesen sei. Es sah so aus, da Gott Ihn eben nicht rettete. Dem Herrn hat es ganz sicher weh getan, dass es so aussah, als wäre Gott nicht mit Ihm. Und wenn wir darüber nachdenken, dass schon der Hohn das Herz des Herrn brach, was ging dann in Ihm vor, als Gott Ihn verließ und strafte? „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

„Denn der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Römer 6,23)

Denken wir auch noch darüber nach, dass der Herr Jesus ein Anrecht hatte auf das Leben, da Er nie gesündigt hat. Und doch musste Er prophetisch klagen: „Er hat meine Kraft gebeugt auf dem Weg, hat verkürzt meine Tage.
Ich sprach: Mein Gott, nimm mich nicht weg in der Hälfte meiner Tage!“ (Psalm 102,24.25). Das war auch ein Leiden, das der Herr mehr empfand als wir meinen, denn der Tod war und ist etwas Schreckliches. Schließlich ist die Grundlage unseres Heils nicht das Leiden des Herrn, sondern sein Sühnungs-Tod.

Und so hat der Herr sowohl den Tod geschmeckt: Er war drei Tage in dem Herzen der Erde (Matthäus 12,40) und drei Stunden völlig verlassen von Gott.

„Von der Mühsal seiner Seele wird er Frucht sehen und sich sättigen“ (Jesaja 53,11)

Was könnte unsere Herzen mehr mit Freude füllen als dies, dass Er selbst sich freuen wird, indem seine Not und sein Sterben so reiche Frucht hervorgebracht haben. Das wird dann endlich sichtbar werden.

Ansporn zum weiteren Studium

Selbstverständlich kann diese kurze Aufzählung beliebig erweitert werden und möge der Herr es auch schenken, dass wir alle auch wirklich danach verlangen. Nicht nur empfinden wir mehr für Ihn, wir sind dann auch in den himmlischen Örtern, sammeln Schätze für die Ewigkeit und die Erde und sind darüber hinaus viel glücklicher und entschiedener.

Von deiner Seele Not wirst Du die Frucht genießen,
um die du rangst am Kreuz, von tiefer Nacht umhüllt;
sie wird vollkommen, reif und heilig vor dir sprießen,
dein göttlich liebend Herz ist ewig dann gestillt.

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