Wer vergibt Sünden? (FMN)

Lesezeit: 4 Min.
Frage:

Hallo liebes Team von Folge-mir-nach!

Ich habe eine wichtige Frage zur Sündenvergebung.

Wen muss ich um die Vergebung meiner Sünden bitten und wer vergibt mir dann die Sünden, Jesus oder Gott?

Vielen Dank für die Antwort!

Liebe Grüße

D.

Antwort:

Liebe D.,

herzlichen Dank für deine Frage!

Ein wichtiger Vers zu deiner Frage befindet sich in 1. Johannes 1,9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit!" Interessanterweise sagt Johannes uns an dieser Stelle weder, wem wir die Sünden bekennen sollen, noch wer sie vergibt. Das erste wird nicht einmal erwähnt, beim zweiten Punkt steht nur: „er".

Aus dem Zusammenhang wird aber deutlich, dass dieser „Er" Gott ist. Johannes hatte in 1. Johannes 1,5 davon gesprochen, dass „Gott Licht ist". Er ist die höchste Instanz, mit der wir zu tun haben. Letztlich geht es darum, dass Gott uns die Sünden vergeben muss. Aber die letzte Erwähnung einer göttlichen Person ist in Vers 7 der Sohn: „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde."

Es ist eine Besonderheit von Johannes, dass er oft von „er", „ihn", „ihm" usw. schreibt, ohne näher zu spezifizieren, wen er genau meint. So lässt er offen, ob er Gott, den Vater, ob er den Herrn Jesus oder ob er Gott in seiner Absolutheit meint. Der Zusammenhang macht das oft deutlich, wie auch hier. Aber Johannes macht sich nicht die Mühe, das immer zu unterscheiden. Denn der Sohn ist Gott wie der Vater.

Wenn nun Gott die Sünden vergibt, so bekennen wir sie Ihm. Da aber Johannes an dieser Stelle nicht Gott sondern „er" schreibt, ist es genauso angemessen, dem Herrn Jesus die Sünden zu sagen. Er ist sein Sohn, dessen Blut uns von aller Sünde reinigt. Zudem gilt: Er und der Vater sind eins.

Bekennen bei der Bekehrung - ewige Vergebung

Wenn beispielsweise ein Kind gläubiger Eltern erkennt, dass es sich bekehren muss, ist ihm vorher oft von Jesus Christus, dem Retter, erzählt worden. So ist es natürlich, dass es seine Sünden dem Herrn Jesus bekennt. Und das ist durch Gottes Wort „gedeckt". Dankbar dürfen wir sagen: In der Gottheit kommt ein Gebet immer an der richtigen Stelle an, es gibt keine „Missachtung" eines Gebetes durch Gott, den Vater, nur weil es an den Herrn Jesus gerichtet war oder anders herum. Denn „der Herr, unser Gott, ist ein Herr! (5. Mo 6,4). Diesen Vers zitiert der Herr selbst (Mk 12,29). Wer also seine Sünden dem Herrn Jesus bekannt hat, der hat sie Gott bekannt. Denn es gibt nur den einen Gott. Und dieser Gott vergibt auf ewig und wird unserer Ungerechtigkeiten nie mehr gedenken (Heb 10,17).

Bekennen als Gläubige - väterliche Vergebung

Was uns als erlöste Menschen betrifft: Für uns ist Gott unser Vater. Gerade in dem Vers, in dem davon gesprochen wird, dass wir als Gläubige noch sündigen, wird Gott in seiner Beziehung zu uns „Vater" genannt: „Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt; und wenn jemand gesündigt hat - wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten. Und er ist die Sühnung für unsere Sünden" (1. Joh 2,1.2).

So ist und bleibt Gott unser Vater, auch wenn wir uns leider haben hinreißen lassen zu sündigen. Das ändert nichts an unserer ewigen Errettung; der Herr Jesus hat ja alle unsere Sünden auf Golgatha getragen. Aber unsere Beziehung zu Ihm und zum Vater ist gestört. Es ist traurig, wenn wir im Gegensatz zu dem neuen Leben handeln, das Gott uns in Christus geschenkt hat in der neuen Geburt. Dieses Leben will und kann nicht sündigen. Aber Gott gibt uns nicht auf, seine Liebe ist so groß, dass Er uns zum Sündenbekenntnis führt durch die Tätigkeit des Herrn Jesus als Sachwalter. Und alles, was Christus tut, offenbart das Herz des Vaters. Unser Herr konnte sagen: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen" (Joh 14,9). Auch das bestätigt: Unabhängig davon, ob wir unsere Sünden Gott, unserem Vater, oder dem Herrn Jesus bekennen - sie sind dann vergeben. Die Freude der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Herrn ist wiederhergestellt.

Nebenbei bemerkt: Der zitierte Vers 9 aus dem ersten Johannesbrief zeigt, dass es genügt, wenn wir dem Vater oder dem Herrn Jesus unsere Sünden bekennen, sie Ihm eingestehen. Sie sind dann sofort 100%ig vergeben. Eine Bitte um Vergebung ist also eigentlich nicht mehr nötig, auch wenn wir das oft so formulieren. Doch auch dann gilt: Sie sind unabhängig von der Formulierung vergeben. So groß ist Gott!

Ich hoffe, dass diese Gedanken deine Frage nachvollziehbar beantworten.

Herzliche Grüße im Herrn Jesus

Manuel Seibel

PS: Wenn wir jedoch gegen Menschen gesündigt haben, genügt es nicht, wenn wir das Gott bekennen. Dann muss auch ein Bekenntnis vor dem-/denjenigen erfolgen, gegen den/die wir gesündigt haben (das ist übrigens auch in 1. Johannes 1,9 enthalten).

Folge mir nach - Heft 1/2015

Beitrag teilen

Verwandte Artikel

Jakobus im Widerspruch zu Paulus!? - eine Auflösung Manuel Seibel Paulus schreibt doch das Gegenteil von dem, was ich bei Jakobus lese – könnte jemand sagen. Aber das stimmt nicht, denn Gott widerspricht sich nie in seinem Wort. Aber es ist hilfreich, sie diese scheinbaren Gegensätze einmal genauer anzusehen. Video ansehen
Gute Werke (3) (FMN) Manuel Seibel In den ersten beiden Folgen über „gute Werke“ haben wir gesehen, dass die neutestamentlichen Schreiber zwei verschiedene Worte für „gut“ verwenden, wenn sie von guten Werken schreiben. Manchmal wird betont, dass die Werke wohltätig und ... Artikel lesen
Sünde soll nicht verbreitet werden Manuel Seibel „Wenn aber dein Bruder gegen dich sündigt, so geh hin, überführe ihn zwischen dir und ihm allein. Wenn er auf dich hört, hast du deinen Bruder gewonnen.“ (Mt 18,15) - Eine kurze Andacht. Artikel lesen
Das Königreich und sein Wert (FMN) Manuel Walter In Gottes Wort nimmt das Thema „Königreich Gottes“ einen wichtigen Platz ein. Schon im Alten Testament gab es ein Reich. Gott herrschte über sein Volk Israel. Schon immer aber war es sein Ziel, diese Herrschaft seinem Sohn, dem Herrn Jesus, ... Artikel lesen
Als Autist: Wie kann ich den Missionsbefehl in die Tat umsetzen? (FMN) Manuel Seibel Nicht jeder fühlt sich berufen, den Missionsbefehl des Herrn auszuführen. Der eine mag ängstlicher Natur sein, der andere sieht andere Aufgaben im Reich Gottes. Es gibt auch Gläubige, die sich durch Krankheiten nicht fähig fühlen, diesen ... Artikel lesen
Werk des Herrn – ein Arbeitgeber, viele Mitarbeiter von Ernst-August Bremicker (FMN) Manuel Seibel Der Dienst der Gläubigen wird an zwei Stellen im Neuen Testament „Werk des Herrn“ genannt (1. Kor 15,58; 16,10). Unter dieser Überschrift gibt es im Beröa-Verlag ein Buch von Ernst-August Bremicker, das jeden Gläubigen anspornen sollte, mit ... Artikel lesen