Der Schöpfer und König erniedrigt sich

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Der Herr hatte soeben deutlich gemacht, dass Er die Tempel-Steuer nicht zahlen muss. Er war der Sohn Gottes, der frei war. Er war zudem der König Israels. Was für eine „Schuld" hatte Er dann noch zu begleichen? Keine! Im Gegenteil: Er hatte das Recht, sowohl Zoll und Steuer als auch die Doppeldrachme einzunehmen.

Warum lesen wir dann, dass Er dennoch die Zahlung vornimmt? „Damit wir ihnen aber keinen Anstoß geben." Wenn unser Herr und Gott, der Herrscher und Gebieter über alles ist, in solch demütiger Weise gehandelt hat, wie viel mehr sind wir auch heute aufgefordert, solche Ansprüche von Menschen und in Besonderheit von der Obrigkeit zu erfüllen, auch wenn wir als Himmelsbürger (Phil 3,20) nicht mehr zur Erde gehören (vgl. Röm 13,5-7; 1. Pet 2,13-17). Wir sollten den Menschen dieser Welt nie einen Anlass zum Ärgernis oder zu Klagen geben.

Auch die Art und Weise, wie der Herr dafür sorgt, dass dieses Steuergeld beschafft wird, ist zu Herzen gehend:

1. Der Herr hatte kein Geld bei sich. Er war hier auf der Erde der Arme! Wir lesen nicht von vielen Dingen, die Er besessen hätte. Wir lesen davon, dass Er „sein" Kreuz trug. Wir lesen davon, dass „seine Kleider" verteilt wurden. Nicht einmal einen Ort besaß Er, wo Er seinen Kopf hinlegen konnte. Und hier hatte Er nicht einmal eine Doppeldrachme, um sie für sich zu geben. Der Herr vertraute in allem darauf, dass sein Vater Ihm das geben würde, was Er nötig hatte, und zwar genau dann, wenn Er es nötig hatte.

2. Der Herr vollbringt kein Wunder, durch das Er aus dem Nichts heraus das Geld herbeischafft. Der Herr tut ein Wunder, aber das Wunder besteht darin, dass Er auf das Bestehende zurückgreift. Er benutzt einen Fisch, so wie Gott für Jona einen Fisch bestellte und für Elia Raben. Dieser Fisch fand zur rechten Zeit am rechten Ort genau das Geldstück, das der Herr Jesus benötigte. Und er schwamm genau an der Stelle, wo Petrus seine Angel auswerfen würde. Der Herr greift seit der Schöpfung auf Bestehendes zurück; auch heute tut Er es, auch wenn Er als der Schöpfer-Gott weiter aus dem Nichts schaffen könnte.

3. Wer würde einen Fisch zu seinem Bankier machen? Bei Gott sind alle Dinge möglich! Vielleicht kann man mit dieser Begebenheit auch den Gedanke an den Tod, mit dem der Fisch im Alten Testament verknüpft wird, als ein symbolisches Bild verbinden: Unsere ewigen Bedürfnisse werden durch den Tod Jesu beantwortet. Aus dem Wasser wurde der Fisch genommen, und aus den Tiefen die Bedürfnisse gestillt. „Tiefe ruft der Tiefe beim Brausen deiner Wassergüsse; alle deine Wogen und deine Wellen sind über mich hingegangen" (Ps 42,8).

4. Der Herr verbindet auch hier Petrus mit sich. Er stellt diesen erneut auf dieselbe Stufe wie sich selbst. „Gib ihnen für mich und dich." Der Herr war letztlich der Einzige, der direkt zur königlichen Familie gehörte. Aber Er zählt seine Jünger zu sich. Sie gehören zu Ihm. Er ist für sie wie ein Vater. „Für mich und dich" - der Herr steht an der ersten Stelle, aber Er verbindet uns mit sich.

5. Der Fisch bringt genau den Betrag, der zu zahlen ist: ein Stater, der zwei Doppeldrachmen entspricht. Das Wunder, das der Herr vollbringt, ist genau angemessen und passend: nicht mehr und nicht weniger, als der Herr benötigt für diese Steuer. Denn der Schöpfer des Universums lässt nichts umkommen.

6. Selbst der größte Regierungsumfang, den Gott jemals dem gefallenen Menschen auf der Erde gegeben hatte - und zwar dem gewaltigen Herrscher Nebukadnezar, dem Haupt aus Gold (Dan 2) - umfasste nicht die Tiefe der Wasser und ihre unzähligen Bewohner. Nur dem Sohn des Menschen wird die Gewalt über das Wasser und die Fische geben. Schon in Psalm 8,9 wird das vorhergesagt - in unserer Begebenheit sehen wir diese Macht allerdings schon ganz praktisch offenbart. So musste der Herr auf diese Gewalt nicht warten, bis Er auferstanden war. Er erweist sich erneut als der ewige Gott und Gottes Sohn.

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