Gedankensplitter (17) zum Anfang der Versammlung auf der Erde (Apg 2)

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In Vers 46 lesen wir nun: „Und während sie täglich einmütig im Tempel verharrten und zu Hause das Brot brachen, nahmen sie Speise mit Frohlocken und Schlichtheit des Herzens."

Drei verschiedene Aktivitäten der Gläubigen der allerersten Zeit stellt Lukas uns vor:

  1. Sie verharrten täglich im Tempel - offensichtlich, um über Gottes Wort zu sprechen und es zu verkündigen.

     

  2. Zu Hause brachen sie das Brot - hier geht es um das Gedächtnismahl.

     

  3. Zugleich nahmen sie daheim ihre Mahlzeiten ein und freuten sich an der Güte Gottes.

Tempel

In dieser Zeit war den Erlösen noch nicht deutlich, dass Gott sie aus dem Judentum herauserlöst und damit -gelöst hatet (vgl. Gal 1,4; Röm 9,30; Heb 13,13). Daher finden wir die Apostel und die Gläubigen der ersten Zeit immer wieder im Tempelbereich oder in Synagogen. Dort lasen sie zusammen mit Juden das Wort Gottes und verkündigten ihnen die Gute Botschaft.

Sowohl die zwölf Apostel als auch später Paulus nutzten jede Gelegenheit, ihren früheren Brüdern das Evangelium zu verkündigen und das Wort Gottes auszulegen (Apg 5,20.42; 9,20 usw.). Solange sich diese Möglichkeit noch ergab, war es ihnen ein Herzensanliegen, aus dem Judentum Menschen zu Christus zu bekehren.

Es ist schön zu sehen, dass die Apostel in diesem Dienst „verharrten". Ihnen war nicht nur die Lehre und Gemeinschaft wichtig (Apg 2,42), sondern auch dieser Dienst im Tempel. Gerade hier offenbarte sich die wunderbare Einheit im Reden und Handeln der Apostel. Der Herr hatte in seinem Gebet zum Vater genau dafür gebetet (Joh 17). Und in dieser ersten Zeit erfüllte sich das Gebet Jesu.

Brotbrechen

Auch wenn die Apostel noch keine weiteren Belehrungen empfangen hatten, von denen Gottes Wort zeugen würde, war ihnen doch klar, dass sie das Gedächtnismahl des Herrn nicht im Tempel einnehmen konnten. Nein, das Brot brachen sie zu Hause. Wir können gut verstehen, dass die ersten Christen dies in einer Atmosphäre von Vertrauen und Liebe in den eigenen vier Wänden taten.

Wir können davon ausgehen, dass es in der damaligen Zeit keine Gebäude gab, die den Christen zur Verfügung gestellt worden wären, wo sie in größerer Zahl das Mahl des Herrn zu sich nehmen konnten. So taten sie es zu Hause. Es waren ja bereits 3 000 Personen zum Glauben gekommen. So verteilten sie sich auf viele Wohnungen.

Offensichtlich dar dies auch im weiteren Verlauf der ersten christlichen Zeit normale Praxis. So lesen wir in den neutestamentlichen Briefen immer wieder davon, dass die Gläubigen in Häusern zusammenkamen (Röm 16,5; Kol 4,15; Phlm 2).

Noch hatte Gott nicht die Wahrheit übe die Versammlung Gottes vollständig offenbart. Aber die Gesinnung der Gläubigen war gut. Daher taten sie das, was Gott ihnen mitteilte. So kamen sie auch in späterer Zeit in Häusern zusammen und bewahrten im Gehorsam Gottes Wort gegenüber die Einheit des Geistes im Band des Friedens (Eph 4,1-4).

Mahlzeiten und Liebesmahl

Sehr schön ist auch das weitere Zeugnis über die Gläubigen. Sie führten ihr tägliches Leben in Schlichtheit und Abhängigkeit von Gott. Normale Mahlzeiten waren für sie nichts „Alltägliches", sondern sie aßen und freuten sich bei allem n der Güte Gottes. So nahmen sie Speise mit Frohlocken zu sich. Für alles dankten sie Gott, selbst für die Kleinigkeiten im Leben.

Das schließt ein, dass sie nicht alleine diese täglichen Mahlzeiten aßen, sondern immer wieder auch andere Gläubigen von den 3 000 bzw. von der sicherlich weiter zunehmenden Anzahl an Gläubigen bei sich zu Hause beherbergten. In freigebiger Weise übten sie Gastfreundschaft. Wie groß war die Freude im Herrn, die sie anlässlich der normalen Mahlzeiten hörbar ausdrückten.

Christian Briem schreibt in seinem Kommentar zu diesem Vers treffend: „Die ersten Christen waren weder Einsiedler noch Asketen. Sie nahmen auch die Speisen für den Körper aus der Hand ihres Gottes (vgl. dazu 1. Tim 4,4.5; 6,17), und sie genossen sie in Gemeinschaft miteinander, wodurch ihre Freude nur vermehrt wurde. - Glückliche Menschen! Selbst bei ihren gewöhnlichen Mahlzeiten wurde „Jubel" vernommen (denn das bedeutet das griechische Wort für „Frohlocken"). Es war durchaus keine Ausgelassenheit, wie sie leider unsere heutigen Feste mitunter kennzeichnet; sondern es war der Jubel dankbarer und glücklicher Herzen, die in das Lob Gottes ausbrachen."

Einfalt des Herzens

Das alles war verbunden mit einer Schlichtheit des Herzens. Diese Gläubigen prägte echte Einfachheit. Sie machten es weder sich noch anderen kompliziert. Ihr Herz war erfüllt von Christus und so freuten sie sich an jeder Zuwendung Gottes.

In dieser ersten Zeit unterschieden sie ihre Aufgabe in der Öffentlichkeit im Tempel von dem Leben zu Hause, ohne dass sie zu Sonntagschristen wurden. Sie unterschieden das Brotbrechen von gewöhnlichen Mahlzeiten und führten doch kein „Schubladen"-Leben.

Noch war kein Beginn von Verfall zu sehen. Später hatte dieser zur Folge, dass der Apostel Paulus das Verbinden von normalem Essen, Liebesmahl und Brotbrechen untersagte (1. Kor 11,22.34). Soweit war es jetzt noch nicht. Im Gegenteil: Wohin man inmitten der Gläubigen schaut, war alles gut und schön. Gesegnetes Erleben von Freude und geistlicher Frische.

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