Ich habe mich nie geirrt!

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Reich-Ranicki: Man mag es ja für größenwahnsinnig halten ...

Einer der bekanntesten Literatur-Kritiker hat sich zu „seiner Vergangenheit“ geäußert, Marcel Reich-Ranicki. In einem Magazin sagte er: „Wegen meiner Antwort werde ich auch von Ihnen für einen größenwahnsinnigen Menschen gehalten werden. Ich sage nämlich: Ich habe mich nie geirrt. Ich kann nicht über ein Buch, das ich vor 40 Jahren besprochen habe, heute sagen, ich hätte mich geirrt. Denn: In der Kritik steht, was ich vor 40 Jahren über dieses Buch gedacht habe. Es gibt keine Irrtümer, es gibt Urteile, die alle zeitbedingt sind.“

Das ist schon starker Tobak! Auch durch die Ankündigung, man werde ihn für größenwahnsinnig halten, werden solche Aussagen nicht besser! Denn entweder äußert sich jemand größenwahnsinnig – dann braucht er sich dafür nicht „zu entschuldigen“. Oder er ist es nicht – dann braucht er seine Meinung auch nicht auf diese Weise vorzubereiten.

Größenwahn – siehe Satan!

Größenwahnsinnig zu sein, persönlicher Hochmut, das ist genau das, wodurch das wohl höchste, geschaffene Wesen zu Fall kam – der Satan. Er war ein Engelfürst. „Der du das Bild der Vollendung warst, voller Weisheit und vollkommen an Schönheit, du warst in Eden, dem Garten Gottes ... Du warst ein schirmender, gesalbter Cherub, und ich hatte dich dazu gemacht; du warst auf Gottes heiligem Berg, du wandeltest inmitten feuriger Steine. Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tag an, als du geschaffen wurdest, bis Unrecht an dir gefunden wurde. Durch die Größe deines Handels wurde dein Inneres mit Gewalttat erfüllt, und du sündigtest ... Dein Herz hat sich erhoben wegen deiner Schönheit ...“ (Hesekiel, Kapitel 28, Verse 12 bis 19).

Dieser vermutlich oberste Engelfürst wollte sein wie Gott – und wurde hinabgestürzt, so dass er einmal als Strafe in dem ewigen Feuersee, der Hölle, leiden muss.

Nie geirrt – gibt es das?

„Ich habe mich nie geirrt“ – so Reich-Ranicki. Kennt die Bibel das – einen Vollkommenen an Wissen, der sich nicht irrt? Der jede Entscheidung seines Lebens auf der Höhe seines Wissens – und vor allem in seiner Verantwortung vor dem ewigen Gott – gefällt hat? Ja, es gibt den Einen, der sündlos ist, der sich nie geirrt hat, der in allem die Wahrheit geredet hat! Er konnte sagen: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Johannesevangelium, Kapitel 14, Vers 6).

Aber selbst der Apostel Paulus war weit davon entfernt zu sagen, er habe sich nie geirrt. Wenn man Apostelgeschichte, Kapitel 16, Verse 6 bis 10 einmal genau studiert, wird man feststellen, wie vorsichtig er sich darüber äußert, den weiteren Dienstweg genau erkannt zu haben. An dieser Stelle hätte er niemals gesagt: Ich habe mich nie geirrt. Natürlich – in Bezug auf seine Grundüberzeugungen, seinen Dienstweg im Allgemeinen, konnte er voller Überzeugung sagen, dass er den guten Kampf gekämpft habe – also den richtigen, den zum richtigen Ziel führenden. Aber „nie geirrt“ – welch eine Anmaßung, Gott gleich zu sein.

Zeitbezug löst alle „Irrtümer“ auf ...

„Es gibt keine Irrtümer, es gibt Urteile, die alle zeitbedingt sind.“ Diesen Satz kennen wir. Wenn falsche Aussagen dadurch wahr werden, dass sie einer bestimmten Zeit zugerechnet werden, die halt nicht die heutige Erkenntnis hat. Wenn wahre Aussagen dadurch wahr bleiben, auch wenn man heute das Gegenteil davon sagt, weil man sie in einem zeitlichen Kontext für richtig hielt, auch wenn sie heute (aus eigener Sicht) objektiv falsch sind. Dann gibt es keinen objektiven Wertmaßstab mehr – dann kann jeder für sich persönlich ganz subjektiv alles für wahr erachten, was er jemals gesagt hat.

Aber mit der biblischen Wahrheit hat das nichts mehr zu tun! – Wie leicht können wir selbst uns zu einem solchen, falschen Maßstab machen. Wie leicht können wir selbst solche verkehrten Urteile fällen – und dennoch dafür sorgen, dass andere verurteilt werden, die sich unserer Meinung nicht anschließen wollen. Auf den ersten Blick scheinen die Aussagen Reich-Ranickis so weit von uns weg zu sein. Aber wenn man sich selbst im klaren Licht des Wortes Gottes beurteilt, kommen einem, vom Grundsatz her, manche Aussagen nicht mehr so ganz fremd vor ...

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