Der große Glaube der kanaanäischen Frau

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Was hätten wir wohl gesagt, wenn uns jemand mitgeteilt hätte, dass der, der Kraft zum Heilen besitzt, gesagt hat: Ich bin nicht für dich gekommen, sondern für andere?

Die Frau ist nicht beleidigt. Wie hätten wohl die Pharisäer auf eine solche Abfuhr des Herrn, einfach zu schweigen, reagiert? Und die Jünger? Auch wir sollten uns die Frage stellen, ob wir selbst nicht auch aus Trotz oder Resignation manchmal sehr schnell aufgeben. Nicht so diese Frau! Sie spricht weiter mit dem Herrn Jesus, lässt aber nun den Titel „Sohn Davids“ und damit ihre Ansprüche an den Messias fallen und wirft sich vor dem Herrn einfach in ihrer Hilflosigkeit nieder: „Herr, hilf mir!“

Der Herr hatte sie durch seine harte Ansprache zu dem Bewusstsein ihres wahren Platzes vor Gott geführt. Sie verstand, dass sie keine Ansprüche auf den Messias Israels besaß. Sie wusste auch, dass sie verloren war und Hilfe nötig hatte. Das sagt sie dem Herrn. Er erkennt, dass sie einsichtig und demütig ist.

Aber noch immer kann Er ihr nicht helfen. Sie muss noch lernen, dass sie selbst auf seine direkte Hilfe keinen Anspruch hatte. Rechtlos zu sein bedeutet ja, überhaupt keinen Anspruch zu besitzen. Es genügt nicht, die eigene Not zu erkennen und einzugestehen. Es reicht auch nicht das Bewusstsein, dass der Herr Jesus der Not entsprechen konnte – das wusste diese Frau von Anfang an. Nein, man muss in die Gegenwart dessen treten, der helfen kann, obwohl man nicht einmal Anspruch auf irgendeine Hilfe hat. Alles ist Gnade! Denn diese Gnade kann sich sogar über den Fluch erheben, den Gott selbst über dieses Volk der Kanaaniter angesichts seiner zur Reife gekommenen Sünde aussprechen musste.

Ob uns das immer bewusst ist, dass wir ebenso wie diese Frau nach Epheser 2 auf überhaupt nichts irgendeinen Anspruch hatten? Wenn Er uns dennoch geholfen hat, dann aus reiner Gnade. Gnade trägt genau diesen Charakter: Die Liebe Gottes wendet sich Menschen zu, die nichts sind und keinen Anspruch auf sie geltend machen können.

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