Martin Luther vom Sockel stoßen?

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Immer wieder hat man im vergangenen Luther-Jahr erlebt, dass Theologen versucht haben, Martin Luther vom Sockel zu stoßen. Manche haben ihn als einen sozialen Evangelisten weichspülen wollen. Damit wäre von den eigentlichen Reformationserrungenschaften nichts mehr übriggeblieben.

Andere haben Martin Luther ganz „abschaffen" wollen. Sie haben nicht verstanden (oder verstehen wollen), dass die Lehre der Rechtfertigung grundlegend für uns Christen ist. Ohne Rechtfertigung, wie sie der Apostel Paulus in Römer 3-5 vorstellt, stünden wir vor Gott noch in unseren Sünden. Das kann nur derjenigen in Kauf nehmen, der vom Glauben gar nichts wissen möchte. Leider gehören dazu etliche Theologen.

Und dann gibt es diejenigen, die Fehler von Martin Luther überhöhen und auf diese Weise versuchen, die wesentlichen „Errungenschaften" Luthers ins Abseits zu stellen. Das ist das Ergebnis eines Beitrags, den Salomon Korn, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main, für einigen Monaten in der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) veröffentlicht hat.

Mit Recht verweist er darauf, dass Martin Luther im Blick auf die Juden versagt hat. Das, was Luther in seinen späten Jahren über die Juden gesagt und geschrieben hat, war böse, war schlimm und kann nicht gutgeheißen werden. Korn übersieht allerdings bei aller Kritik, dass einfach nicht zu leugnen ist, dass solch eine Haltung in die damalige Zeit passte, auch wenn das keine Entschuldigung für eine solche Entgleisung ist.

Aber was tut Salomon Korn „natürlicherweise"? Er kippt das Kind mit dem Bade aus. Natürlich muss er als Vertreter der Jüdischen Gemeinde versuchen, damit die ganze Lehre Luthers zu zerstören. Er übersieht, das Gottes Wort (das er natürlich nur im alttestamentlichen Teil anerkennt), deutlich macht, dass es heute nur auf dem Wege des Glaubens an das Werk Jesu und auf der Basis der Rechtfertigung des Glaubens Rettung gibt.

„Und es ist in keinem anderen das Heil, denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in dem wir errettet werden müssen" (Apg 4,12), sagt ein ehemaliger Jude und späterer Christ, Simon Petrus.

Und wo bleibt das Anerkennen und Bekennen, dass es gerade die Juden waren, die Jesus in einem Unrechtsverfahren verurteilt und ans Kreuz gebracht haben? „Kreuzige ihn, kreuzige ihn", und zwar übermäßig (vgl. Mk 15,13.14). Sie würden es heute auch wieder tun.

War das besser als das, was Martin Luther getan hat? Zweifellos nicht. Kein Wunder, dass Stephanus, ein ehemaliger Jude, die Juden bezichtigen muss, dass sie „Mörder" Jesu geworden sind. Auch Petrus drückte sich so aus (Apg 3,15). Was mag die Antwort von Salomon Korn auf diese Anklage des Petrus, die Worte des Wortes Gottes, sein?

Noch kann er wie jeder Mensch Rettung in Jesus Christus finden. Die Gnadenzeit geht offensichtlich dem Ende entgegen. Danach gibt es nur noch eines: Gericht. Wer aber Jesus als Retter annimmt, wird gerettet werden. Das wünschen wir jedem, komme er aus dem Juden- oder Heidentum.

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