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Wo immer man Artikel schreibt oder mündlich, (bewegt-)bildlich oder auf andere Weise Gottes Wort weitergibt, kommt das Gewissen ins Spiel. Denn Gottes Wort besitzt durch den Heiligen Geist Kraft und damit Autorität. Und damit übt es Einfluss auch auf unser Gewissen aus.

So ist es auch richtig! Denn unser Gewissen soll durch Gottes Wort geprägt sein. Dieser Autorität wollen wir uns daher gerne aussetzen.

Aber jetzt kommt ein „Aber“. Denn jeder Artikel auf dieser Seite, jede Predigt, ob in einem christlichen Zusammenkommen oder in einer (bildlichen) Aufnahmestation, enthält auch Menschenworte. Und hier ist die Herausforderung: Ist das, was ich sage oder schreibe, wirklich in Übereinstimmung mit Gottes Wort? Ist es so und genau so, wie Gott es wünscht?

Beispielsweise kann ich die Hingabe, die Gott uns in seinem Wort als christlich vorstellt, durch Beispiele untermalen. Und das ist durchaus sinnvoll, ja notwendig, denn es soll ja auch verständlich und konkret sein. Aber jedes Beispiel birgt in sich die Gefahr, dass ich dadurch Druck auf jemand ausübe: Wenn du das tust, bist du ein geistlicher Christ. Wenn du das aber nicht tust, dann mangelt es an etwas.

So kann ich als jemand, der das Wort Gottes anwendet, auch in falscher Weise Druck ausüben. Ist nur der geistlich (oder jedenfalls geistlicher), der (überhaupt) nicht raucht? Ist nur der geistlich, der Weihnachten nicht feiert? Der zwei Wochen Urlaub (Ferien) für einen missionarischen Einsatz oder ein Ferienlager einsetzt? Der sein Geld (fast) ganz dem Herrn hingibt, statt für seine Familie ein Haus zu bauen oder in Urlaub zu fahren? Der jeden Morgen eine Stunde Bibelarbeit macht?

Man könnte fortfahren. Und die Antwort lautet schlicht: Nein! So einfach ist das nicht. Und das sollte sich auch niemand einreden lassen!

Es ist wirklich eine Gradwanderung, Mitgläubigen und gerade jungen Christen nicht etwas zu suggerieren oder aufzudrängen, was (a) nicht ihrem geistlichen Zustand entspricht und (b) auch so gar nicht in Gottes Wort enthalten ist.

Natürlich könnte man von jedem erwarten, dass er alles an Gottes Wort prüft. Leider sind wir oft nicht dazu in der Lage – aus ganz unterschiedlichen Gründen.

So müssen wir als Prediger und Austeilende lernen: „Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, so dass ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt“ (Kol 4,6). Und andererseits sollte jeder Leser lernen, Gottes Wort als Autorität über sein Leben anzunehmen, aber alles an diesem Wort auch zu (über-)prüfen. Niemand sollte sich in falscher Weise unter Druck setzen lassen. Schon gar nicht, wenn durch Krücken, die uns als Schreibende/Redende manchmal einfallen, die aber einfach krumm sind, etwas unterstrichen werden soll. Das führt ganz schnell zu Gesetzlichkeit. Leider geschieht das bei den so wichtigen Themen, die mit Jüngerschaft zu tun haben, sehr schnell. Das weiß vermutlich jeder von uns aus seinem eigenen Leben.

Gott hat Autorität wie sein Wort. Aber wir wollen uns nicht durch praktische Beispiele und Vorschläge fälschlich unter Druck setzen lassen. Das gilt für dich gerade im Blick auf das, was du auf dieser Seite liest. Sie soll nicht sinn- und nutzlos sein. Sie soll Einfluss üben – sonst würde ich nicht schreiben. Aber sie soll keine falschen Gewissensbisse verursachen, die nicht durch Gottes Wort verursacht sind.

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