Gedankensplitter (5) zum Anfang der Versammlung auf der Erde (Apg 2)

Lesezeit: 4 Min.

In Apostelgeschichte 2,4 lesen wir: „Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“

Gewaltige Folgen des Kommens des Geistes

In diesem vierten Verse des zweiten Kapitels sehen wir, dass das Kommen des Geistes Gottes mit großartigen Wirkungen verbunden war. Zunächst heißt es, dass sie alle mit Heiligem Geist erfüllt wurden. Noch immer geht es um die Gläubigen im Obersaal. Diese ungefähr 120 Personen wurden alle ausnahmslos mit Heiligem Geist erfüllt.

Im Neuen Testament gibt es zwei Ausdrücke, die sehr ähnlich sind, aber etwas Unterschiedliches vorstellen. Manche Personen wurden mit Heiligem Geist erfüllt wie hier. Bei anderen lesen wir, dass sie voll Heiligen Geistes waren.

Voll Heiligen Geistes

Diesen zweiten Ausdruck – voll Heiligen Geistes – lesen wir im Blick auf den Herrn Jesus (Lk 4,1) und auf die Gläubigen, die einen Diakonendienst ausführen sollten (Apg 6,3). Einer von ihnen war Stephanus, von dem dies zwei weitere Male ausdrücklich gesagt wird (Apg 6,5; 7,55). Auch Barnabas war voll Heiligen Geistes (Apg 11,24).

Die Tatsache, dass dies auch vom Herrn Jesus gesagt wird, macht deutlich, dass es hierbei um eine grundsätzliche, dauerhafte(re) Kontrolle der jeweiligen Personen durch den Heiligen Geist geht. Mit anderen Worten: Sie waren für längere Zeit – beim Herrn Jesus trifft dies auf sein gesamtes Leben zu – unter der Kontrolle des Heiligen Geistes, der nicht nur in ihnen wohnte, sondern auch ihr Leben und ihren Dienst bestimmte.

Erfüllt mit Heiligem Geist

Der erste Ausdruck, der auch in Apostelgeschichte 2 vorkommt, hat mehr mit einem konkreten Dienst zu tun, der vor einem Gläubigen stand. Gott erfüllt Personen mit dem Heiligen Geist, damit sie befähigt werden, einen Dienst ganz nach göttlichen Gedanken auszuführen. Dazu stehen sie unter der Kontrolle des Geistes, der sie in diesen Dingen führt und lenkt. Während also „voll Heiligen Geistes“ stärker auf einen längerfristigen Seelenzustand abzielt und die Ausnahme darstellt, finden wir „erfüllt sein mit Heiligem Geist“ öfter erwähnt, bezogen auf eine konkrete Aufgabe.

Diesen Ausdruck finden wir im Blick auf Johannes den Täufer (Lk 1,15), Elisabeth (Lk 1,41), Zacharias (Lk 1,67), hier im Blick auf die ungefähr 120 Gläubigen in Jerusalem. Später lesen wir Entsprechendes von Petrus (Apg 4,8), dann von den Gläubigen, die zum Gebet in Jerusalem versammelt waren (Apg 4,31). Auch über Paulus finden wir diesen Ausspruch (Apg 9,17; 13,9), danach von den gläubigen Jüngern in Ikonium (Apg 13,52).

Schließlich werden wir als Gläubige ermahnt, mit dem Geist erfüllt zu sein (Eph 5,18). Im Blick auf uns ist damit aber ein beständiges Erfülltsein mit Heiligem Geist gemeint. Die Frage ist, ob wir wirklich in unserem Leben diese Kontrolle durch den Geist Gottes zulassen und seine Wirkungen nicht dadurch einschränken, dass wir Ihn betrüben (Eph 4,30).

Johannes der Täufer

Da Johannes der Täufer von Mutterleib an mit Heiligem Geist erfüllt war, steht er sozusagen als Verbindungsglied zwischen beiden Gruppen von Personen. Einerseits ging es bei ihm sicherlich um seinen Dienst, für den er erfüllt sein sollte mit dem Geist. Da aber dieser Dienst von Mutterleib an vorgesehen war, scheint er über einen vergleichsweise langen Zeitraum unter dieser Kontrolle des Geistes gestanden zu haben.

Unterschied von „Erfüllt mit Heiligem Geist“ und Versiegelung

In jedem Fall müssen wir zwischen dem Empfang des Geistes (Versiegelung, Salbung, Unterpfand) und dem Erfülltsein unterscheiden. Apostelgeschichte 4,31 macht ganz deutlich, dass dort Gläubige waren, die längst den Heiligen Geist besaßen, der in ihnen wohnte, bevor sie mit dem Geist erfüllt wurden. Auch die einmalige Taufe des Geistes in Apostelgeschichte 2 ist nicht mit dem Erfülltsein zu verwechseln, das persönlicher Natur ist.

Sprachenreden als Folge des Kommens des Geistes

Dann finden wir in Apostelgeschichte 2,4 noch eine weitere Wirkung des Kommens des Heiligen Geistes. Sie bestand darin, dass die Gläubigen in anderen Sprachen redeten. In einem weiteren Artikel wollen wir uns mit dieser wunderbaren Zeichengabe beschäftigen. Hier mag es genügen, zu zeigen, dass das Kommen des Geistes Gottes sichtbare, für die ungläubigen Menschen wahrnehmbare Zeichen hervorgebracht hat.

Zweifellos handelte es sich um Zeichen, die eigentlich nicht zu unserer Zeit gehören, sondern zum zukünftigen Zeitalter (Heb 6,5), also zum tausendjährigen Friedensreich. Aber zu Beginn der christlichen Zeit hat Gott sein Werk auf der Erde durch diese Wunderwirkungen bestätigt (Heb 2,4).

Heute warten wir nicht auf vergleichbare Wunder!

Wir brauchen also heute solche Wunder nicht zu erwarten. Wer meint, diese Geschichte von Apostelgeschichte 2 würde sich in unserer Zeit mehr oder weniger wiederholen können, hat nicht die epochale Veränderung der damaligen Zeit verstanden. Wir erwarten solche Wunder heute nicht, wir suchen sie nicht, wir versprechen sie niemand. Als Christen, die am Ende der christlichen Zeit leben, bleiben wir realistisch, auch wenn wir im Glauben leben.

Natürlich tut Gott auch heute Wunder. Jede Bekehrung stellt ein Wunder des Wirkens Gottes dar. Aber äußerliche Wunder sind nicht das Kennzeichen der heutigen Zeit. Wer sich das erhofft oder anderen vorstellt, hat sich in der Zeit vertan. Er leitet Gläubige in die Irre. Wir brauchen auch solche Wunder nicht, weil wir das vollständige Wort Gottes in Händen halten, wo uns diese wunderbaren Begebenheiten der Anfangszeit mitgeteilt worden sind. Wir nehmen sie im Glauben an und freuen uns, wie Gott das damals tatsächlich ganz Neue durch Wunder bestätigt hat.

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Artikelreihe: Gedankensplitter zum Anfang der Versammlung auf der Erde

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