„Was irgend ihr auf der Erde binden werdet“ – „ihr“, das ist die örtliche Versammlung. Wenn die halbe Versammlung oder ein markanter Teil der örtlichen Versammlung einem Beschluss nicht beipflichten kann, dann ist es einer Versammlung nicht möglich, zu handeln. Sie ist handlungsunfähig. Sie muss warten. Um es ganz klar zu sagen: Eine solche Versammlung hat nicht nach Matthäus 18,18 gehandelt. Es liegt kein Versammlungsbeschluss vor.
Wer dann fordert, dass ein solcher vermeintlicher Beschluss auch zu befolgen ist, schreibt einem Teil der Versammlung eine Autorität zu, die der Herr nur der örtlichen Versammlung insgesamt gegeben hat. Hier hat sich der Himmel nicht gebunden. Die Frage ist nicht, ob alle Gläubigen an diesem Ort miteinander versammelt sind. Man kann auch „als Versammlung“ (vgl. 1. Kor 11,18) zusammenkommen, wenn nicht alle anwesend sind, wenn man aber auf der biblischen Grundlage der Versammlung zusammenkommt, so dass dem Grundsatz nach alle Kinder Gottes eines Ortes aufgenommen werden, wenn sie nicht im Bösen leben. Man hat das verglichen mit dem Bundestag. Dieser ist handlungsfähig, auch wenn nicht alle da sind. Wenn aber ein erheblicher Teil derer, die als örtliche Versammlung zusammenkommen, „Nein“ sagt zu einer Entscheidung, dann ist das etwas anderes. Hier hat die Versammlung nicht gehandelt.
Was ist dann zu tun, wenn beispielsweise der böse Zustand eines Christen, der die Gemeinschaft der örtlichen Versammlung genießt, offenbar wird, ein Teil das aber (inzwischen) anders sieht? Zuerst ist immer Geduld gefragt. Wir haben diejenigen, die eine andere Beurteilung haben, anhand des Wortes Gottes zu überzeugen. Besteht nicht die Gefahr, dass wir selbst die Dinge überspitzt, zu extrem sehen? Andererseits: Wenn das Böse klar und offenbar ist, ein erheblicher Teil der Gläubigen am Ort das aber nicht (mehr) so sieht, bleibt uns nach viel Geduld und Belehrung nur der Weg, den 2. Timotheus 2,19-22 weist: Wir selbst müssen uns von diesen Geschwistern zurückziehen, um „ein Gefäß zur Ehre zu sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet“.
Es gilt zu bedenken, dass es nur ein Trennen von Bösem (und mit Sünde identifizierten Personen) gibt, nicht von anderen Gedanken, Auffassungen etc. Vor allem wird sich unsere Gesinnung erweisen, ob wir uns isolieren oder ob wir die Belehrung von 2. Timotheus 2,22 verwirklichen, dann „mit denen nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden zu streben, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen“. Der Herr will keine isolierten Christen, sondern wünscht, dass sich Gläubige zusammenfinden auf der Grundlage der Schrift.
Quelle: bibelpraxis.de/a3439.html