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Ein Knecht und die Sanftmut

„Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig, duldsam, der in Sanftmut die Widersacher zurechtweist“ (2. Timotheus, Kapitel 2, Vers 24).

Zu den wichtigsten Eigenschaften eines Gläubigen und eines Dieners des Herrn gehört die Sanftmut.

Christus und die Sanftmut

Christus ist das große, einmalige Vorbild. Genau wie im Hinblick auf die Demut, konnte Er – nur Er sagen: „Ich bin sanftmütig“ (Matthäus 11,29). Es geht um eine sanfte, milde, geduldige Gesinnung. Aber sie äußert sich unmittelbar, weil sie gerade im Miteinander gefordert wird. Wenn alle Menschen und Geschwister demütig wären, gäbe es sozusagen keinen Bedarf an Sanftmut. Aber das ist eben nicht Realität. Ein sanftmütiger Bruder wird, wenn ihm jemand auf die Füße tritt, nicht aufschreien, und erst recht nicht zurücktreten.

Und treten können wir nicht nur physisch. Fußtritte im seelischen und geistlichen Bereich sind viel härter und verletzender. Jeder von uns wird so etwas schon einmal erlebt haben. Und vermutlich hat jeder von uns solche Tritte auch schon ausgeteilt. Ob wir uns dessen immer bewusst sind?

Eine lebenslange Übung

Aber die Versammlungs- (Gemeinde, Kirchen-)praxis sieht anders aus! Wenn ich angegriffen werde, werden ich nicht aufbrausen und zurück-angreifen, schreien, unwirsch. Sondern ich werde geduldig ertragen, einstecken. Ein sanftmütiger Mensch hat eine immense Fähigkeit, Schläge einstecken zu können. Dennoch explodiert er nicht. Das ist eine Eigenschaft, die wir alle im Umgang miteinander nötig haben. Aber es ist eine lebenslange Übung und Ausbildung.

Ein Diener hat es nötig, nicht mit aller Macht seine eigene Meinung durchzudrücken. So wird er in aller Regel niemanden gewinnen können. Selbst bei einem Widersacher – also einem wirklich fleischlichen oder sogar bösen Menschen – soll er Sanftmut anwenden. Er soll nicht seine eigenen Überzeugungen über Bord werfen. Er soll auch nicht Unwahrheit Wahrheit nennen. Aber er soll die biblische Lehre in Milde und Sanftmut weitergeben.

Von Mose lernen

Und das bedarf der Schule des Herrn. Das sehen wir am Beispiel von Mose. Er war jähzornig und zeigte das dadurch, dass er den Ägypter erschlug (2. Mose 2,11-15). Gott hielt es für gut, Mose daraufhin für 40 Jahre in die Wüste zu schicken – zu Schafen. Das war ein harter Job! Mit welchem Ergebnis? Gott sagt von ihm: „Der Mann Mose aber war sehr sanftmütig, mehr als alle Menschen, die auf dem Erdboden waren“ (4. Mose 12,3). Wir sehen, dass Sanftmut eine Eigenschaft ist, die ein Führer des Volkes Gottes NÖTIG hat.

Wie reagierte Mose auf die Anschuldigungen seiner Geschwister? Gar nicht, er schwieg. Dafür handelte Gott. So sollen auch wir handeln, in der Versammlung Gottes. Wir schweigen, wenn wir angegriffen werden, wenn man uns widerspricht, oder?

Sanftmut ist ein Eckpfeiler der Versammlungspraxis. Sie ist notwendig, um die Einheit des Geistes in Gott gemäßer Weise bewahren zu können (Epheser 4,2). Wir sollten die Ansprüche nicht zu niedrig aufhängen. Erst recht nicht, wenn wir ein hohes Bekenntnis über den christlichen Weg ablegen (wollen).

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