In vielen Verhaltensexperimenten hat sich gezeigt, dass Jugendliche ungeduldiger sind als Erwachsene und sich weniger gedulden können. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin, der Stanford University und der University of California in Davis haben vor einiger Zeit im Fachjournal „PNAS“ gezeigt, dass sich diese Ungeduld auch in Gehirnstrukturen und -funktionen von Jugendlichen widerspiegelt.
Für die Studie ließen die Forscher fünfzig Probanden, die zwischen 8 und 25 Jahren alt waren (männlich und weiblich), eine Entscheidungsaufgabe lösen. Sie mussten sich entscheiden, ob sie jetzt einen kleineren Geldbetrag (z.B. 10 Euro) erhalten oder auf einen größeren Betrag (z.B. 27 Euro) länger warten wollten. Während der Entscheidungsaufgabe wurden die Aktivität der bei Entscheidungen aktiven Hirnregionen und deren strukturelle Verbindungen untereinander im Magnetresonanztomographen (MRT) gemessen.
Den Teenagern fiel es schwer, auf den größeren Betrag zu warten. Dann zeigte sich auf dem MRT: Die beiden Gehirnbereiche, die bei Entscheidungen aktiv werden, sind bei Jugendlichen noch nicht so stark miteinander verbunden, wie es bei Erwachsenen der Fall ist. Dabei handelt es sich um den dorsolateralen präfrontalen Kortex – der unter anderem aktiv wird, wenn es um die Zukunftsplanung geht – und um das Striatum, das Teil des Belohnungssystems ist.
Durch die schwächere Vernetzung zwischen den Bereichen ist der Einfluss des dorsolateralen präfrontalen Kortex auf das Belohnungssystem in der Jugend vergleichsweise gering. Somit sind größere Belohnungen, die in der Zukunft liegen, für Jugendliche weniger attraktiv.
Was für Schlussfolgerungen ziehen wir für unser Leben als Christen? Wir, die wir älter geworden sind, haben eine besondere Aufgabe, jüngeren Christen die christliche Hoffnung und die Belohnung für Treue, die es erst in der Zukunft geben wird, glaubwürdig und attraktiv vorzustellen. Das Gehirn ist in der Jugend noch nicht auf diese Zukunft ausgerichtet. Aber wenn wir es jungen Menschen vorleben und zeigen, dass wir so glücklich sind, wird sich auch das Interesse von Jüngeren auf die Zukunft verschieben. „Sei ein Vorbild der Gläubigen“ (1. Tim 4,12).
Das Bewusstsein dieser Gehirnformation hilft uns auch, in positiver Hinsicht Nachsicht mit der nachfolgenden Generation zu üben. Wir sind uns bewusst, dass auch wir als junge Menschen mehr im Diesseits als gedanklich im Himmel gelebt haben. Wir werden nicht zu viel von jüngeren Christen fordern, aber sie auf den Wert des Himmel, auf den Wert der Ewigkeit hinweisen. Haben wir selbst das nicht auch immer wieder nötig? Diese Vernetzung im Gehirn wird sich dann „verbessern“, wenn wir bewusst und dankbar an die christliche Hoffnung denken. Daher ist es wertvoll, diesen Teil der Wahrheit immer wieder auch in den Zusammenkünften vorzustellen.
„In Hoffnung freut euch!“ (Röm 12,12).
Quelle: bibelpraxis.de/a2808.html