Anregungen für Verlobte (23) – wie gut sollte man sich vor der Verlobung kennen?

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„Und Rebekka … sprach zu dem Knecht: Wer ist der Mann, der uns da auf dem Feld entgegenkommt? Und der Knecht sprach: Das ist mein Herr“ (1. Mose 24,64.65). Vielen wird die „Verlobungsgeschichte“ von Isaak und Rebekka bekannt sein. Nicht Isaak suchte seine Verlobte und Frau aus. Sein Vater bestimmte den Knecht, der die junge Frau für Isaak suchen sollte. Rebekka sah ihren künftigen Mann das erste Mal, kurz bevor sie ihn heiratete. Und Isaak ging es „auch nicht besser“. Dennoch hat man nicht den Eindruck, dass die Ehe unter dieser „Unbekanntheit“ litt. Wenn wir das gemeinsame Vorgehen bei der Kinderlosigkeit sehen (1. Mose 25,21), hat der Herr sie gesegnet!

Dieses Beispiel steht in der Schrift nicht isoliert da. Man könnte es durch manche anderen, ähnlichen, ergänzen. Und gerade wenn wir in die heutige Gesellschaftspraktiken schauen, fühlen wir uns darin bestätigt, dass ein gutes Kennen nicht notwendigerweise ehestabilisierend ist. Viele Ehen werden heute erst geschlossen, nachdem sich das Paar schon jahrelang kannte und die Beiden oft jahrelang zusammen gewohnt haben. Dennoch ist die Scheidungsrate dadurch nicht zurückgegangen. Im Gegenteil! Nicht selten ist die Hochzeitszeremonie der Anfang vom Ende.

Jeder Weg ist einmalig - der Herr will es so

Heißt das, dass es empfehlenswert ist, dass sich das potentielle Ehepaar am besten überhaupt nicht kennt? Das wäre ein falscher Schluss! Der Weg des Herrn mit den Seinen ist immer individuell. Und wir finden zu diesen Fragen einfach keine Vorschriften in der Schrift. Im Gegenteil! „Drei sind es, die zu wunderbar für mich sind, und vier, die ich nicht erkenne: … der Weg eines Mannes mit einer Jungfrau“ (Sprüche 30,18.19). Das müssen wir einfach so hinnehmen.

Es ist bei diesem Thema auch zu berücksichtigen, dass wir unsere(n) Verlobte(n) auch am Ende der Verlobungszeit noch nicht wirklich kennen. Viele Ehepaare haben schon darauf hingewiesen, dass sie immer wieder Seiten am Ehepartner entdecken - auch nach vielen Ehejahren - die sie vorher nicht kannten. Und tatsächlich ist insbesondere die Veränderung von der Verlobung zur Ehe ein solch gewaltiger Schritt, dass man (positive und negative) Eigenschaften beim Gegenüber kennen lernt, die man vorher vielleicht nicht geahnt hatte.

Aber: Kenntnis ist durchaus nützlich

Im Allgemeinen ist es aber doch mehr als nützlich, nicht nur den Vornamen der Person zu kennen, mit der man sich verloben möchte. Es sollten eben auch nicht allein die äußeren Formen sein - vielleicht auch die gehörten Worte, die einen beeindrucken. Diese Dinge haben sicher ihren rechten Platz - aber es ist eben nicht alles, und vor allem nicht das Wichtigste, wenn es um die Verbindung von Mann und Frau geht.

Daher empfiehlt es sich in der Regel, dass die beiden (jungen) Menschen auch einmal ein intensiveres Gespräch - gerne auch zwei oder drei - miteinander geführt haben. Die Betonung liegt auf Gespräch! Mehr sollte nicht dabei sein. Und es sollte auch nicht gerade im Schwimmbad geführt werden, wo beide Leute durch andere Reize abgelenkt werden. Es ist durchaus auch nicht verkehrt, wenn man den anderen schon im „normalen“ Leben gesehen hat - auch einmal auf einer Jugendfahrt oder einem Jugendtag.

Ein ruhiges und vertrauensvolles Gespräch kann eine Hilfe sein

Es ist auch nützlich, wenn dieses Gespräch nicht allein unter den teilweise sehr interessierten Blicken von anderen Gläubigen (Tanten und Onkeln) des örtlichen Zusammenkommens oder anderer neugieriger Jugendlicher stattfindet. Aber es sollte auch nicht im Schlafzimmer eines der beiden Betroffenen stattfinden - um das andere Extrem zu nennen. In einem solchen ungezwungenen Gespräch kann man sich über manche Einzelheit einmal ausführlicher unterhalten. Und man wird in aller Regel recht schnell merken, ob die Interessen und Einstellungen zusammenfallen. Das muss ja nicht für jedes Thema gelten - aber man sollte sich nicht nur sexuell erregt, sondern auch wohl in der Gegenwart des anderen fühlen. Übrigens auch „geistlich“ wohl!

Häufig ist es ja nicht so, dass man schon über viele Jahre miteinander zu tun hatte und viele Gespräche miteinander führen konnte. Das ist auch nicht nötig - aber ein bisschen Kennen lernen vor dem konsequenten und weitreichenden Schritt der Verlobung ist sehr empfehlenswert. Ich habe in einer früheren Folge darauf hingewiesen, dass eine Freundschaft für einen Christen nicht in Frage kommt. Und das ist auch nicht gemeint, wenn von einem Gespräch die Rede ist.

Nicht Freundschaft - sondern Kennen lernen

In manchen Ländern wird dies „Dating“ genannt. Meistens folgt diesem Dating jedoch eine mehr oder weniger lange Freundschaftsperiode. Davon raten wir entschieden ab. Man sollte nur eine Bindung eingehen - und die sollte über die Verlobung in die Ehe münden.

Keiner sollte sich der Illusion hingeben, ein oder zwei Gespräche gäben eine „materielle Sicherheit“, dass man zueinander wirklich passt. Wir sollten uns ohnehin in erster Linie von dem Herrn Jesus führen lassen. Aber es gibt gute Argumente dafür, dass ein vorsichtiges Kennen lernen und ein paar Gespräche nicht nur nicht schädlich, sondern nützlich sind.

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Artikelreihe: Anregungen für Verlobte

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