Glaube für Jungbekehrte: Woran erkennt man die Leitung durch den Heiligen Geist? (FMN)

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Der Heilige Geist ist Gott - genauso wie der Vater und der Sohn (Röm 8,14; 1. Kor 2,10.11). Er ist eine wirksame Kraft, denn wir lesen immer wieder im Neuen Testament, wie Gläubige durch den Heiligen Geist, das heißt in seiner Kraft, tätig wurden oder handeln sollten (vgl. Röm 8,13; Phil 3,3). Er ist zugleich eine Person, denn man kann nur eine Person belügen (Apg 5,4).

Leitung durch den Geist

Nicht nur junge Gläubige fragen sich: Woher weiß ich, ob der Geist Gottes mich leitet? Manche stellen als Anforderung, man müsse regelmäßig eine Gebetserhörung erleben, um zu wissen oder sagen zu können, man werde durch den Geist geleitet. Dies kann jedoch kein Gradmesser sein. Denn welcher Gläubiger erlebt keine Gebetserhörungen? Beten wir nicht (hoffentlich) alle morgens, dass der Herr uns am Tag bewahren möge? Abends legen sich die meisten von uns wieder gesund ins Bett: Heißt diese Gebetserhörung nun, dass wir uns den Tag durch den Geist haben leiten lassen? Sicher nicht!

Vielleicht erwarten manche auch „spektakuläre Gebetserhörungen", um zu glauben, sie würden vom Heiligen Geist geleitet. Gemeint sind dann Erlebnisse nach Gebeten, wie Gideon sie mit dem Vlies erlebte (Ri 6,36-40), wobei wir interessanterweise nicht den Eindruck haben, dass Gideon danach sicherer im Blick auf die Führung Gottes war. Daher sollten wir nicht glauben, dass es (besonders) diese herausragenden Ereignisse nach einem Gebet sind, die Gottes Führung signalisieren. Wer solche Maßstäbe nennt, löst vielmehr eine Erwartungshaltung aus, an der schon mancher Gläubige verzweifelt ist. Wir finden diesen Gradmesser auch nicht in Gottes Wort.

Natürlich gab es eine Zeit, in der sich das Wirken des Geistes Gottes gerade in äußerlich sichtbarer Weise offenbarte. Als der Geist Gottes auf die Erde kam, war dies nach Apostelgeschichte 2,1-4 mit Zeichen und Wundern verbunden. Das wiederholte sich auch nach der ersten Gefangennahme und Freilassung der Apostel (Apg 4,31). Solche Zeichen aber gehören nicht der heutigen Zeit an, sondern sind eigentlich das Kennzeichen des künftigen, Tausendjährigen Reiches (vgl. Heb 2,4; 6,5). Gott hat diese Zeichen in der ersten christlichen Zeit vorweggenommen und sie am Anfang dazu benutzt, das vollkommen neue christliche Zeugnis zu bestätigen.

Natürlich gibt es auch heute „spektakuläre Gebetserhörungen". Es gibt beispielsweise Gläubige, denen Gott die Gabe des Glaubens anvertraut hat (1. Kor 12,9) und die daher durch einen besonderen praktischen Glauben gekennzeichnet sind.

Darüber hinaus ist es tatsächlich ermutigend, wenn man für eine besondere Sache manchmal jahrelang betet und dann erleben darf, dass der Herr dieses Gebet erhört. Beispielsweise das Gebet für die Bekehrung eines inzwischen erwachsenen Kindes oder die Umkehr von einem bösen Weg. Aber auch hier gilt: Niemand sollte sich einreden, dies sei das Kennzeichen dafür, durch den Geist geleitet zu sein.

Zwei Grundsätze

Wie aber leitet der Geist Gottes uns dann heute? Dazu finden wir Hinweise im Neuen Testament. Wir sollten es uns dabei nicht zu kompliziert machen:

  1. Der Geist Gottes führt uns nie im Widerspruch zum Wort Gottes. Das wäre undenkbar, da Er Gott ist und die Bibel das Wort Gottes ist und daher von Gott selbst kommt. Wie könnte Er im Widerspruch zu seinem eigenen Wort führen? Mit anderen Worten: Wo immer wir einen Gedanken haben, bei dem sich herausstellt, dass er gegen Gottes Wort ist, kann dieser Weg nicht von Gott sein. Der Geist hat ihn uns nicht aufgezeigt!
    Beispiel: Ein junger Mann hat den Eindruck, dass er genau „diese" junge Frau heiraten soll, auch wenn sie ungläubig ist. In „seinem ganz speziellen Fall, der anders ist als andere Fälle", scheint ihm genau dies die Leitung des Geistes zu sein. Doch das ist unmöglich, weil für Gott hier nur eine „Ehe im Herrn" in Frage kommt (vgl. 1. Kor 7,39), also mit einer gläubigen Frau. Alles andere ist Ungehorsam gegenüber Gottes Wort und damit auch gegen die Führung des Geistes Gottes.

  2. Der Geist Gottes leitet uns durch die Gemeinschaft mit Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus. Ein Kind weiß oft ganz genau, was seine Eltern gut finden und was nicht, weil es seine Eltern kennt und ständig mit ihnen zusammen lebt. So wissen auch wir das in vielerlei Hinsicht als Gläubige durch unser Leben mit Gott. Wer mit dem Herrn Jesus lebt, indem er sein Wort liest und zu Ihm betet, wer mit Gott, seinem Vater, lebt und nach seinem Willen fragt, weiß intuitiv, dass bestimmte Dinge nicht in Frage kommen, andere Ihm aber gefallen. „Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!" (2. Kor 13,13), schreibt der Apostel Paulus. Das heißt, wer mit Gott lebt, indem er täglich die Bibel liest und regelmäßig auch im Tagesverlauf zu Ihm vertrauensvoll betet, indem er Gott gehorsam sein möchte, wird Gottes Wege früher oder später erkennen.

Praktische Anhaltspunkte

Wir finden noch weitere konkrete Anhaltspunkte zu diesem Thema in Gottes Wort:

  • Gelegentlich sehen wir ganz deutlich, dass der Geist Gottes uns einen Weg versperrt: „Sie durchzogen aber Phrygien und die galatische Landschaft, nachdem sie von dem Heiligen Geist daran gehindert worden waren, das Wort in Asien zu reden; als sie aber gegen Mysien hin kamen, versuchten sie, nach Bithynien zu reisen, und der Geist Jesu erlaubte es ihnen nicht" (Apg 16,6.7). Zugegebenermaßen wird man das nur dann erkennen, wenn man wirklich ein Leben mit dem Herrn führt. Aber das gilt ohnehin ganz grundsätzlich für die Führung des Geistes.

  • Paulus war in der Lage, das „Nein" des Geistes Gottes zu unterscheiden von den Absichten und dem Eingreifen des Teufels: „Deshalb wollten wir zu euch kommen (ich, Paulus, nämlich), einmal und zweimal, und der Satan hat uns daran gehindert" (1. Thes 3,18). Wodurch erkannte er dies? Weil er die grundsätzlichen Absichten Satans kannte (2. Kor 2,11), die Freude der Gemeinschaft mit den Thessalonichern zu verhindern. Und er wusste (im Nachhinein), dass der Geist Gottes sie auf der Missionsreise eben nicht nach Asien senden wollte, sondern nach Europa.

  • Mit anderen Worten: Gelegentlich, vielleicht sogar oft, sind wir erst im Nachhinein in der Lage zu erkennen, ob ein Weg wirklich der Weg Gottes war oder ein eigener Weg. Die vorsichtigen Worte von Lukas zeugen davon: „Und es erschien Paulus in der Nacht ein Gesicht: Ein gewisser mazedonischer Mann stand da und bat ihn und sprach: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns! Als er aber das Gesicht gesehen hatte, suchten wir sogleich nach Mazedonien abzureisen, da wir schlossen, dass Gott uns gerufen habe, ihnen das Evangelium zu verkündigen" (Apg 16,9.10). Damals schlossen sie - sie sagen nicht, dass sie überzeugt waren. Das macht auch uns vorsichtig, übereilt von der Leitung durch den Geist in unserem Leben zu sprechen: „Der Herr hat mich dahin gesandt, hat mir diesen Weg klar gezeigt ..." Der „große" Apostel hat so nicht gesprochen. Aber kein Zweifel - im Nachhinein sah Paulus, dass es Gott war, der ihn so geführt hatte. So führt uns unser Herr oft auch in einer gewissen Unsicherheit und mit Zittern auf unserer Seite, damit wir nicht hochmütig werden und auf uns selbst vertrauen. Im Nachhinein erkennen wir dann, dass es sein Weg war, den wir gegangen sind. Auch dann werden wir uns damit nicht vor anderen brüsten.

  • Wir sollten heute keine Visionen oder besondere Erscheinungen erwarten. So etwas gibt es heute wohl generell nicht mehr. Diese kündigt uns weder Paulus noch sonst jemand an. Bei ihm ging es darum, das Evangelium der Gnade Gottes das erste Mal in Europa zu verkündigen. Dass Gott Menschen, die beispielsweise in einem Gebiet aufwachsen, das fast ausschließlich durch Belehrungen des Islam geprägt ist, in einer besonderen Weise das Evangelium der Gnade Gottes vorstellt, auch den Herrn Jesus, ist etwas anderes. Gott ist und bleibt souverän!

  • Der Geist Gottes leitet uns nicht gegen unseren Verstand. Es ist auffallend, dass der „Verstand" in 1. Korinther 14, wenn es um die Zusammenkünfte geht, mehrfach und mit unterschiedlichen Worten vorkommt. Die Leitung des Geistes sollten wir uns nicht mystisch vorstellen. Er führt uns „verständlich", mit den Mitteln, die Er gegeben hat: sein Wort, seine Diener, die Zusammenkünfte der Gläubigen (daher ist es so wertvoll, dort anwesend zu sein), christliche Kalenderbotschaften, usw.
    Trotzdem ist es wichtig festzuhalten, dass nicht unser Verstand das Entscheidende ist, sondern der Gehorsam Gottes Wort gegenüber und das bewusste Vertrauen auf Gott, ausgedrückt durch Gebet.

    Wir dürfen durchaus Pläne machen. Auch der Apostel Paulus hat dies getan (Röm 15,12-33). Aber er fügt hinzu: „ich hoffe" (V. 24). Und er bittet um ihr Gebet (V. 30), damit sein Weg sich wirklich durch Gott (und nicht durch Eigenwillen oder dergleichen) zu den Römern öffnen würde. Denn er wollte nur „durch Gottes Willen" (V. 32) zu ihnen kommen.

  • Jakobus bestätigt den Gedanken, dass wir Pläne machen dürfen. Er fügt hinzu: „Wenn der Herr will und wir leben, so werden wir auch dieses oder jenes tun" (Jak 4,15). Mit dieser Haltung, die uns bereit macht, einen Plan auch „auszusetzen" oder fallenzulassen, sind wir gut beraten. Wir können sicher sein, dass Gott testen wird, ob wir dazu bereit sind (selbst wenn wir schon materielle Mittel eingesetzt haben, z.B. für eine Reise).

  • Wir brauchen keine besonderen Gebete oder Gebetsformate zu installieren, um den Willen des Herrn zu erkennen. Wer sich im Vertrauen auf den Herrn Dinge vornimmt, die an sich gut sind, kann erwarten, dass der Herr deutlich machen wird, wenn es nicht nach seinem Willen ist (wie in Apg 16). Wer die Apostelgeschichte aufmerksam durchliest, wird feststellen, dass der Apostel Paulus von Ort zu Ort weiterreiste, ohne aufsehenerregende Gebete oder Gebetsgemeinschaften einzuführen. Er hat sicherlich jeden Tag gebetet (persönlich und auch mit seinen Mitarbeitern), wie das Christen natürlicherweise tun. Es steht aber nicht im Bibeltext; es ist selbstverständlich für Christen und Diener des Herrn. Der Herr wird uns sicher deutlich machen, wenn Er einen anderen Willen hat.

Die Führung des Heiligen Geistes ist für den Christen also etwas ganz Natürliches, Normales. Er lebt sein Leben im Aufblick zum Herrn, betet zu Ihm und erbittet seine Führung. Dann darf er im Vertrauen seinen Dienst tun. Er muss nicht meinen, für jeden Schritt eine außergewöhnliche Weisung zu erhalten. Gott sei Dank - Er macht uns das Erkennen seiner Gedanken nicht kompliziert.

Folge mir nach – Heft 2/2021

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