Karriereknick – ist das für Christen peinlich?

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Andere vor (und nach) ihm hat es härter getroffen. Sie haben einen regelrechten Knick erlebt. Auch Christen. Und dann? Und wie sieht es eigentlich in unserem geistlichen Leben aus?

Karriereknick – gibt es den eigentlich auch bei Christen?

Mit dieser Frage ziele ich nicht auf die „klassische“ Karriere als Jurist, Banker oder Ingenieur. Mir geht es um die Arbeit auf geistlichem Sektor.

Wir erwarten heute oft, dass der Weg immer von unten nach oben geht. Zunächst der Dienst im Kleinen, dann in kleiner Öffentlichkeit, dann in größerer Öffentlichkeit und schließlich ein überörtlicher Dienst, der dann auch möglichst anerkannt werden soll.

Auch dies ist eine Art „Karriereleiter“. Aber muss es immer so sein? Oder anders gefragt: Ist das die eigentliche Entwicklung bei Gläubigen?

Ein prominentes Beispiel für einen vermeintlichen Karriereknick

Es gibt ein bemerkenswertes Beispiel in der Schrift: den Apostel Paulus. Er war praktisch unmittelbar nach seiner Bekehrung in einen „vollzeitlichen“ Dienst berufen worden, vom Herrn Jesus selbst, denn nur Er kann uns „anstellen“. Und dann?

Nach Jahren wurde er vom Herrn nach Korinth geschickt. Und dort war seine Karriere auf einmal zu Ende. Denn er musste plötzlich – obwohl er gebildeter Theologe war – einen ganz "normalen" Beruf ausüben. Er arbeitete als Zeltmacher.

War das tragisch? Keineswegs! Auch mit diesem Beruf konnte Er für den Herrn Jesus tätig bleiben. Denn der Herr benutzt nicht nur diejenigen, die Ihm vollzeitig dienen, sondern jeden von uns, wenn wir Ihm dienen wollen.

Auch bei uns heute sollten wir keinesfalls erwarten, dass jemand, der „vollzeitig“ in das Werk des Herrn Jesus geht, ein für allemal in dieser Weise vom Herrn Jesus angestellt ist. Der „Vertrag“ könnte für eine Zeit lang nicht verlängert werden.

Bei Paulus ging es allerdings bald wieder in „vollzeitlichem“ Sinn weiter. Aber so muss es nicht bei jedem von uns sein.

Auch persönliche Sünde kann für das Ende meines Dienstes „sorgen“

Im Gegensatz zu Paulus ist ja bei uns häufig ein eigener Fehler die Ursache, dass der Herr uns nicht mehr so gebrauchen kann, wie Er uns früher einmal einsetzen konnte. Auch dafür gibt es biblische Beispiele: Elia, Petrus, Barnabas, Johannes-Markus.

Zum Glück finden wir bei einigen von ihnen, dass sie später wieder weiter für den Herrn Jesus arbeiten konnten und durften. Ihr „Karriere-Weg“ war also nicht endgültig beendet, sondern nur vorübergehend.

Wie gehen wir als Betroffene damit um? Oder mit Betroffenen?

Und wie sieht es bei uns aus? Erwarten wir, dass ein einmal begonnener „Vollzeit-Dienst“ immer so weiter geht? Lassen wir es dem Herrn noch zu, dass Er nicht nur durch den körperlichen Tod, sondern auch auf andere Weise den Dienst von seinen Dienern unterbricht?

Es ist allerdings auch wahr: Sind wir nicht zuweilen als Empfänger des Dienstes dafür verantwortlich, dass ein Diener seine Arbeit nicht fortsetzen kann, weil wir schlecht über ihn reden? Es ist ein Unterschied, ob wir einem Diener selbst gewisse Bedenken nennen, oder ob wir ihn und seinen Dienst anderen gegenüber abwerten. Natürlich: Manchmal müssen wir andere warnen. Aber bis dahin muss schon Erhebliches passieren!

Wenn wir nun selbst betroffenen Diener sind, dann stellt sich natürlich die Frage, ob wir an einem Dienst festhalten, obwohl der Herr uns für diesen speziellen Dienst nicht mehr vorsieht.

Wenn wir Empfänger des Dienstes sind: Wie gehen wir dann mit solchen um, die – aus welchen Gründen auch immer – wie Paulus oder Johannes-Markus für eine Zeit lang nicht mehr in der „alten“ Weise dienen können?

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