Der Herr Jesus war nicht auf die Erde gekommen, um den alten Bund fortzuführen. Denn das Volk Israel hatte hinlänglich bewiesen, dass sie nicht in der Lage waren, das Gesetz Gottes zu erfüllen. Daher kam der Herr, um etwas gänzlich Neues einzuführen. Der Herr Jesus stellt das Neue anhand von zwei Bildern vor: dem neuen Tuch und dem neuen Wein. Zunächst muss man das Bild richtig verstehen. Ein altes, oft gewaschenes Kleidungsstück bestand aus einem eingelaufenen Stoff. Wird ein neuer Flicken darauf genäht, weil ein Loch entstanden ist, besteht dieser dagegen aus einem noch nicht eingelaufenen Stoff. Wenn dann auch der Flicken einläuft, reißt er an den Nähten, und beides geht kaputt.
Dieses Bild benutzt der Herr Jesus, um eine geistliche Bedeutung zu vermitteln. Wenn Er von einem Flicken aus neuem Stoff spricht, weist Er auf das Evangelium der Gnade hin, die Botschaft der Gnade, ein vollständig neues „System“, eine lebendige, himmlische Kraft. In 2. Korinther 5,17 heißt es dazu: „Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“
Wer dieses Neue aber mit dem alten System, mit dem Gesetz, mit den Geboten vom Sinai verbinden wollte, indem er einen neuen Flicken auf ein altes Kleidungsstück nähte, würde das Alte zum einreißen bringen und zugleich das Neue verderben. Paulus spricht davon in Römer 11,6: „Wenn aber durch Gnade, so nicht mehr aus Werken; sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade“ und damit eine amputierte, zerstörte Gnade. Ihr wahrer Charakter als die Grundlage der Freiheit des Christus geht verloren. Aber auch das Gesetz wird zerstört in seiner Kraft. Denn es überführt den Ungläubigen nicht mehr von Sünde, wenn das Gesetz mit Gnade vermischt wird.
Quelle: bibelpraxis.de/a2302.html