(Wen) sollte ein Christ wählen?

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Dieser Tage wurde mir angesichts der anstehenden drei Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt die Wahlempfehlung eines Gläubigen weitergeleitet. Es handelt sich um einen entschiedenen und in vieler Hinsicht kompromisslosen (positiv gemeint!) Christen. Nun aber stellt er unter der Überschrift dieses Artikels eine Wahlempfehlung auf, die ich im Folgenden kurz kommentieren möchte.

Der Autor hat seine „Wahlempfehlung“ in einigen Thesen zusammengefasst, deren Kern ich jeweils weitergebe:

  1. Ein Christ sollte wählen gehen, denn er lebt in diesem Staat und ist daher mit dafür verantwortlich, ob die Gebote Gottes in unserem Staat noch ernst genommen werden oder nicht.

    Was sagt Gottes Wort? Die Gegenwart des Heiligen Geistes auf der Erde (er wohnt nach 1. Korinther 6,19 in dem Gläubigen und nach 1. Korinther 3,16 in der Gemeinde Gottes) ist ein Beweis, dass diese Welt unter dem Gericht Gottes steht (Joh 16,8.11). Das heißt, diese Welt ist nicht mehr reformierbar – auch nicht die Bundesrepublik Deutschland. Sie steht unter dem Gerichtsurteil Gottes, das Er ausführen wird durch den Herrn Jesus. Es handelt sich nicht um die Frage, ob – sondern allein um die Frage „wann?“. Ein unter dem Verurteilungsurteil Gottes stehender Staat wird Gottes Gebote nie ernst nehmen, weil er ein Gott-feindliches System ist – sonst würde Gott kein Gericht üben.

  2. Ein Christ sollte für die Obrigkeit beten (1. Tim 2,2), aber zugleich durch sein Verhalten, sein Reden und seine politische Entscheidung Licht und Salz (Mt 5,13.14) im Lande sein.

    Was sagt Gottes Wort? Wir können die Botschaft dieser Bibelverse nur unterstreichen. Wir sollen für die Menschen, die Verantwortung in unserem Land haben, beten. Warum eigentlich? Damit wir als Gläubige ein Leben in Gottesfurcht und würdigem Ernst führen können (1. Tim 2,2). Zweifellos dürfen und sollen wir auch dafür beten, dass diese Menschen sich bekehren. Ab diesem Augenblick gehören sie nicht mehr zu dieser Welt, sondern zu Christus (vgl. Gal 1,4). Zugleich sollen wir in unserem Leben Licht sein, so dass die Ungläubigen ihr Verlorensein erkennen und sich bekehren, sowie Salz, indem wir in irdischen Umständen wie Ehe, Familie, Beruf, Nachbarschaft durch unser Leben diese Beziehungen in einer Gott-gemäßen Weise bewahren und nicht dazu beitragen, dass noch mehr Ehen geschieden werden usw. Es dürfte aus diesen Worten klargeworden sein: Beten und Licht der Welt sowie Salz der Erde zu sein, hat nichts mit Wählen-Gehen zu tun.

    Nebenbei: Wer der Wahlempfehlung des angesprochenen Gläubigen folgt – nämlich die AfD (Alternative für Deutschland) wählt, weiß heute schon, dass Gott in seiner Vorsehung eine andere Regierung einsetzt (Röm 13,1). Vergessen wir nicht: Er setzt sie ausdrücklich ein. Will ich als Christ wirklich eine Partei wählen, die Gott gerade nicht in die Regierung setzt? Damit stelle ich mich – praktisch gesehen – gegen Gottes Handeln. Licht und Salz beziehen sich somit offensichtlich nicht auf politische Wahlen, die wir bestreiten (mal abgesehen davon, dass wir uns erst recht nicht wählen lassen). Müssten wir uns nicht gerade im Blick auf die AfD und ihr politisches Handeln, Auftreten und ihre Vertreter dann vorhalten lassen: „Und Ihr, die Ihr diese schlimme Partei wählt, Ihr wollt Christen sein?“ Wir zerstören unser Zeugnis diesen Menschen gegenüber – das ist das Gegenteil davon, Salz und Licht zu sein.

  3. Ein Christ sollte sich bei seiner Wahlentscheidung davon leiten lassen, welche Partei in ihrem Programm den Geboten Gottes am nächsten steht und zugleich eine reelle Chance hat, in die Parlamente zu gelangen und Einfluss wahrzunehmen.

    Was sagt Gottes Wort? „Von jeder Art des Bösen haltet euch fern“ (1. Thes 5,22). „Steht ab von der Ungerechtigkeit“ (2. Tim 2,19). Gott ruft uns an keiner Stelle dazu auf, Kompromisse mit dem Bösen zu schließen. Wenn etwas den Geboten Gottes – sagen wir dem Wort Gottes – nähersteht als anderes, wird damit deutlich, dass es immer noch böse, sündige Elemente gibt, aber vielleicht nicht so viele wie bei anderen Parteien. Ist das ein konsequenter Umgang mit der Wahrheit? Das Gegenteil ist der Fall. Wenn ich in einem Punkt einen Kompromiss mit der Unwahrheit, mit Bösem eingehe, werde ich „weich“ werden, früher oder später dasselbe mit anderen Punkten zu tun. Zudem gilt auch hier: Parteien sind Teil des Systems dieser Welt. Sie gehören zu dem politischen System, das vor 2.000 Jahren unseren Retter an das Kreuz brachte. Sie halten ein System aufrecht, das unter dem Gericht Gottes steht. Damit haben wir als Erlöste nichts zu tun.

  4. Ein Christ ist sich dabei dessen bewusst, dass es keine rein christliche Politik geben kann.

    Was sagt Gottes Wort? Parteien sind Teil des Systems dieser Welt. Die Korinther wollten herrschen (1. Kor 4,8). Paulus sagt ihnen dann, dass sie sich in der Zeit vertan haben. Denn herrschen werden wir mit Christus im 1.000-jährigen Friedensreich. Wir werden nicht aufgerufen, eine Regierung zu wählen, sondern ihr gehorsam zu sein (Röm 13,1-7). Und wie können wir freiwillig etwas unterstützen, was nicht „rein christlich“ ist – das tun wir, wenn wir wählen gehen. Dann wählen wir also (aktiv) etwas, von dem wir wissen, dass es verkehrt ist!? Unser Gewissen macht uns das deutlich, und wer gegen sein Gewissen handelt, sündigt, denn er kann dann nicht im Glauben handeln (Röm 14,23).

  5. Ein Christ, der das Verhalten der etablierten Parteien beobachtet, wird bemerken, dass sich diese zudem durch Befürwortung der Aufrichtung des neuen Römischen Reiches (EU) sowie dem Reich des Antichristen annähern (vgl. Daniel 2 und Offenbarung 13).

    Was sagt Gottes Wort? Gott kündigt uns in Daniel 2, Daniel 7 und Daniel 9 sowie in der Offenbarung an, dass das Römische Reich wiedererstehen wird. Sollen wir dann eine Partei wählen, die Europa (jedenfalls in der aktuellen Form) verändern und womöglich auflösen möchte? Müssen wir uns nicht vielmehr darunter beugen, dass in den Ländern, in denen früher viele wahre Christen gelebt und das Land sogar geprägt haben, diese antichristlichen Entwicklungen geschehen konnten? Wir haben zu wenig als Licht und Salz gelebt, aber wir werden diesen Zug nicht durch Wahlen stoppen können. Dieser Gedanke wäre letztlich Hochmut und Selbstüberschätzung.

  6. Zur Zeit gibt es nur eine einzige Partei in Deutschland, die allen diesen Entwicklungen vehement entgegentritt (und in Wirklichkeit deshalb massiv bekämpft und verleumdet wird) und die zugleich eine Chance hat, in die Parlamente zu gelangen: die AfD. So empfehle ich doch unter den gegenwärtigen bedrohlichen Umständen für unser Land, die Stimme der AfD zu geben. Es befinden sich viele überzeugte Christen in der AfD. Die AfD ist keine rechtsextreme, sondern eine bürgerlich-konservative Partei. Sie entspricht in ihrer Programmatik der CDU vor der Machtübernahme durch Angela Merkel.

    Was sagt Gottes Wort? Nochmal, wir werden aufgefordert, uns den Regierungen unterzuordnen, nicht, sie zu wählen. Es ist wahr, dass es Elemente im AfD-Programm gibt, die zum Beispiel im Blick auf Familien den Gedanken Gottes näherkommen als andere Parteiprogramme. Dennoch respektiert auch diese Partei eingetragene Partnerschaften Homosexueller. Vor allen Dingen haben wir in den letzten Monaten erlebt, wie Vertreter dieser Partei auftreten bzw. was sie für einen Eindruck hinterlassen in der Öffentlichkeit:

  • Fremdenfeindlichkeit bis hin zu Hass,
  • ein Umgang miteinander, der noch schlimmer erscheint als der, den man schon in anderen Parteien gewohnt war,
  • eine Parteivorsitzende, die mit ihrem Ehemann vier Kinder hat, von dem sie sich im vergangenen Jahr getrennt hat; daraufhin ist sie mit einem Parteifreund liiert.
  • Dieser Parteifreund hat ebenfalls vier Kinder, lebt inzwischen von seiner Frau getrennt und ist eben mit der Parteivorsitzenden liiert.
  • Usw.

    Was hat dann ein solches Familienbild im Programm der Partei noch für einen Wert, in dem ausdrücklich davon die Rede ist, dass man den kontinuierlich wachsenden Scheidungsraten etwas entgegensetzen müsse? In der Bibel finden wir, dass Lehre und Praxis, Reden und Tun zusammengehören. Wie kann man dann dazu aufrufen, eine solche Partei zu wählen?

Abschließend erinnere ich daran, dass wir als Christen nicht zu dieser Erde und schon gar nicht zu dieser Welt gehören. Wir sind Himmelsbürger. „Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln“ (Phil 3,20), sagt uns der Apostel Paulus ausdrücklich. Wenn wir uns der himmlischen Stellung in Christus Jesus mehr bewusst wären, die in Epheser 1-3 vorgestellt wird, würden wir weniger irdisch gesonnen sein. Solche politischen Wahlen hätten für uns dann auch keine Anziehungskraft mehr. Christus und der Himmel würden stattdessen unser Herz gefangen nehmen.

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