Die Menschen in Nazareth stellten herablassende und stolze Fragen an Jesus. Sie neideten Ihm, dass Er Wunderwerke tat und in Weisheit redete. Daher nannten sie Ihn abschätzig „Sohn des Zimmermanns“. Der Herr antwortet ihnen: „Ein Prophet ist nicht ohne Ehre, außer in seiner Vaterstadt und in seinem Haus.“ Selbst wenn ein Prophet vollkommen ist wie Christus, wird er in seiner Heimat abgelehnt. Die Menschen haben einen solchen Menschen von Kindesbeinen an gekannt. Sie wollen sich nicht damit abfinden, dass jemand ihresgleichen von dem großen Gott in besonderer Weise im Dienst benutzt wird. Es sind Neid und Missgunst, die hier eine große Rolle spielen. Denn warum soll ein anderer etwas Besonderes sein?
Ein Prophet, der zu einem Volk kommt, wird im Allgemeinen anerkannt. Aber man darf ihn nicht von Kindheit an kennen. Sonst wäre er ja „ganz normal“. So war das beim Herrn. Letztlich wurde Er von allen abgelehnt, aber doch besonders von denen, die Ihn während seiner Jugendjahre umgeben hatten (vgl. Joh 7,5; Mk 3,21). Dazu gehörte auch seine Familie, seine Brüder. Das schmerzte unseren Retter! Aber Er nahm diese Verwerfung an. Auch darin sehen wir seine Vollkommenheit.
Auch in der christlichen Zeit erleben wir dieses Phänomen. Natürlich gibt es einen gewaltigen Unterschied zwischen Christus und uns. Er ist vollkommen - wir sind von Natur sündige Menschen. Bei uns können die Mitmenschen und auch die Christen manchen Schwachpunkt ausmachen, eine Vielzahl von Sünden aufzählen, die wir begangen haben. Aber ist es nicht so, dass ein Diener des Herrn an anderem Ort und in anderem Land oft mehr geschätzt wird als in der Heimat, wo man ihn von früher her kennt und wo ihm vielleicht Neid und Eifersucht entgegenschlagen, sicher auch seine Vergangenheit eine Rolle spielen mag? Wenn man die Berichte mancher Diener des Herrn liest und hört, stellt man fest, dass sich dieses Verhalten – leider – oft auch unter Gläubigen eingestellt hat.
Quelle: bibelpraxis.de/a2913.html