Lehrerdasein und die elterliche Verantwortung

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33% der Lehrer geben an, dass der Lehrerberuf durch hohe psychische Belastungen schwerer geworden sei. 28% stellen fest, dass der Umgang mit Eltern und 27%, dass der Umgang mit Schülern schwieriger geworden sei in den letzten Jahren. 44% berichten zudem von unerträglichen Situationen, die sie in der Schulzeit schon erlebt hätten, besonders ans Haupt-, Real- und Sekundarschulen (53%). Rund 40% sind der Meinung, dass sich das Verhalten der Eltern und Schüler gegenüber den Lehrern verschlechtert habe; 50% sprechen von einem grundsätzlich schlechteren Disziplinverhalten der Schüler. Interessanterweise sind 53% der Eltern der Meinung, die Lehrer gingen zu lasch mit den Schülern um. 56% der Lehrer wiederum sind der Meinung, dass es Klassen gibt, bei denen jedes „Rezept“ aussichtslos ist, um sie zur Vernunft zu bringen.

Was lernen wir aus diesen Punkten? Offenbar fällt es Eltern und Kindern heute schwerer, Autoritäten anzuerkennen. Dieser Zeitgeist wird auch nicht an uns Christen vorbeigehen. Ich hörte einmal, wie ein Vater sagte, dass er mehr Tage Urlaub für den Gang an die Schule genommen hat als für die „Urlaubszeit“ mit der Familie. Das zeigt unsere Haltung der Autorität gegenüber. Dabei ist Autorität von Gott gegeben. Und Lehrer gehören zu den obrigkeitlichen Gewalten, im Blick auf die gesagt wird: „Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan; denn es gibt keine Obrigkeit, außer von Gott“ (Röm 13,1). Das wollen wir uns als Eltern und das wollen wir auch unseren Kindern sagen, wenn wir oder sie wieder über einzelne Lehrer schimpfen (wollen). Gott will das nicht – es stellt letztlich eine Auflehnung gegen Ihn selbst dar.

Natürlich gibt es Situationen, denen wir uns als Eltern stellen müssen, auch verbunden mit einem Gang zum Lehrer oder Schulleitung. Und hier müssen wir uns als Eltern schon das eine oder andere Mal fragen, ob wir noch bereit sind, uns zu dem Herrn Jesus, zu Gott und seinem Wort, zu seiner "Moral" zu bekennen. Kneifen wir nicht oft dann, wenn wir gefordert sind, und reden, wenn wir besser geschwiegen hätten? Der Gang zum Lehrer kann aber nicht zu einer Dauereinrichtung werden. Sonst werden wir nicht als konsequente Christen bekannt, sondern als Meckerer. Das schadet unserem christlichen Zeugnis.

Warum aber sind Kinder so schwierig geworden? Liegt nicht der Hauptgrund – neben den Problemen durch moderne Medien – darin, dass Eltern immer weniger Zeit für ihre Kinder haben? Kinder werden sich selbst überlassen, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Einer ist aber oft, dass kein Elternteil mehr zu Hause ist. Und wenn nach der Doppelarbeit doch, dann muss man sich um das Haus und sonstige administrative Aufgaben kümmern – für die Kinder bleibt wenig Zeit. Krippen, Kindergärten, Horte, Ganztagsschulen usw. sind heute für unsere Kinder verantwortlich. Und dann beschweren wir uns als Eltern noch darüber, dass die Lehrer nicht mit unseren Kindern fertig werden. Natürlich ist es einfach, die Erziehungsverantwortung auf Lehrer zu delegieren. Dass diese einer solchen Verantwortung parallel zum Bildungsauftrag kaum nachkommen können, liegt wohl auf der Hand ... Immer noch gilt uns der Auftrag: „Ihr Väter ..., zieht eure Kinder auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn“ (Eph 6,4). Ob wenigstens wir Christen dieser Aufgabe nachkommen?

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