Der Herr Jesus lernte Gehorsam

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„...obwohl Er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte" (Heb 5,8).

Bei der Beschäftigung mit diesem Bibelvers wird besonders deutlich: Wir stehen auf heiligem Boden. Deshalb sollten wir nicht mehr Worte machen als nötig. Im Folgenden in aller Vorsicht einige kurze Gedanken:

Der Sohn lernte Gehorsam ...

Als der ewige Sohn Gottes kannte der Herr Jesus Gehorsam nicht, im Gegenteil: Er, der Schöpfer, gebot, und es stand da (Ps 33,9; Heb 1,2). Deshalb musste der Herr als Mensch auf dieser Erde den Gehorsam lernen. Nicht wie ich lerne, gehorsam zu werden, denn mein Egoismus, meine alte Natur und mein böses Herz stehen dem Gehorsam entgegen.

Nein, für den Herrn war der Gehorsam eine neue Sache, die Er zuvor nicht praktizierte und praktizieren musste. Er ordnete seinen Willen vollkommen dem Willen seines Gottes und Vaters unter. Dieser Gehorsam führte Ihn, den Sündlosen, schließlich in den Tod.

... an dem, was Er litt

Der Herr lernte den Gehorsam an dem, was Er litt. In höchstem Maß sehen wir diese Wahrheit in den drei Stunden der Finsternis, an deren Ende Er rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen (Mt 27,46)?" Dies macht auch der Zusammenhang in Hebräer 5 klar, denn dort geht es vorher um Gethsemane. Dort sagte der Herr „Ja" zu dem Weg nach Golgatha. Er war gehorsam bis zum Tod am Kreuz (Phil 2,8).

Diese Wahrheit wird aber auch im Umgang mit den Personen deutlich, die Ihm auf der Erde am nächsten standen. Da sind u. a. Maria, Johannes (der Täufer) und Lazarus zu nennen, die dem Herrn viel bedeuteten. Sie gehörten zu den Wenigen, die dem Herrn treu waren.

1) Maria, die Mutter des Herrn

Nachdem Joseph und Maria den Herrn mehrere Tage mit Schmerzen gesucht hatten und sie Ihn dann fanden, musste der Herr ihnen sagen: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist" (Lk 2,49)?

Bei der Hochzeit zu Kana weist Maria den Herrn auf den Mangel an Wein hin. Und wie war die Antwort des Herrn? „Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen" (Joh 2,4).

Klingen diese Worte gegenüber der Mutter des Herrn in unseren Ohren nicht hart und abweisend? Gleichzeitig zeigen diese beiden Begebenheiten den Gehorsam des Herrn gegenüber seinem Gott. Der Herr war seinen Eltern untertan (Lk 2,51), aber der Gehorsam gegenüber Seinem Gott war seine Speise (Joh 4,34), seine erste Pflicht. Dies musste auch seine Mutter verstehen. Deshalb musste Er gegenüber seiner Mutter diese Worte gebrauchen. Er, der Schöpfer hat doch die natürliche Liebe von Eltern zu ihren Kindern und der Kinder zu ihren Eltern in diese Beziehung hineingelegt. Hatte Er als der vollkommene Mensch nicht eine besondere Liebe zu seiner Mutter? Doch, der Herr liebte Maria, seine Mutter. Und deshalb hat Er gelitten. Er lernte den Gehorsam an dem, was Er litt.

Falls wir Zweifel an der Liebe des Herrn zu Maria haben sollten, müssen wir zum Kreuz schauen. Dort hat der Herr sterbend für Maria gesorgt (Joh 19,26). Wenn wir diese Szene sehen, wird uns der Gehorsam des Herrn gegenüber seinem Gott noch wertvoller.

2) Johannes, der Täufer

Johannes der Täufer war ein heiliger und gerechter Mann (Mk 6,20). Als der Herr von seiner Gefangennahme Kenntnis erlangte, zog Er sich zurück (Mt 4,12). Als Johannes hingerichtet wurde, zog Jesus sich „in einem Schiff von dort zurück an einen öden Ort für sich allein" (Mt 14,13). Wir fragen uns unwillkürlich: Warum hat der Herr hier nicht eingegriffen? Hatte der Vorläufer des Herrn, der Größte unter den Frauen Geborenen (Mt 11,11) nicht ein anderes Ende verdient (Mk 6,14-29)? Bedeutete der, der sagte: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen", dem Herrn etwa nichts mehr?

Verstehen wir, was es für den Herrn bedeutete, gehorsam zu sein; koste es, was es wolle? Er hätte eingreifen können, aber Er tat es aus Gehorsam nicht!

3) Lazarus

Der Herr liebte die drei Geschwister (Joh 11,5). Als Lazarus gestorben war, sandten die beiden Schwestern zum Herrn und diejenigen berichteten Ihm von dem Tod des Bruders, indem sie an seine Liebe zu Lazarus appellierten: „Herr, siehe, der, den du lieb hast, ist krank (Joh 11,3). Musste Ihm die Trauer der Schwestern nicht wehtun? Ja, denn Er „seufzte tief im Geist und erschütterte sich" und „vergoss Tränen". (Joh 11,33-36).

Und wieder fragen wir uns: Konnte der Herr den Tod Lazarus‘ nicht verhindern? Warum blieb Er noch mehrere Tage dem Trauerhaus fern? Warum musste Lazarus sterben und vier Tage in der Gruft liegen? Die Antwort liegt wieder im Gehorsam des Herrn, Er wollte seinen Gott verherrlichen. Er hätte auch hier eingreifen können, aber aus Gehorsam tat Er es nicht. Die Herrlichkeit Gottes sollte gesehen werden, ganz konkret an dem Tod und der Auferweckung des Lazarus (Joh 11,4.40).

Fazit

  • Wenn ich in Schwierigkeiten bin und diese endlos scheinen: Schaffe ich es, auf den Herrn zu schauen und Ihn als Vorbild zu nehmen? Erkenne ich trotz aller Probleme die Hand und den Willen des Herrn? Habe ich erkannt, wie sehr Gott den Gehorsam schätzt, auch den Gehorsam Seiner Kinder?
  • Er, der den Gehorsam lernte an dem, was Er litt, ist würdig und fähig wie kein anderer, unser Hoherpriester zu sein. Er ist erhoben worden auf den höchsten Platz des Universums, Er ist durch die Himmel gegangen (Heb 4,14).
  • Ich erinnere mich erneut daran, dass der erhöhte Jesus „Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten" (Heb 4,15; 7,25).
  • Der Herr hat ein ewiges Priestertum: „Denn ein solcher Hoherpriester geziemte uns auch: heilig, unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden, der nicht Tag für Tag nötig hat, wie die Hohenpriester, zuerst für die eigenen Sünden Schlachtopfer darzubringen, dann für die des Volkes; denn dies hat er ein für alle Mal getan, als er sich selbst geopfert hat" (Heb 7,27).

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