Die Entrückung der Gläubigen (FMN)

Lesezeit: 6 Min.

„Vater, ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt" (Joh 17,24).

Das Wiederkommen des Herrn Jesus zur Entrückung der Gläubigen ist eine fundamentale Wahrheit des Christentums. Sie gab den ersten Christen damals und sie gibt uns heute eine lebendige Hoffnung: Wir dürfen den Herrn Jesus täglich erwarten. Diese Wahrheit ist auch unter den Gläubigen nicht weit verbreitet. Daher ist es immer wieder gut, sich daran zu erinnern und sich mit dieser Seite des Kommens des Herrn, dass Er uns in den Himmel entrücken wird, zu beschäftigen.

Die Wahrheit über die Entrückung

Zuerst belehrte der Herr Jesus selbst seine Jünger über die Entrückung (Joh 14,2.3). Nachdem Er dann in den Himmel aufgefahren war, offenbarte Gott den Aposteln weitere Einzelheiten, die mit der Entrückung verbunden sind. Diese finden wir insbesondere im 1. Thessalonicherbrief (Kap. 4,15-18), im 1. Korintherbrief (Kap. 15,51-58) und im Philipperbrief (Kap. 3,20.21). Aber auch andere Briefe und Bibelstellen des Neuen Testamentes befassen sich mit diesem Thema und ergänzen dieses (2. Kor 5,4; 1. Thes 1,9; Tit 2,13; Heb 9,28; Jak 5,8 ...).

So hat Gott uns ein vielfältiges Bild über dieses künftige Ereignis gegeben und uns das Geheimnis darüber offenbart (1. Kor 15,51).

Der Zweck der Offenbarung

  1. Zunächst stellt Gott uns unsere himmlische Heimat vor, weil Er uns dadurch innerlich von dieser Erde lösen möchte. Er will nicht, dass wir uns hier „verlieren". Unser Bürgertum ist in den Himmeln (Phil 3,20).

  2. Darüber hinaus gibt uns die himmlische Hoffnung Motivation für den Dienst (1. Kor 15,51-58).

  3. Zudem kann sie uns Trost und Freude in unseren Umständen spenden. Freude, weil wir den Herrn Jesus bald sehen werden, wie Er ist (Joh 14,1-3; 1. Joh 3,2).

  4. Das hat zur Folge, dass wir uns immer wieder selbstkritisch beurteilen und Verfehlungen bekennen (1. Joh 3,3), da wir jeden Tag in die Gegenwart des Sohnes Gottes entrückt werden können.

  5. Zugleich können wir uns mit der lebendigen Hoffnung gegenseitig ermuntern (1. Thes 4,18).

Das Haus des Vaters - unsere zukünftige Heimat

Das Haus des Vaters ist der ungeschaffene Himmel, in dem Gott von Ewigkeit her wohnt: Gott, der Vater, Gott, der Sohn, und Gott, der Heilige Geist. Es ist der „Ort", an dem der Sohn von Ewigkeit her die Liebe des Vaters genießt und an dem die Sünde nie Eingang finden konnte (Joh 1,18). Bis heute wohnt dort kein einziger Mensch als nur Jesus Christus.

Doch dies wird sich bald ändern. Denn an diesen Platz - wo Er ist - möchte der Herr Jesus uns entrücken. Dort gibt es die vielen Wohnungen, in die wir ziehen dürfen. Sie sprechen davon, dass wir für alle Ewigkeit dort bleiben werden.

Die Entrückung - unsere Hoffnung

Um uns an diesen Platz zu bringen, wird der Herr Jesus persönlich vom Himmel herabkommen (Joh 14,3; 1. Thes 4,16). Dies wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes geschehen (1. Thes 4,16; 1. Kor 15,52). Für uns wird dies ein Ruf des Sammelns und des Aufbrechens zu unserer ewigen Heimat bedeuten. Die Welt wird davon nichts mitbekommen. Sie wird nur feststellen, dass die vielen Gläubigen dann nicht mehr auf der Erde sein werden.

Bei der Entrückung werden die entschlafenen Gläubigen des Alten und Neuen Testaments zuerst auferweckt werden. Sie bekommen den Auferstehungsleib, der weder verweslich noch sterblich ist (1. Kor 15,53).

Dann werden sie mit den lebenden Gläubigen zusammen in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft entrückt werden (1. Thes 4,16.17). In diesem Bereich ist Satan Machthaber (Eph 2,2). Aber gerade dort werden wir unserem Retter Jesus Christus das erste Mal begegnen. Satan muss dann „tatenlos zusehen", wenn der Herr die Seinen zu sich nehmen wird.

Um dem verherrlichten Herrn aber von Angesicht zu Angesicht begegnen zu können, muss bei der Entrückung noch etwas geschehen. Unser Leib der Niedrigkeit muss umgestaltet werden zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit (Phil 3,21; Joh 17,22). Diese Verwandlung ist Voraussetzung dazu, dass wir den Herrn sehen können, wie Er ist (1. Joh 3,2). Dieser Akt wird in einem Augenblick vollzogen sein (1. Kor 15,52). Dann werden wir entrückt werden und für alle Ewigkeit im Haus des Vaters bei dem Herrn Jesus sein und Ihn sehen, wie Er ist.

In dieses Haus werden allerdings nur die Gläubigen eingehen, die zur Versammlung (Gemeinde) gehören und den Geist der Sohnschaft besitzen. Die Gläubigen des Alten Testamentes, die ja mit entrückt werden, werden im Thronsaal Gottes sein und dort die Gegenwart des Sohnes Gottes genießen dürfen.

Den Herrn erwarten - oder nicht?

Doch noch sind wir nicht am Ziel angekommen. Noch liegen unsere täglichen Pflichten und Herausforderungen vor uns. Doch wie oft denken wir dabei an die Entrückung? Oder wie oft erwarten wir den, „der uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat" (Eph 5,2)?

Das Gleichnis der zehn Jungfrauen appelliert an unsere Herzen. Es geht um einen Bräutigam, der auf sich warten ließ. Daraufhin wurden alle zehn Jungfrauen schläfrig und schliefen ein (Mt 25,5.6). So war es auch in der Kirchengeschichte. Zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. hatte der Teufel es geschafft, die Wahrheit über die Entrückung in den Hintergrund zu rücken. Damit ging auch die Erwartungshaltung verloren - die Gläubigen schliefen ein. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Wahrheit wieder neu ans Licht gebracht. Heute dürfen wir sie wieder kennen und den Bräutigam erwarten (Mt 25,6; Joh 14,3).

Warum ist es auch für junge Christen wichtig, den Herrn zu erwarten?

  • Vielleicht gehst du noch zur Schule, machst eine Ausbildung oder bist am Studieren. Dann stehst du Tag für Tag in einem Umfeld mit Ungläubigen. Hast du schon mal an deine Mitschüler, deine Kollegen, deine Kommilitonen ... gedacht, wo sie nach dem Tod sein werden? Noch ist Gnadenzeit. Mit der Entrückung wird sie vorüber sein. So kann die Hoffnung auf die Entrückung ein Ansporn für das Predigen des Evangeliums sein.

  • Vielleicht stehst du bereits in einem Arbeitsverhältnis und möchtest Karriere machen. Betrachte es einmal im Licht der Entrückung. Vertieft sich nicht dann der Wunsch, zuerst nach dem Reich Gottes zu trachten und Schätze im Himmel zu sammeln - solange du noch auf der Erde bist (Mt 6,20.33)?

  • Vielleicht hast du angefangen, dich auf der Erde mehr und mehr „einzurichten". Die Wahrheit an die Entrückung wird dich neu daran erinnern, dass du hier ein Fremdling ohne Bürgerecht bist (1. Pet 2,11; Phil 3,20).

  • Vielleicht möchtest du dem Herrn Jesus aus Liebe dienen. Fang damit an! Wenn wir einmal bei Ihm sind, dann ist die Zeit des Dienens auf der Erde abgelaufen. Deshalb sagt der Herr Jesus: „Handelt, bis ich komme" (Lk 19,13; 1. Thes 1,9.10).

  • Vielleicht nimmst du noch nicht am Brotbrechen teil. Dann denke einmal darüber nach, ob du dem Wunsch des Herrn Jesus nicht nachkommen möchtest, der gesagt hat „Dies tut zu meinem Gedächtnis" (Lk 22,19). Denn nur durch die Teilnahme am Mahl des Herrn kannst du seinen Tod auf dieser Erde verkündigen - bis Er kommt (1. Kor 11,26).

  • Du hast das Wort Gottes anvertraut bekommen - halte es fest. Du hast Wahrheiten aus diesem Wort verstehen lernen dürfen - halte sie fest. Du hast den „Platz" kennengelernt, wo sich zwei oder drei zum Namen des Herrn Jesus hin versammeln - halte ihn fest. „... was ihr habt, haltet fest, bis ich komme" (Off 2,25).

An verschiedenen Stellen des Neuen Testamentes finden wir das Wort „erwarten" in Verbindung mit der Entrückung. Das im Philipper Brief verwendete Wort für „erwarten", hat eine lehrreiche Bedeutung (Phil 3,20). Es meint, jemanden standhaft und ungeduldig zu erwarten. So warteten Paulus und die Gläubigen damals auf das Kommen des Herrn standhaft, indem sie daran unumstößlich festhielten. Und zweitens warteten sie ungeduldig, indem sie es kaum erwarten konnten, dass der Herr Jesus endlich kommen würde - ein krasser Gegensatz zu der Entwicklung, die sich einige Jahre später zeigte und im Gleichnis der zehn Jungfrauen prophezeit wurde.

Er kommt bald

Wenn wir auch nicht wissen, wann der Herr Jesus uns entrücken wird, so wissen wir doch, dass Er es tut. Bis dahin wollen wir standhaft und ungeduldig auf Ihn warten, auch wenn wir noch jung sind. Denn heute noch kann der Herr Jesus wiederkommen und uns dahin entrücken, wo Er ist - ins Haus des Vaters.

Folge mir nach – Heft 7/2020

Beitrag teilen

Verwandte Artikel

Entrückung (2): Erscheinung nach der Drangsalszeit Michael Hardt Wir haben aus Gottes Wort gelernt, dass der Herr Jesus die Erlösten VOR der Drangsalszeit entrücken wird. Das ist unsere glückselige Hoffnung. Aber Er wird auch in Macht und Herrlichkeit für alle Welt sichtbar werden - erscheinen. Wie und wann ... Video ansehen
Rache üben – eine Haltung des Gläubigen? (FMN) Manuel Walter In unserem Alltag kommt es immer wieder vor, dass wir Ungerechtigkeiten (Böses) vonseiten anderer erfahren. Wie gehen wir damit um? Legen wir Gott die Sache vor und übergeben sie Ihm im Gebet oder kommen in unserem Herzen Rachegedanken auf? Artikel lesen
Henoch – ein Vorausbild derer, die entrückt werden (FMN) Manuel Seibel Henoch wurde entrückt. Bald kommt der Herr Jesus wieder und wird die dann lebenden Gläubigen entrücken wie Henoch. Artikel lesen
Henoch – Gott ist ein Belohner für den Glauben (FMN) Manuel Seibel Da, wo Gott über Henoch spricht, weist Er auf dessen Treue hin. Dieser Glaubensmann war jemand, der Gottes Gemeinschaft suchte. Der Geist Gottes spricht in diesem Zusammenhang ausdrücklich von Belohnung. Artikel lesen
Tätowierungen – eine Freiheit des Gläubigen? (FMN) Manuel Seibel Tätowierungen werden zunehmend auch von der Gesellschaft akzeptiert. Früher waren sie ein Zeichen von „ausgeflippt sein“. Menschen, die eher am Rand der Gesellschaft standen, hatten Tattoos. Heute haben viele solche „Schmuckstücke“. Was ... Artikel lesen
Wie verhält man sich gegenüber einem Gläubigen, der in der Sünde lebt? (FMN) Manuel Seibel Immer wieder beschäftigt Christen die Frage, wie sie sich solchen Christen gegenüber verhalten sollen, die in lehrmäßiger oder moralischer Sünde leben. Folge mir nach - Heft 6/2016 Artikel lesen