Solange die Versammlung nur in Jerusalem existierte, war es nicht schwierig, die äußere und innere Einheit der Herde aufrechtzuerhalten. Aber jetzt, wo Gläubige in weiterer Entfernung voneinander lebten und zusammenkamen, war eine andere Situation entstanden. Obwohl die Versammlungen in Samaria und Antiochien durch das Zeugnis von Geschwistern ins Leben gerufen worden waren, die aus der Jerusalemer Versammlung stammten, wurden doch zu beiden Orten von Jerusalem Brüder ausgesandt (Apg 8,14; 11,22). In Samaria waren es die beiden Apostel Petrus und Johannes, und in Antiochien Barnabas, „ein guter Mann und voll Heiligen Geistes und Glaubens".
Die Einheit des Geistes bewahrt
Gründe für diese Besuche werden in der Heiligen Schrift nicht ausdrücklich angegeben. Doch können wir in den beiden erwähnten Abschnitten der Apostelgeschichte die folgenden vier erkennen:
- Durch ihre Besuche brachten die Jerusalemer Geschwister ihre Freude über dies Werk des Herrn und ihre praktische Gemeinschaft mit den neu entstandenen Versammlungen zum Ausdruck. Barnabas freute sich, als er die Gnade Gottes in Antiochien sah (Apg 11,23).
- Die Brüder in Jerusalem sahen auch die Notwendigkeit der Unterstützung und Weiterführung dieses Werkes durch vom Herrn befähigte und bereitwillige Männer. Von Petrus und Johannes heißt es, dass sie in Samaria das Wort des Herrn bezeugten und redeten, und in Antiochien wurden alle Geschwister von Barnabas ermahnt, mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren (Apg 8,25; 11,23). Dem Dienst des Pflanzens und Säens folgte der Dienst des Begießens, wie es später auch Paulus und Apollos in Korinth praktizierten (1. Kor 3,6-9).
- Ein weiterer Punkt war die sichtbare Anerkennung der neu entstandenen Versammlungen. In Samaria trug der Besuch der Apostel einen ganz besonderen Charakter, wodurch deutlich wurde, dass es keine von Jerusalem und den Aposteln unabhängigen Versammlungen geben konnte. Der Herr hatte den gläubigen Samaritern nämlich Seinen Heiligen Geist noch nicht gegeben, sondern hielt diese Gabe - wie im Fall der Epheser (Apg 19,1-6) - ausnahmsweise bis zum Besuch der Apostel Petrus und Johannes zurück. Dadurch, dass die Gläubigen in Samaria den Heiligen Geist nicht unabhängig von den Brüdern in Jerusalem, sondern durch Handauflegung der Apostel empfingen, kam von Anfang an die Einheit des Zeugnisses Gottes in der Versammlung zum Ausdruck.
- Der Besuch von Petrus und Johannes in Samaria brachte auch etwas Negatives ans Licht. Unter denen, die durch die Predigt des Philippus angesprochen wurden, befand sich ein Zauberer namens Simon. Obwohl er glaubte und getauft wurde, war er doch nicht wirklich bekehrt. Er, der durch seine Zaubereien andere in den Bann des Teufels geschlagen hatte, geriet offenbar durch die großen Zeichen und Wunder Gottes, die er sah, außer sich, ohne dass ein Werk des Geistes an seinem Herzen geschah. Und Philippus erkannte dies nicht! Er besaß die Gabe eines Evangelisten, aber offensichtlich nicht die der Unterscheidung der Geister (Apg 21,8; 1. Kor 12,10). Erst als Petrus kam, wurde offenbar, dass Simon „weder Teil noch Los an dieser Sache" hatte, weil sein Herz nicht wirklich in Gottes Licht gekommen war.
Quelle: bibelpraxis.de/a4881.html