Paulus – ein Verfolger wird zum Vorbild (FMN)

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Vor seiner Bekehrung verfolgte und zerstörte Paulus eifrig die Versammlung (Gemeinde) Gottes (Gal 1,13.14; Phil 3,6; Apg 9,1.2). Er wollte sie beseitigen, um das Judentum aufrechtzuerhalten, das aber Gott schon beiseitegesetzt hatte. Er hatte das bislang nicht begriffen und handelte daher in geistlicher Blindheit.

Doch eines Tages änderte sich für diesen Mann alles. Der verherrlichte Jesus trat plötzlich in sein Leben (Apg 9,3-9). Es war der entscheidende Wendepunkt für ihn. Er tat Buße und bekehrte sich. Von diesem Zeitpunkt an folgte er seinem Herrn nach und machte viele Erfahrungen mit Ihm.

Diese Nachfolge brachte Paulus viele unangenehme Umstände ein. Mehrfach kam er seines Glaubens wegen in Gefangenschaft. Hätten diese Erfahrungen nicht Anlass sein können, den christlichen Glauben „über Bord zu werfen"? Doch gerade in diesen Umständen wurde deutlich, was in seinem Herzen war.

Christus - sein Lebensinhalt

„Denn das Leben ist für mich Christus" (Phil 1,21).

Dieser Vers lässt uns in Paulus´ Herz blicken. Es war erfüllt mit der Person, die nun sein Lebensinhalt geworden war: Christus. Jetzt wollte er nur noch für Ihn leben. Er hatte nichts anderes mehr vor Augen, als Ihn tiefer zu erkennen, Ihm zu dienen und Ihn aus den Himmeln zu erwarten (Phil 3,8.20). Was ihm früher im Judentum viel bedeutete, war wertlos geworden. Er hatte etwas Wertvolleres gefunden. Diesem wollte er nun sein Leben weihen.

Bestimmt hast auch du Dinge und Aktivitäten in deinem Leben, die dir vor der Bekehrung wichtig waren; oder, bevor du dich entschieden hast, dem Herrn konsequent nachzufolgen. Bei Paulus war das immerhin etwas, was bei den meisten Menschen eine gewisse Anerkennung findet. Und bei dir? Dominieren womöglich aus Glaubenssicht wertlose Dinge weiter dein Leben?

Denk bitte einmal darüber nach, wie der Herr darüber denkt. Wenn Er dir wichtig und wichtiger wird, wie kann Er dein Leben mehr und mehr prägen? Nimm dafür die Bibel und bete doch zu Ihm, damit Er wirklich Mittelpunkt deines Lebens ist.

Christus - seine Gesinnung der Demut

Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war" (Phil 2,5).

Es ist Gottes Wille, dass wir von der Gesinnung des Herrn Jesus lernen. Diese bestand darin, dass Er von Herzen demütig war (Mt 11,29). Damit ist Er unser vollkommenes Vorbild.

Dieses Vorbild hatte Paulus sich zu Herzen genommen. Als er beispielsweise das Herz Philemons erreichen wollte, damit dieser seinen entlaufenen Sklaven Onesimus wieder aufnahm, trat er nicht als der gebietende Apostel auf - obwohl er dazu berechtigt war -, sondern als ein Gefangener, der in Liebebat. Jemanden um etwas zu bitten, fällt uns oft schwerer als jemandem etwas zu gebieten. Paulus konnte in dieser Haltung auftreten, weil er von der Gesinnung des Herrn Jesus gelernt hatte.

Auch als junger Gläubiger ist es wichtig, wie Paulus vom Herrn Jesus zu lernen. Nur so kannst du den anderen höher achten als dich selbst (Phil 2,3). Denn schnell kann es dazu kommen, dass man sich über den anderen stellt und sich für besser hält. Dann wollen wir auf den Herrn blicken, der von Herzen demütig war, und von Ihm lernen.

Christus - seine Gesinnung des Gehorsams

„... indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz" (Phil 2,8).

Zudem war der Herr Jesus vollkommen gehorsam (Phil 2,8). In jedem Augenblick seines Lebens übte Er den Willen seines Vaters aus und ordnete sich diesem unter (Joh 4,34; 6,38; 8,29). Auch dann, wenn es für Ihn den Tod am Kreuz bedeutete.

Auch darin suchte Paulus seinen Herrn nachzuahmen. Schon am Anfang seiner Begegnung mit dem Herrn Jesus auf dem Weg nach Damaskus fragte er: „Was soll ich tun, Herr?" (Apg 22,10). Dadurch wird deutlich, dass Paulus bereit war, sich dem Willen des Herrn unterzuordnen. Dieser antwortete ihm aus dem Himmel: „Steh auf und geh nach Damaskus ...". Und Paulus stand auf und ließ sich nach Damaskus führen (Apg 22,10.11).

Ist es auch dein Wunsch, von Herzen gehorsam zu sein? Vielleicht mag es dir manchmal schwer fallen zu gehorchen. Dann blick auf Vorbilder! Besonders auf das vollkommene Vorbild Jesus Christus.

Gott fordert von uns Gehorsam. Dieser gilt Ihm und seinem Wort, sowie allen, denen wir in irgendeiner Form untergeordnet sind, zum Beispiel Eltern, Lehrer, Ausbilder, Regierung (Eph 6,1.5; Röm 13,1). Dieser Forderung sollten wir gerne nachkommen, um Gott dadurch zu ehren.

Christus - sein Ziel und seine Hoffnung

„Vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus" (Phil 3,14).

Paulus‘ Lebensinhalt war Christus. Auch in seiner Gesinnung wollte er von Christus lernen. Und was war sein Lebensziel? Auch das war Christus. Erwartungsvoll blickte Paulus auf den Augenblick, wo er bei Christus in der Herrlichkeit sein würde. Dort würde er den Kampfpreis „empfangen". Dieser Kampfpreis ist der volle Genuss der christlichen Segnungen in dem Herrn Jesus. Die vollkommene Gemeinschaft mit dem verherrlichten Herrn zu haben und den ganzen Reichtum des Segens in Ihm genießen zu können, ließ Paulus ununterbrochen dorthin blicken. 1


Wohin ist dein Blick gerichtet? Auch auf das himmlische Ziel? Natürlich müssen wir uns mit den täglichen Aufgaben auf der Erde beschäftigen. Aber ein Christ, der auf das Ziel blickt, erwartet den Herrn Jesus täglich, freut sich auf Ihn und auf den vollen Genuss der Segnungen in Ihm. Diesen Blick kann man schon als junger Christ haben! Lass dich nicht durch die Herausforderungen des Lebens davon abbringen. Nimm Paulus als Vorbild!

Christus - seine Kraftquelle

„Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt" (Phil 4,13).

Paulus hatte viel mit seinem Herrn erlebt. So gab es Phasen in seinem Leben, in denen er Mangel litt und hungern musste. Er kannte auch Zeiten, in denen er Überfluss hatte und satt wurde. Hinzu kam, dass Paulus mehrfach in Gefängnisse gesperrt und an anderer Stelle auch geschlagen wurde. Zudem war er oft in Todesgefahren (2. Kor 11,23). In allen diesen schwierigen Umständen hatte der Apostel aber gelernt, dass der Herr Jesus für alle Lebenslagen ausreicht (Phil 4,11-13). Er hatte Ihn als unerschöpfliche Kraftquelle erfahren, aus der er Tag für Tag schöpfte und die ihm Mut und Ausdauer gab.

Du bist vielleicht noch jung und hast noch nicht so viele Erfahrungen mit dem Herrn Jesus machen können. Dennoch kannst du in deinen Umständen ein Leben im Glaubensvertrauen auf den Herrn Jesus führen und im Kleinen erkennen, dass Er dich trägt und dir die Kraft gibt für ein Leben mit Ihm.

Übrigens: Paulus schrieb nicht: „Alles vermag ich", sondern: „Alles vermag ich in dem ...". Damit will er ausdrücken, dass er in sich selbst keine Kraft hatte, für den Herrn Jesus zu leben und zu wirken. Wohl aber in dem, der auf dem Weg nach Damaskus in sein Leben getreten war und dem er von da an mit brennendem Herzen nachfolgte.

Folge mir nach – Heft 10/2020


Fußnoten

  • 1 Die christlichen Segnungen in dem Herrn Jesus stehen uns heute schon alle zur Verfügung (Eph 1,3). Dennoch können wir sie auf der Erde nicht vollkommen genießen, weil der Genuss durch die Sünde getrübt wird.
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