Wigram, George Vicesimus 1800-1882

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Als Student kam er in Oxford mit James Lampden Harris und Benjamin Wills Newton zusammen und später, im Jahre 1830, auch mit John Nelson Darby (siehe Seite 40). Etwa ein Jahr später trennte George Vicesimus Wigram sich von der Staatskirche und zog zusammen mit B. W. Newton nach Plymouth. Von seinem beträchtlichen Vermögen kaufte G. V. Wigram dort kurzerhand eine Kapelle, die Providence Chapel in der Raleigh Street, in der nun jeden Abend Vorträge über biblische Themen gehalten wurden. Während eines Besuches von John Nelson Darby begannen die Brüder, dort das Brot zu brechen. So entstand dort die erste "Versammlung" in England. Ein bekannter und besonders bemerkenswerter Zug der hier nach Gottes Gedanken versammelten Gläubigen war, daß sie sich von allem trennten, was sie an Büchern, Kleidung und Möbelstücken als weltlich ansahen. Diese freiwilligen Opfer wurden in einer derartigen Menge gesammelt, daß es notwendig wurde, sie auf einer Versteigerung zu verkaufen. Was diesen Fall in Plymouth so eindrucksvoll macht, ist das einmütige Handeln der ganzen Versammlung sowie die überaus aufrichtige und überzeugte Art und Weise, in der diese Abkehr von der Welt sich vollzog.

Obwohl George Vicesimus Wigram die meiste Zeit in Plymouth verbrachte, entstand kurz nach 1832 durch ihn auch eine Versammlung in London. In diesen Jahren widmete G. V. Wigram sich bereits einer besonderen Aufgabe, nämlich der Erstellung von Konkordanzen, die denen eine Hilfe bieten sollten, die keine oder geringe Kenntnisse der hebräischen und griechischen Sprache besitzen. Er finanzierte diese Unternehmen von seinem beträchtlichen Vermögen, obwohl er selbst in großer Bescheidenheit nur davon sprach, daß es "durch meine Hände geflossen ist." Im Jahre 1839 erschien "The Englishman_s Greek Concordance of the New Testament" und 1843 "The Englishman_s Hebrew and Chaldee Concordance of the Old Testament". Diese beiden Bände sind seitdem immer wieder aufgelegt worden und unzähligen Schriftforschern zum großen Nutzen und Segen gewesen. So ist dieses Werk von G. V. Wigram ein bedeutender Dienst für die ganze Kirche Gottes bis in die heutigen Tage hinein.

George Vicesimus Wigram war ein treuer Freund John Nelson Darbys und sein Begleiter auf vielen Reisen. In der Bethesda-Frage in den Jahren 1845 bis 1850 stand er fest auf dessen Seite. Dabei hat seine Aufrichtigkeit und Lauterkeit nie in Frage gestanden.

Er war der Herausgeber der Zeitschrift "The Present Testimony", die von 1849 bis 1873 (als Nachfolger der ersten Schrift der Brüder "The Christian Witness") erschien. Darin veröffentlichte er mehrere seiner Schriften, die später in fünf Bänden herausgegeben wurden (die letzte englische Ausgabe bei H. L. Heijkoop, Winschoten). Als um 1873 das blühende Zeugnis der Versammlungen durch verschiedene Einflüsse nachließ, gab er die Herausgabe dieser Zeitschrift auf. Er fühlte, daß die Brüder dem Ruf Gottes nicht mehr entsprachen. Einmal bemerkte er: "Wir mußten die

Wahrheit auf unseren Knien in anhaltendem Gebet erkennen, aber jetzt kann sie billig eingekauft werden".

Schon im Jahre 1838 stellte er auch ein Liederbuch unter dem Titel "Hymns for the Poor of the Flock" (Lieder für die Armen der Herde, vergl. Sacharja 11,7) zusammen. Da aber auch andere Liederbücher im Umlauf waren, wurde George Vicesimus Wigram 1856 aufgefordert, sich eingehend mit diesem Thema zu beschäftigen. Hieraus entstand ein neues Liederbuch, das den Titel trug: "A Few Hymns and Some Spiritual Songs Selected 1856" (Einige Gesänge und geistliche Lieder, ausgewählt im Jahre 1856). Dies wurde dann allgemein benutzt, bis es 1881 unter Federführung von John Nelson Darby nochmals durchgesehen und erweitert wurde. In abgewandelter Form ist dieses Liederbuch bis heute im englischsprachigen Raum in Gebrauch. Einige schöne Lieder darin stammen aus der Feder von G. V. Wigram.

In der Zeit um 1850 besuchte George Vicesimus Wigram die Kreise der Gläubigen, die sich im Rheinland an verschiedenen Orten (Benrath, Hilden, Haan, Ohligs, Rheydt und Kettwig) um William H. Darby und Julius Anton von Poseck (siehe Seite 99) gebildet hatten. Auch in Neuseeland, auf den Westindischen Inseln usw. machte er in seinen letzten Lebensjahren längere Besuche. Überall wurde sein Dienst sehr geschätzt. Immer war es sein Ziel, Christus allein zu dienen. Am 1. Januar 1879 nahm der Herr ihn zu sich.

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Dem Buch "Gedenket Eurer Führer" entnommen

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