Die Bibel – ihre Entstehung und Überlieferung (6) - Wurde das Alte Testament zuverlässig überliefert?

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Diese Fragen haben schon manchen beschäftigt. Aus diesem Grund möchten wir uns mit der Geschichte der Überlieferung befassen, um eine Antwort auf diese Fragen zu finden.

Die Überlieferung - zunächst durch Abschreiben

Um das Jahr 1455 n. Chr. gab es einen gewissen Wendepunkt in der Überlieferungsgeschichte der Bibel. Von da an konnten Bibeln gedruckt werden. Die ersten Bibeln, die so vervielfältigt wurden, waren die „Gutenberg Bibeln". Bis zu diesem Zeitpunkt musste das Wort Gottes Buchstabe für Buchstabe mühsam per Hand abgeschrieben werden.

Wenn wir bedenken, dass Mose etwa um 1500 v. Chr. die ersten Bücher der Bibel schrieb (den Pentateuch) und erst im 15. Jahrhundert n. Chr. die Möglichkeit des „maschinellen" Kopierens gegeben war, dann wurden die ältesten Bücher der Bibel nahezu 3000 Jahre durch Abschreiben vervielfältigt. Das ist eine für uns fast unvorstellbare Arbeit und eine gewaltige Leistung!

Haben wir noch den inspirierten Text des Alten Testaments?

Aus diesem Sachverhalt heraus entsteht die Behauptung, dass es unmöglich sei, über einen derartig langen Zeitraum ein so inhaltsreiches Buch fehlerfrei abzuschreiben. Demnach könne man auch nicht sicher sein, ob wir den ursprünglich inspirierten Text heute noch in Händen halten.

Tatsächlich waren viele Hände über die vergangenen Jahrtausende an der Überlieferung des Alten Testaments beteiligt. Das ist jedoch noch kein Beweis dafür, dass dadurch die Qualität der Überlieferung gelitten hätte. Entscheidend ist die Methode, die jene Abschreiber in großer Ehrfurcht vor dem heiligen Wort nutzen, um dadurch eine möglichst fehlerfreie Abschrift herstellen zu können.

 

Die Schreiber des Alten Testaments

Doch bevor das Wort Gottes überliefert werden konnte, musste es zunächst entstehen. Dazu benutzte Gott Personen, die Gott im Neuen Testament „heilige Menschen Gottes" nennt (2. Pet 1,21). Zu diesen zählte Mose (2. Mose 17,14), Josua (Jos 24,26), Jeremia (Jer 30,2), David (Apg 4,25; Ps 2,1.2) usw. Sie alle schrieben sein Wort unter der Leitung des Heiligen Geistes Wort für Wort auf. Dabei bedienten sie sich hauptsächlich der hebräischen Sprache. Ausnahmen bilden die Bücher Esra und Daniel. Dort gibt es einige Abschnitte, die in Aramäisch verfasst worden sind (Esra 4,8-6,18; 7,12-26; Dan 2,4-7,28).

Nach etwa 1100 Jahren des Schreibens (ca. 1500 v. Chr. - 400 v. Chr.) wurde das Alte Testament dann durch den Propheten Maleachi vollständig abgeschlossen.

Zu den Schreibern

Gott hatte das Alte Testament den Juden anvertraut (Röm 3,2). Um es zuverlässig von Generation zu Generation zu überliefern, mussten die alttestamentlichen Bibelbücher kopiert werden - wie wir gesehen haben von Hand.

Diese Arbeit, verlangte ein hohes Maß an „Perfektion". Dazu musste beim Abschreiben eine ganze Menge an Regeln beachtet werden, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden, dass die Kopie dem Original entsprach.

Ein Regelwerk der Superlative - einige Beispiele

Nach diesem „Regelwerk" musste eine Buchrolle:

  • aus Häuten von kultisch reinen Tieren bestehen.
  • Ein Abschnitt musste eine Länge zwischen 48 und 60 Zeilen haben und durfte eine Breite von mehr als dreißig Buchstaben nicht überschreiten.
  • Das ganze Manuskript musste liniert werden. Wurden dabei drei Worte ohne eine Linie geschrieben, war das Ganze wertlos.
  • Selbst die Tinte musste schwarz sein und durfte nur nach einem speziellen Rezept hergestellt werden.
  • Die Vorlage, von welcher der Schreiber abschrieb, musste authentisch sein. Davon durfte er nicht im Geringsten abweichen.
  • Zudem war es verboten, ein Wort oder einen Buchstabe auswendig aufzuschreiben. Immer wieder musste er in die Vorlage schauen.
  • Sprach der König ihn an, während er den heiligen Namen Gottes schrieb, durfte er den König nicht beachten.
  • ...

Zudem wurden einzelne Buchstaben und das Vorkommen bestimmter Wörter gezählt und immer wieder nach ihrer Anzahl überprüft. War das Ergebnis unplausibel bzw. fehlte ein Wort oder Buchstabe, galt das ganze Werk als unbrauchbar und die abgeschriebene fehlerhafte Schriftrolle mussten begraben werden.1

Durch diese Vorgehensweise konnte das Alte Testament den „Zahn der Zeit" überstehen und zuverlässig überliefert werden. Gleichzeitig ist es der allmächtige Gott gewesen, der über die Verbreitung seines Wortes wachte, damit es so überliefert werden würde, wie Er es gegeben hatte (Mt 5,18).

Fußnoten

  • 1 Teilweise wurden solche „fehlerhaften Schriftrollen“ auch auf die Schulen verbannt, um dort als Lesebücher benutzt zu werden.
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Artikelreihe: Die Bibel – ihre Entstehung und Überlieferung

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