Von Feinden lernen?

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„Kluge Leute lernen auch von ihren Feinden", sagte einmal der bekannte griechische Philosoph Aristoteles.

Als Christ fragt man sich: Kann man von Ungläubigen wie Aristoteles etwas „lernen"? Und wenn ja, in welcher Hinsicht?

Denken wir einmal an das Gleichnis, das der Herr Jesus zu seinen Jüngern über den ungerechten Verwalter gesprochen hat. „Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte; denn die Söhne dieser Welt sind klüger als die Söhne des Lichts ihrem eigenen Geschlecht gegenüber" (Lk 16,8). Dieser ungerechte Verwalter hatte an seine Zukunft gedacht. Ja, er war ungerecht. Aber er hatte den Söhnen des Lichts offenbar voraus, dass ihm die Zukunft nicht gleichgültig war.

So lernen auch wir von diesem „Ungläubigen", dass es sich lohnt, auf die Zukunft zu sehen. Wir leben im „Heute", aber entscheidend für unsere Einstellung heute sollte die Zukunft sein. Wie man gesagt hat: Wir müssen das Heute vom Ende her sehen - zum Beispiel vom Richterstuhl des Christus, wo wir offenbar werden und wo wir sehen werden, ob das Heute im Licht des Wortes Gottes und zur Verherrlichung Gottes gelebt worden ist. Wir können heute manches genießen. Aber was, wenn die viel längere Ewigkeit, was unser Platz in dem Reich Gottes betrifft, durch einen falschen Genuss mit einem gewissen Mangel an Belohnung einhergeht? - Das können wir von unseren „Feinden" lernen.

Aber es gibt noch ein weiteres Lernen von den Feinden. Wenn man sich den Charakter der Feinde des Volkes Gottes im Alten Testament ansieht - von Moab, von Edom usw., dann lernen wir durch sie, dass sie Eigenschaften besitzen, die in dem „Feind in uns", dem Fleisch, ebenso vorhanden sind. Wenn der Apostel Johannes vor den Eigenschaften der Welt warnt - Lust des Fleisches, Lust der Augen, Hochmut des Lebens - dann sind das gewissermaßen unsere Feinde. Aber diese Feinde finden wir in unserem Fleisch. Und da sollten wir uns wappnen. Gott zeigt uns die Vorgehensweise der Feinde. Und diese können in unserem eigenen Leben vorhanden sein. Wer müsste sich nicht schämen, wenn er an seine Augen und an die Begierden des Fleisches denkt? Wer müsste sich nicht schämen, wenn er daran denkt wie oft er sich über andere Menschen und sogar Gläubige innerlich gestellt hat?

Wir lernen von unseren Feinden, weil wir etwas über uns selbst lernen. Lasst uns hier wachsamer sein!

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