Buchbesprechung: Was die Seele bewegt, bewegt auch den Körper (Beate M. Weingardt)

Lesezeit: 7 Min.

Bereits im Jahr 2015 wurde das vorliegende Buch Was die Seele bewegt, bewegt auch den Körper – psychosomatische Signale verstehen – bewusster leben von SCM R.Brockhaus herausgegeben. Es verdeutlich, dass Seele und Körper des Menschen nicht unabhängige Institutionen sind, sondern eine enge Verflechtung aufweisen.

Das Buch

Das Buch widmet sich den Wechselwirkungen zwischen Körper und Seele. In zehn Kapiteln nähert sich Beate M. Weingardt dem Kern, wie sich ein Mensch davor schützen kann, dass seine Seele durch Stress und andere Faktoren überfordert ist, der Körper darunter leidet, die Person selbst aber gar nicht erkennt, dass sie dieser Überbelastung entgehen kann.

Das Buch umfasst 242 Seiten, die gut lesbar und abwechslungsreich beschrieben sind. Es kostet 14,95 Euro.

Die Autorin

Dr. Beate M. Weingardt hat Psychologie und Evangelische Theologie studiert. Sie war über viele Jahre im kirchlichen Bereich tätig. Seit einiger Zeit ist sie als Referentin, Autorin und psychologische Beraterin tätig.

Gliederung

Nach einem ersten Kapitel über Krankheiten und die Frage, ob ein Körperteil oder der Mensch insgesamt krank ist, widmet sich Weingardt der Beschreibung des Körpers und der Seele in der Bibel. Sowohl das Alte Testament als auch Begebenheiten Jesu werden dazu betrachtet. Danach zeigt die Autorin, dass der Mensch körperliche und seelische Grenzen aufweist und respektieren muss. Daraufhin erklärt Weingardt, wie die Sinne auf den Körper wirken und zugleich auch die Seele des Menschen beeinflussen.

In den nächsten Kapiteln behandelt Beate M. Weingardt Aspekte, die mit dem Stress und Auslösern von Stress zu tun haben. Besonders widmet sie sich dann der Sprache der Haut und dem Körperschmerz, der vom Seelenschmerz ausgeht. Die Autorin betont weiter, dass es in der Macht und Verantwortung eines jeden von uns liegt, die eigene Lebenssituation zu verändern, um Belastungen abzubauen. Vor allem hat der Mensch Funktionalitäten, die man heute Resilienz nennt, Ressourcen, die ihn stark und belastbar machen. Im letzten Kapitel spricht Weingardt noch von der Bedeutung des Glaubens im Kontext von Stress und Psychosomatik.

Im Folgenden nenne ich einige einzelne positive bzw. negative Kritikpunkte am Buch:

+ Aufmachung/Präsentation

Das Buch ist sehr gut lesbar. Man merkt dem Buch an, dass es gut lektoriert worden ist und wirklich so verfasst wurde, dass ein Leser es gut aufnehmen sowie verarbeiten kann. Das Druckbild ist gut gelungen, die Aufmachung professionell.

+ Zusammenhang Körper und Seele

Für den Leser des Buches wird sehr deutlich, dass es einen tiefen Zusammenhang zwischen seelischen Leiden und körperlichen Symptomen gibt. Viele dieser Zusammenhänge werden aufgedeckt und auch anhand von uns bekannten Sprichwörtern erklärt.

+ Ausgewogenheit

Sehr hilfreich ist, dass man nach der Lektüre dieses Buches nicht meint, dass das körperliche Symptom A notwendigerweise auf die seelische Problematik Z zurückzuführen ist. Das kann so sein, muss es aber nicht. Denn eindimensionale Zusammenhänge gibt es im Allgemeinen nicht. Man muss immer den gesamten Kontext einer Person betrachten und vor allem zunächst nach organischen Ursachen suchen, bevor man meint, seelische Ursachen erkennen zu können.

+ Kenntnisgewinn

Überhaupt bekommt der Leser dieses Buches manche Kenntnis von Psychologie und von den Zusammenhängen von Körper und Seele. Er lernt, wie Stress entsteht und wie man ihn – soweit man persönlich Einfluss nehmen kann – begrenzen oder abbauen kann.

- Bibelorientierung fehlt

Diese positiven Erkenntnisse werden aber mehr als wettgemacht dadurch, dass man sich am Ende des Buches fragt: Warum ist es in einem christlichen Verlag erschienen? Natürlich, es werden gelegentlich Bibelverse und ein kurzes Schlusskapitel über die Bedeutung des Glaubens eingefügt. Ansonsten aber sucht ein Gläubiger oft vergeblich nach Anhaltspunkten, inwiefern der Glaube hilfreich ist bei der Bewältigung psychosomatischer Herausforderungen.

- Bibelkritik

Das gilt umso mehr, als sich Weingardt – vermutlich durch die moderne Theologie beeinflusst – als Bibelkritikerin erweist. Schon im Vorwort ist man erstaunt, dass sie nicht offen Farbe bekennt – muss man heute selbst in einem christlichen Verlag den lebendigen Glauben verbergen? „Ich persönlich glaube, dass eine höhere Macht (die ich Gott nenne) uns dabei unterstützen will, den rechten Weg zwischen Unterforderung und Überforderung zu gehen“ (S. 8). Andere können ihn also auch Buddha oder Mohammed nennen?

Auf S. 34 (bis Seite 40) schreibt Weingardt über das Alte Testament: „Vieles in seiner Vorstellungswelt ist für uns heute nicht mehr wörtlich zu nehmen oder gar verbindlich.“ In diesem Zuge wird auch das explizit in Galater 6 genannte Prinzip „Was der Mensch sät, wird er auch ernten“ als alttestamentlich und damit für die Autorin als veraltet oder nicht wörtlich zu nahmen abgelehnt. Auf S. 39 lehnt Weingardt ausdrücklich ab, dass es sich im Alten Testament um Tatsachenberichte handelt. „Wir können den biblischen Autoren an dieser Stelle nicht folgen.“ Die Autorin will zudem eine Spaltung zwischen dem Gott des Alten Testaments und dem des Neuen Testaments erkennen: „Denn der von ihnen beschriebene Gott ist nicht der Gott, den Jesus uns verkündet und den er in seiner eigenen Person verkörpert hat. Es ist nicht der Gott, dem Jesus vertraute“ (S. 39).

An anderer Stelle heißt es: „Auch wenn der Apostel Paulus einmal behauptet: ‚Geben ist beglückender als Nehmen.‘ Hier wird eine m. E. irreführende Alternative aufgestellt …“ In der Fußnote heißt es: „Paulus behauptet, dies sei ein Ausspruch Jesu. Das lässt sich in den Evangelien nicht belegen, überdies würde der Ausspruch zu Jesus auch nicht passen“ (S. 100). Mit anderen Worten: Hier hat Paulus gelogen! – Was für eine Lästerung gegen den Herrn, gegen Gott und sein Wort! – Ähnlich muss man schlucken, wenn es heißt: „Dennoch scheint mir das Profil, das vom Leben und Denken Jesu gezeichnet wird, zumindest in den ersten drei Evangelien trotz mancher Abstriche recht zuverlässig zu sein“… (S. 218). Mit anderen Worten: Man muss bei Gottes Wort Abstriche machen. Das lehnen wir als überzeugte Christen ab!

Weingardt hängt offensichtlich auch der Evolutionstheorie an (S. 18), einem klaren Widerspruch zu der Offenbarung Gottes in der Bibel, in der Er deutlich macht, dass Er diese Welt erschaffen hat (Genesis / 1. Mose 1).

Gott darf nur noch als liebevoll und hilfreich wahrgenommen werden (S. 218), nicht mehr in seiner Heiligkeit.

- Atheistische Psychologen wie Sigmund Freud werden zitiert

Als Christ ist man immer wieder erstaunt, wie in christlichen Büchern Theorien und Überzeugungen von Atheisten wie Sigmund Freud als hilfreich weitergegeben werden. In diesem Buch findet man sie (gefühlt) häufiger als Bibeltexte; Freud kommt wiederholt zu Wort. Dass jemand, der Gott ablehnt, uns helfen soll, seelische Probleme zu lösen, die den immateriellen Teil des Menschen beschreiben, bei dem es gerade auf eine gesunde Beziehung zu Gott ankommt, bleibt das Geheimnis solcher Autoren wie Weingardt. Manche rechtfertigen das damit, dass doch auch die Israeliten aus Ägypten Gold und andere Werte mitnehmen sollte. Man übersieht dabei aber, dass dies materielle Dinge waren, keine Überzeugungen, die unter der Herrschaft des Teufels in dieser Welt gewonnen und verbreitet werden. Dazu gehören beispielsweise auch die im Buch neben anderen Autoren empfohlenen Zitate von Faust (Goethe) und vom Kleinen Prinzen (Saint-Exupéry).

- Bibelauslegungen

Nun muss uns bewusst sein, dass die moderne Theologie an vielen Stellen seltsame Auslegungen von Gottes Wort bietet. Das aber in einem christlichen Ratgeber zu finden, schmerzt doch. Beispielsweise werden die Worte unseres Herrn an die drei Jünger in Gethsemane „Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach“ (Mt 26,41) folgendermaßen erklärt: „Er wollte damit deutlich machen, dass unsere Emotionen (‚Fleisch‘ bedeutet in der Sprach der Bibel die menschliche Bedürftigkeit und die damit verbundene Emotionalität) nicht unbedingt und nicht immer unserem Geist und Willen gehorchen“ (S. 24). Es geht dem Herrn aber überhaupt nicht um Emotionen. Wie diese Bedeutung hergeleitet werden kann, wird auch nicht deutlich gemacht. Das ist nur ein Beispiel von ungesunder Bibelauslegung (vgl. z. B. auch S. 134/135; S. 164/165).

- Krankheit nie Strafe?

Auf S. 34 und an anderer Stelle versteigt sich die Autorin darin, dass Krankheit nie Strafe ist. Offenbar hat die Autorin noch nie 1. Korinther 11 gelesen, wo der Apostel deutlich schreiben musste, dass wegen der Sünde ein Teil der Korinther schwach, krank und sogar entschlafen (gestorben) ist. Natürlich darf man nicht zu dem Schluss kommen: Weil jemand krank ist, stimmt etwas nicht in seinem Leben. Aber dass Krankheit nie mit dem züchtigen Eingreifen Gottes zu tun hat, ist schlicht unwahr. Das zeigen Stellen wie 1. Johannes 5, wo Johannes von der „Sünde zum Tod“ spricht, ähnlich wie Jakobus in Jakobus 5.

Man könnte noch anderen Punkte anführen, wie zum Beispiel, dass empfohlen wird, Yoga zu betreiben (S. 180), obwohl bekannt ist, dass dieser „Sport“ eindeutig religiös (Götzendienst) motiviert ist. Dennoch mögen diese Beispiele zur Beurteilung des Nutzens dieses Buches genügen.

Empfehlung?

Kann man nun das Buch empfehlen? Nein, das kann man leider nicht. Die Art und Weise, wie mit Gott, mit dem Herrn Jesus und mit seinem Wort umgegangen wird, macht es unmöglich, ein solches Buch empfehlenswert zu nennen. Wer sich fachlich mit psychosomatischen Zusammenhängen beschäftigen möchte, findet entsprechende Fachbücher. Wenn ein Buch für Gläubige eine Hilfe sein soll, muss zuallererst die richtige Beziehung zu Gott und seinem Wort vorhanden sein. Beides fehlt in diesem Buch.

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