Am: Di, 8. Juni 2021
Wie leicht sagen wir: Das will ich Dir zwar vergeben, aber vergessen kann ich das nicht. So hat es eine bekannte evangelische Theologin empfunden, Margot Käßmann. Und leider trifft sie dabei einen wunden Punkt im Leben von Christen.
Transkript der Audiodatei
Hinweis: Der folgende Text ist ein computer-generiertes Transkript der Audiodatei. Vereinzelt kann die Spracherkennung fehlerhaft sein.
(00:00:00)
Herzlich Willkommen zu einem neuen Podcast zu einem aktuellen, jedenfalls praktischen
Thema, nämlich zu dem Thema Vergebung. Anlass dieses Podcastes ist eine Bemerkung, die die
ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, Margot Kessmann, in der
Wochenzeitung Die Zeit gemacht hat. Dort hat sie unter anderem gesagt,
Die Leute werden noch auf meinen Grabschein schreiben, die nach einer Autofahrt mit 1,5
Promille zurückgetreten ist. Es geht mir nicht um Margot Kessmann. Es geht mir nicht um ihre
Funktion, die sie in der EKD, in der Evangelischen Kirche Deutschlands ausgeübt hat. Es geht mir nicht
um alles mögliche Falsche hier, sondern es geht mir um diese Bemerkung. Die Leute werden noch
auf meinen Grabstein schreiben, die nach einer Autofahrt mit 1,5 Promille zurückgetreten ist.
Ich nehme mal an, dass Margot Kessmann diese Sache bekannt hat, Gott bekannt hat. Sie hat es ja
zugegeben. Es blieb ihr ja auch nichts anderes übrig. Aber wie gehen wir mit dem Fehler, dem (00:01:02)
Fehlverhalten eines Bruders, einer Schwester um? Würden wir das gewissermaßen auch noch auf das
Grab, auf den Grabstein schreiben? Wir sind ja Menschen, leider auch wir Christen, die oft sehr
nachtragend sind, die sehr lange behalten, was jemand falsch gemacht hat. Ein sehr schlimmes
Kurzzeitgedächtnis haben über das, was jemand Gutes getan hat, aber wie ein Elefant ein Gedächtnis
haben über Dinge, die jemand verkehrt macht, verkehrt gemacht hat. Und das beklagt Margot
Kessmann hier. Und mal abgesehen davon, was sie gemacht hat und so weiter, glaube ich, müssen wir
zugeben, das ist ein Problem auch in unserem Leben. In 1. Johannes 1 Vers 9, da sagt der
Apostel Johannes über Gott, über, wenn man so will, Vergebung. Da sagt er, 1. Johannes 1 Vers 9,
wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er Gott treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt (00:02:06)
und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. Gott vergibt uns die Sünden, wenn wir sie bekennen.
Und was heißt das Vergeben? Vergeben heißt zudecken. Vergeben heißt, nie wieder darauf zurückkommen.
So handelt Gott. Wenn wir eben eine Sünde bekannt haben, jetzt mal im Blick auf die Ewigkeit, dann
kommt Gott nie wieder darauf zurück. Wenn er das täte, müsste er uns verurteilen. Aber er tut das
nicht. Er hat das Vergeben. Wenn wir sie nämlich bekennen, dann hat der Herr Jesus diese Sünde am
Kreuz für uns getragen. So handelt Gott. Wenn es um uns geht als Gläubige, als Christen, dann sagt
Jakobus in Jakobus 5 Vers 16, bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander. Bekennt einander
die Sünden und betet füreinander. Wenn wir die Sünden bekennen, da geht es nicht darum, dass wir
jedem unsere Sünden bekennen sollen, sondern wenn ich gegen jemanden gesündigt habe, dann soll ich (00:03:04)
diese Sünde bekennen. Und warum soll ich sie bekennen? Weil dann der andere vergibt, weil dann
diese Sünde bei dem anderen nicht mehr im Gedächtnis sein soll. Natürlich sind wir Menschen, die nicht
einfach die Sünden vergessen können, aber wir sollen nie wieder auf solch eine Sünde zurückkommen.
Und es ist interessant, was Gott dafür für Vergleichsbilder benutzt, was Vergebung heißt.
Zum Beispiel in den Propheten Micha heißt es in Kapitel 7 Vers 19, er Gott wird sich unser
Wiedererbarmen, wird unsere Ungerechtigkeiten niedertreten, du wirst alle ihre Sünden in die
Tiefen des Meeres werfen. So tief, dass da gar kein Licht ist. Wir wissen, in dem Tiefsee gibt es
praktisch kein Licht. Da kann man nicht sehen. Und dieses Bild benutzt Gott, um uns Vergebung
deutlich zu machen. In die tiefe See untersieht er die Sünde nicht mehr. An anderer Stelle bei (00:04:01)
dem Propheten Jesaja sagt er einmal, dass er die Sünden hinter seinen Rücken geworfen hat.
Natürlich hat Gott keinen Rücken, aber dieses Bild verstehen wir. Wenn ich etwas hinter meinen
Rücken werfe, dann sehe ich das nicht mehr. Dann ist das unsichtbar für mich. Dann habe ich da
keinen Blick mehr drauf. Das ist Vergebung. Und jetzt ist die Frage, hat Margot Kessmann damit
nicht recht? Dass wir vielleicht sagen, ja, ich habe das vergeben, aber wenn dann nochmal
irgendwas hochkommt oder wenn ich eine Person sehe, dann denke ich immer noch daran, was hat
diese Person Falsches getan. Und manchmal sind wir dann auch so töricht, sogar in Gesprächen,
das dann nochmal hervorzubringen. Gerade wenn dann eine schwierige Situation ist,
vielleicht auch ein Gegeneinander, dann sagen wir, ja, ja, das hast du doch damals getan. Oder
anderen gegenüber bringen wir das dann hervor. Und das ist keine Vergebung. Sind wir wirklich
von Herzen bereit zu vergeben? Sind wir solche, die so etwas nie wieder hervorholen? Darauf weist
uns das Wort Gottes hierhin, wenn es von Vergebung spricht. Vergeben heißt zudecken. Und diese Decke (00:05:04)
ist nicht mehr aufhebbar, sondern sie hat diese Sünde zugedeckt. Jakobus sagt deshalb im Schlusswort
die letzten Worte seines Briefes, ähnlich wie das Petus an anderer Stelle tut, so wisse er,
der jemand zurückbringt, der von der Wahrheit abgeirrt ist, dass der, der einen Sünder von
der Verirrung seines Weges zurückführt, eine Seele vom Tod erretten und eine Menge von Sünden
bedecken wird. Da sind Sünden bedeckt, zugedeckt. Und da kommt nie wieder Gott und ich darauf zurück.
Wir wollen uns gegenseitig ermutigen, ermuntern, wirklich zu vergeben. Nochmal, wir können das
vielleicht nicht vergessen. Das ist unser menschliches System, was das nicht kann. Aber
wir können vergeben, wir können zudecken. Und das heißt nie wieder darauf zurückkommen. Und das
auch der Person, mit der wir zu tun haben, den Eindruck zu vermitteln, dass wir mit dieser Sache
nichts mehr zu tun haben, dass wir sie wirklich vergeben haben, dass wir sie dahin gebracht haben, (00:06:04)
wo wir nie wieder auf diese Sache zurückkommen. So handelt der Herr. Wir wollen ihn dabei zum
Vorbild nehmen.