Hinterlassen Abtreibungen Spuren?

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„Gesundheitsminister Spahn hat sich eine Studie zu den psychischen Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen ertrotzt“ – so las ich in einer eigentlich konservativen Tageszeitung. Ob die Autorin zu den Feministinnen gehört? Wie auch immer, die Tatsache, dass sich Gesundheitsminister Jens Spahn ein Budget genehmigen ließ, um die psychischen Folgen von Abtreibungen untersuchen zu lassen, hat hohe Wellen geschlagen.

Warum eigentlich? Was nicht sein darf auch nicht sein kann. Mit anderen Worten: Da nach Meinung vieler Politikerinnen und auch Politiker, nach Meinung vieler Menschen unserer Gesellschaft jede Frau frei ist, mit ihrem Körper zu tun, was sie will (solange es nicht das Klima der Erde negativ beeinfluss), will man nicht akzeptieren, das es tatsächlich seelische Folgen für die abtreibende Person geben kann.

Dass diese Handlung Folgen im Blick auf Leben und Tod bei den abgetriebenen Kindern hat (man darf sie vermutlich so nicht nennen, denn dann wäre da ja auch nach dem Strafgesetzbuch Mord …), ist nicht entscheidend. Aber kann jemand ernsthaft an der Tatsache vorbeigehen, dass meine Entscheidung, die das Leben eines anderen aktiv beendet (Gott nennt das Töten), auch Folgen für mein eigenes Wohlergehen hat?

Viele Frauen haben später berichtet, wie sehr sie mit Gewissensbissen, mit Schuldgefühlen usw. zu tun haben. Die Autorin der FAZ war anscheinend der Meinung, dass man deshalb negative Gefühle hat, weil man von einem Interviewer „ausgequetscht wird“.

Es erstaunt immer wieder, dass man in diesen Diskussionen davon liest und hört, dass die Frau entscheidet, was passiert. Als ob der Ehemann und/oder Vater nichts mit dieser Entscheidung zu tun habe, nicht genauso in der Pflicht sei.

Nun müssen wir als Christen aufpassen, dass wir uns von dieser gesellschaftlichen Diskussionsrichtung nicht anstecken lassen. Auch wir können – unter dem Radar, ohne dass das unsere Mitgläubigen mitbekommen – für einen solchen Schritt „entscheiden“. Und dann? Dann ist es hilfreich, sich jemand anzuvertrauen. Ja, es ist in Gottes Augen eine Sünde. Und jede Sünde, gerade eine solche, wo das Leben einer anderen (in diesem Fall wehrlosen) Person betroffen ist, belastet sehr. Aber es gibt kein Sünde, die Gott nicht vergibt. Es gibt keine Sünde, die man Ihm nicht bekennen kann. Und dann gibt es auch wieder Erleichterung von der Last der Sünde und ihrer Folgen.

Und wir? Sind wir bereit, mit einem Hirtenherz solchen belasteten Seelen eine Hilfe zu sein? Eine Abtreibung ist natürlich ein sehr weitreichender Schritt, den man mit einem sündigen Zustand im Sinn von 1. Korinther 5 verbinden muss. Oft wird das allein dadurch deutlich, dass das Kind auf eine Handlung der Hurerei zurückgeht. Und bevor man abtreibt, muss man sich ja für diesen Schritt entscheiden, den Gott "Töten" nennt. Das heißt natürlich auch, dass in dem Augenblick, wo eine Zuchthandlung (Ausschluss) ausgesprochen werden muss, der Hirtendienst unterbrochen werden muss. Gleichwohl ist es wichtig, medizinische Hilfe zu geben, gerade wenn Suizid-Gedanken aufkommen sollten.

Man sollte auch im Sinn von Galater 6,2 erwägen, ob in einem ersten Gespräch, das ja einer Zuchthandlung vorausgeht, nicht eine Hilfestellung angebracht ist: „Einer trage des anderen Lasten und so erfüllt das Gesetz des Christus.“

Haben solche belasteten Frauen und Menschen ein Bewusstsein, dass sie zu mir, zu uns kommen können in ihrer Not, bevor sie diesen Schritt gehen? Oder was erwarten sie als Reaktion von uns? Von den Eltern? Von ihren Mitgläubigen?

Und wenn es „zu spät“ ist, wenn seelische Folgen eingetreten sind? Sagen wir dann: Selbst schuld? Dann lasst uns daran denken, wie unser Herr mit Petrus in einer ganz anderen Situation umging. Er ließ ihn nicht fallen. Er sah ihn mit einem Blick der Liebe an, um ihn zur Umkehr und zum Bekenntnis zu führen. Schenke Gott, dass auch wir solch einen Blick der Liebe selbst erlebt haben und dadurch auch anderen schenken können. Zu ihrem Wohl, zu ihrer Genesung, zu ihrer Wiederherstellung.

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