Zusammenkünfte zum Thema Versammlung II (Plainfield, 1896)

Lesezeit: 12 Min.
Der Heilige Geist in der Versammlung

Der Heilige Geist hat den Leib Christi gebildet und bewohnt ihn. Er ist Kraft, durch die der Leib in seiner Beziehung zu Christus, der das Haupt ist, handelt, aber auch für das Zusammenwirken der Glieder untereinander. Der Geist ist also gewissermaßen das Leben des Leibes, ähnlich dem geistigen Leib, welcher der passende Wohnsitz des Geistes der Erlösten sein wird. Damit wirkt der Geist Gottes in der heutigen Zeit durch die Versammlung.

Die Taufe des Heiligen Geistes

Der Eintritt in die Versammlung geschieht durch die Taufe des Heiligen Geistes und begann an Pfingsten. Taufe ist immer etwas Einleitendes, sei es durch Wasser bei der Wassertaufe oder durch den Geist bei der Geistestaufe. Wenn das Wort ohne Zusatz verwendet wird, bezeichnet es immer die Wassertaufe. Israels Taufe geschah auf Mose (1. Kor 10). Johannes' Taufe geschah im Blick auf Buße (Mt 3,11). Die christliche Taufe geschieht auf Christus als Herr und führt in das Königreich ein (Mt 28,19.20). Die Taufe des Geistes geschieht auf Christus als Haupt und führt in die Versammlung als den Leib Christi ein (1. Kor 13).

Die Wassertaufe steht an der Tür zum Königreich und die Geistestaufe an der Tür zur Versammlung. Von dieser Taufe sprechen wir jetzt.

Das Werk des Geistes

Der Geist ist die aktive Kraft, in der Gott alles tut. Bei der Schöpfung schwebte er über den Wassern (1. Mo 1,2). Die neue Geburt ist das Werk des Heiligen Geistes durch das Wort (Joh 3,5; 1. Pet 1,23). Wenn eine Person errettet wird, wird sie mit dem Heiligen Geist versiegelt (Eph 1,13), der in uns bleiben wird in Ewigkeit (Joh 14,16); und in Verbindung mit diesem Akt des Heiligen Geistes wird der Erlöste zum Leib Christi hinzugefügt und kommt unter die Taufe des Geistes (1. Kor 12,13) ...

„Und (wir) sind alle mit einem Geist getränkt worden" (1. Kor 12,13) drückt die Befriedigung der Seele aus, in beständiger Aufnahme und stetigem Genuss dessen, was ausgegossen worden ist.

Der Ausdruck „nicht dürsten" in Johannes 4,14 bezieht sich darauf, was wir zu Beginn erhalten, aber auch darauf, was wir die ganze Zeit hindurch empfangen. Das „Quillen" geschieht im Blick auf die Ewigkeit, d. h. jetzt und immer. „Nicht dürsten" liegt in der Natur der Gabe, es geht nicht darum, ob wir trinken müssen oder nicht. Trinken ist eine andauernde Tätigkeit zur täglichen Erfrischung und Freude. „Und (wir) sind alle mit einem Geist getränkt worden" - dies geschieht ein für allemal. Die lebendige Quelle befindet sich durch die Gabe des ewigen Lebens und des Heiligen Geistes in dem Gläubigen, und in diesem Sinn trinkt er nie noch einmal.

Die Innewohnung des Geistes in der Versammlung

In Bezug auf das Wohnen des Heiligen Geistes in der ganzen Versammlung erhebt sich eine Frage von Interesse und Bedeutung: Bedeutet das nur, dass, wie er in jedem einzelnen Gläubigen wohnt, er auf Grund dieser Tatsache in der Versammlung wohnt? Dies würde uns keinen zusätzlichen Segen vermitteln, was die Versammlung angeht. Sie wäre dann nur eine Gesamtheit von einzelnen Gläubigen, nicht eine göttliche Einheit. Das aber sagt Gottes Wort. Wie die einzelnen Glieder eines Leibes vom selben Leben durchdrungen werden, und wie das Haus in seinen verschiedenen Teilen ein Gebäude ist, so ist auch die Versammlung ein Ganzes. Sie wird als Ganzes und nicht nur in jedem einzelnen Gläubigen von dem einen Geist durchdrungen und kontrolliert (1. Kor 13,16; Eph 2,22; 1. Kor 6,19).

Der anwesende Geist ist die Kraft für jeden Dienst, jede Anbetung und jede Tätigkeit, die für den Einzelnen und die Versammlung geeignet ist. Seine Funktion ist es, uns mit Christus selbst als dem Gegenstand unserer Herzen zu beschäftigen, dem Einen, dem wir uns unterwerfen und auf dessen allmächtige Kraft wir uns bei jedem Bedürfnis stützen.

Die örtliche Versammlung und Zucht

In 1. Korinther 12,27 lesen wir von der örtlichen Versammlung, ohne dass dort die Versammlung in der Gesamtheit ausgeschlossen wäre. Es gibt in der Schrift keine eigene Lehre von einer örtlichen Versammlung. Es gibt nur das, was den Leib als Ganzes betrifft. In 1. Korinther 14 wird von der Praxis der örtlichen Versammlung gesprochen, aber es gibt keine Mitgliedschaft in einer örtlichen Versammlung, wie oft gesagt worden ist. Es gibt die Gliedschaft am Leib Christi.

Es kann keine örtliche Versammlung geben, ohne dass diese sich versammelt. Aber obwohl es keine spezielle Sonderlehre über die örtliche Versammlung gibt, wird vorausgesetzt, dass sie den ganzen Leib Christi an einem Ort darstellt. Wenn wir die Versammlung nicht dazu bekommen könnten, sich zu versammeln, könnte sie niemals handeln. Jede Versammlung ist demnach das Sprachrohr der Versammlung in der Gesamtheit und der einzige Weg, wie diese sich ausdrücken kann. Die geltenden Grundsätze sind daher die Grundsätze des Leibes Christi, wenn man einen unversehrten Zustand der Dinge voraussetzt, wie die Schrift es tut. So bleiben selbst heute angesichts von so viel Verwirrung für die zwei oder drei, die zum Namen des Herrn hin versammelt sind, die Grundsätze dieselben wie am Anfang.

Ein Verbund von Versammlungen?

Die örtliche Versammlung stellt die Gesamtheit dar und handelt für diese: Sie ist ihre Darstellung an jedem Ort. Ein Verbund von Versammlungen in einer Stadt hat keine echte Grundlage in der Schrift. „Wenn nun die ganze Versammlung an einem Ort zusammenkommt" (1. Kor 14,23) - das ist die ganze Versammlung an jenem Ort. Einer Versammlung die Autorität wegzunehmen und sie in die Hand von Delegierten zu legen, die freie Zeit haben mögen und sich aus vielen Orten kommend versammeln, muss ernste Folgen nach sich ziehen. Wenn ein solcher Bund von Versammlungen in irgendeiner Frage handelt, mag es durch solche Personen einen Einfluss ausüben, die sagen: „Wir haben gehandelt!" Das kann soweit gehen, das sogar andere mitgerissen werden. Wenn aber eine Art Landesversammlung handeln würde, würde diese Personen sofort fragen: „Wer sind sie? Mit welcher Kompetenz handeln sie"

Die örtliche Versammlung ist das praktische Sprachrohr der gesamten, weltweiten Versammlung. Es gibt nicht mehr als dies, aber auch nicht weniger. Von den zweien oder dreien, die der Herr leitet und die wahrhaft in seinem Namen handeln, sagt er: „Was irgend ihr auf der Erde binden werdet, wird im Himmel gebunden sein" usw. (Mt 18,18). Binden und Lösen geschieht also durch die zwei oder drei (oder mehr Personen), die zum Namen des Herrn hin versammelt sind. Sie haben die vollste Autorität. Matthäus 18,20 gilt für jede Zahl von Gläubigen - für das Gebet, das Lesen des Wortes, die Anbetung, die Zucht oder was sonst durch die Versammlung geschieht. Wenn wir die Stelle auf das Beten beschränken würden, hätte dies zur Folge, dass wir den Wert der Gegenwart des Herrn in unserer Mitte, wenn wir zu seinem Namen hin versammelt sind, und alle Autorität, um für ihn in Zucht zu handeln, aufgeben würden.

Zucht in der Versammlung

Es geht hier um Zucht: Die ganze Versammlung nimmt daran Anteil, und alle, Schwestern ebenso wie Brüder, sollten in dieser Frage geübt sein und als Teil der Versammlung urteilen. Natürlich gibt es auch Fragen, die nicht in der Verantwortung der örtlichen Versammlung liegen. Die Versammlung kann nicht entscheiden, was eine falsche Lehre ist und was nicht. Die Schrift allein muss das entscheiden. Wenn es sich um die Lehre handelt, mag es darum gehen, was wirklich gelehrt wird. Wenn ein betrügerischer Mensch auftritt, mag er heucheln; solche Menschen tun dies meistens. Deshalb bedarf es eines kompetenten Zeugnisses. Und während die örtliche Versammlung die Verantwortung besitzt, sich damit zu befassen, wird es eine Hilfe und möglicherweise eine Notwendigkeit sein, dass solche anwesend sind, welche die ganze Angelegenheit klar offenlegen können.

Autorität in der Versammlung ist nicht nur eine Frage der Einmütigkeit, sondern der Gedanken des Herrn. Natürlich sollte einem geübten Gewissen keine Gewalt angetan werden, und wir sollten uns klar darüber sein, dass wir wirklich die Absicht Gottes erkennen und danach handeln. Dass in 2. Korinther 2,7 von „den Vielen" die Rede ist, zeigt vielleicht, dass die Handlung in Korinth nicht völlig in Einmütigkeit geschah. Das bedeutet nicht, dass es dort eine Spaltung gab, sondern dass einige wahrscheinlich ungeübt und gleichgültig waren. In den meisten Fällen ist das Böse denen, die ein einfältiges Auge haben, deutlich offenkundig.

Aufnehmen und Ausschließen

Es muss ein klarer Unterschied gemacht werden zwischen der Aufnahme und dem Hinaustun. Die böse Person muss hinausgetan werden (1. Kor 5,13). Es besteht keine Notwendigkeit, jeden, den wir nicht aufnehmen konnten, als Bösen zu brandmarken. Es muss positive Gründe für eine Aufnahme geben. Es wird manchmal gesagt: „Wie können wir die Verantwortung dafür auf uns nehmen, dass wir diese und jene Person ablehnen müssen?" Unsere Antwort muss sein: „Wie können wir die Verantwortung dafür auf uns nehmen, sie aufzunehmen?" Die Aufnahme geschieht in den Bereich dessen, von dem wir glauben, dass es von Gott ist - zum Genuss aller Vorrechte und zur Übernahme aller Verantwortlichkeiten, die damit verbunden sind. Das setzt daher Vertrauen in den Charakter und den Gehorsam der Person sowie die entsprechende Zusicherung unserer Liebe, unseres Umgangs und unserer Fürsorge voraus. In sehr realer Weise übernehmen wir die Verantwortung für den Lebenswandel jener Person. Während es sich um ein höchst gesegnetes Vorrecht handelt, zieht es auch schwerwiegende Verantwortlichkeiten nach sich. Würde man bei der Aufnahme mehr Übung und Sorgfalt walten lassen, gäbe es im weiteren Verlauf der Behandlung solcher Personen auch weniger Versagen. Wenn jemand den Wunsch hat, aufgenommen zu werden, ist er besonders offen für eine sorgfältige Untersuchung, die in der heutigen Zeit notwendig ist. Folglich kann man auf sein Gewissen in Übung bringen, was Grundsätze und Praktiken des Versammlungslebens angeht. Auf diese Weise kann er von vielem befreit werden, was er uns verübeln könnte, wenn er erst nach seiner Aufnahme daran erinnert würde.

Wir sollten uns davor hüten, im Sinne eines Aktes der Höflichkeit gelegentliche Besucher aufzunehmen, nur weil sie bekennende Christen sind oder sogar bei einigen als echte Christen bekannt sind. Wenn auch keine starre Regel aufgestellt werden kann, sollten Personen wissen, dass die Versammlung kein Ort ist, an dem jeder, der es wünscht, ganz selbstverständlich das Brot brechen kann, sondern dass wir unsere Verantwortung spüren, die Heiligkeit des Tisches des Herrn zu bewahren. Wenn unsere Überzeugung sorgfältig und freundlich erklärt wird, wird kein gottesfürchtiges Gewissen daran Anstoß nehmen, sondern vielmehr wirklich aufgeweckt und geübt werden ... Aus 2. Timotheus 2,21 lernen wir, dass wir jene aufnehmen sollen, die sich vom Bösen reinigen. Nur jene, die sich von den Gefäßen zur Unehre gereinigt haben, sind Gefäße zur Ehre. Es liegt uns jedoch fern eine Regel aufzustellen, die ohne Unterschied einfache und unintelligente Gläubige ausschließt, die nie die Gelegenheit gehabt haben, in Angelegenheiten betreffs der Versammlung geübt zu werden.

Was geheime Gesellschaften (wie zum Beispiel Freimaurer) angeht, so sollte nicht viel geistliches Verständnis erforderlich sein, dass wir Christen mit ihnen nichts zu tun haben. Viele von ihnen sind zugegebenermaßen unchristlich - der Name Christi wird strikt ausgeschlossen. Sie alle sind erklärtermaßen gemischte Vereinigungen aus Gläubigen und Ungläubigen. Gottes Gebot ist: „Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen" (2. Kor 6,14.18). Man ist nicht in dem rechten Zustand, um in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden, wenn man eine solche Bruderschaft jener der Christen vorzieht. Der gesamte Charakter dieser geheimen Gesellschaften steht im Gegensatz zur Natur des Christentums, von dem wir lesen: „Dies ist nicht in einem Winkel geschehen" (Apg 26,26).

Voraussetzungen für die Aufnahme

Es gibt drei Voraussetzungen für die Gemeinschaft in der Versammlung:

  1. aus Gott geboren,

  2. ein damit übereinstimmender Lebenswandel,

  3. reine Verbindungen, die beinhalten, dass keine unschriftgemäßen Grundsätze festgehalten werden.

Sorglose Aufnahme führt zu Unordnung. Jede schriftgemäße Zucht beginnt mit der Aufnahme. Und wenn darin Sorgfalt geübt würde, würde die Notwendigkeit vieler nachfolgender Zuchtmaßnahmen vermieden werden können.

Verschiedene Arten von Zucht

Aufnahme ist die Tür in das Haus: Dann sind wir der Zucht unterworfen, die dieses Haus regiert. Es gibt Abstufungen der Zucht:

1.) persönliche Vergehung (Mt 18,15.16),

2.) jemand, der von einem Fehltritt übereilt wird (Gal 6,1),

3.) jene, die unordentlich wandeln (1. Thes 5,14; 2. Thes 3,6.11),

4.) das Einschließen, wo der Zustand unsicher ist (vgl. 3. Mo 13,4.5),

5.) das Hinaustun der bösen Person (1. Kor 5,13).

Unterschiedliche Zuchtmaßnahmen

Einige dieser Punkte brauchen nicht weiter vertieft werden. Es besteht ein klarer Unterschied dazwischen, von einem Fehltritt übereilt zu werden, und dem Voranschreiten auf dem Weg der Sünde. Eine Beule ist etwas anderes als Aussatz. Zum Beispiel mag jemand, der plötzlich herausgefordert wird, die Beherrschung verlieren und etwas Bitteres sagen. Dies ist, obwohl unentschuldbar, klar zu unterscheiden von absichtlicher Bosheit, die sich beherrschen mag, während sie die Sinne vieler mit ihren bösen Mutmaßungen und Anspielungen vergiftet. Bosheit zeigt sich in einem anhaltenden Verlauf, an dem der Wille beteiligt ist. Sie entspricht dem Aussatz im Alten Testament, dessen Merkmal ein Mal wucherndes Fleisch „tiefer als die Haut" war (3. Mo 13). Dies ist kein Aufbrausen der Natur, sondern eine tief sitzende Krankheit, die aus der Gegenwart Gottes und der Gemeinschaft seines Volkes ausschließt, damit dieses nicht verunreinigt wird. Gottgemäße Unterscheidung ist notwendig, um recht zu beurteilen, was der priesterlichen Unterscheidung im Alten Testament entspricht. Das Volk des Herrn wird ernstlich dazu aufgefordert, unter Gebet und Sorgfalt 3. Mose 13 und 14 zu lesen, wo wir göttliche Anweisungen im Hinblick darauf finden, Versagen und Böses im Volk Gottes aufzudecken und sich damit in richtiger Weise zu befassen. Lasst uns immer im Gedächtnis behalten, dass wir nur in priesterlicher Gemeinschaft fähig sind, in Bezug auf unsere Geschwister zu handeln. Dies wird in dem Ausdruck „ihr, die Geistlichen" (Gal 6,1) angedeutet. Der Priester ist die Person, die Unterscheidungsvermögen besitzt, was die wahre Natur der Krankheit - des Bösen - angeht, und die dann auch fähig ist, die aus dieser Krankheit hervorkommenden Folgeerscheinungen gerecht abzuwägen, die übersehen werden könnten, letztlich aber für die Schwere des Falles entscheidend sind. „Richtet nicht nach dem Schein, sondern richtet ein gerechtes Gericht!" (Joh 7,24). Der Priester ist auch nicht jemand, der in einer falschen Weise am Buchstaben des Wortes festhält, was bloßes Pharisäertum sein könnte und leicht zu falschen Anwendungen führt. Andererseits wirkt ein Bruder, der den Charakter eines Priesters trägt, in der Liebe, die alle Dinge bedeckt und zugleich zu aufrichtig ist, um ungerichtetes Böses im Haus Gottes zuzulassen.

Was das Ermahnen und Warnen angeht, so braucht nur wenig gesagt zu werden, außer dass dessen Wichtigkeit zu betonen ist und dass es in unserer Mitte leider so wenig geschieht. Der Herr möge in seiner Gnade in unserer Mitte Männer mit gottesfürchtigem Charakter und moralischem Gewicht erwecken, die fähig sind, auch andere zu ermahnen. Wie viele Fälle könnten gelöst werden, wenn man sich früh genug damit befassen würde. Nachher muss auf äußerste Weise gehandelt werden - zur Beschämung und zum Leid für die ganze Versammlung.

Zuchtmaßnahmen nicht unterlaufen

Sich von dem zurückzuziehen, der unordentlich wandelt, folgt natürlicherweise auf das Missachten vorhergehender Ermahnungen. Die Person mag immer noch in Gemeinschaft am Tisch des Herrn sein, da ihr Lebenswandel noch kein abschließendes Handeln rechtfertigt, auch wenn der Fall darin enden könnte. Das gewissenhafte Meiden eines solchen, das in Liebe zu seiner Seele geschieht, wird von Gott gesegnet werden - nämlich dadurch, dass eine solche Person wiederhergestellt wird. Gerade hier muss das Volk Gottes vor einem höchst gefährlichen Fehler gewarnt werden, nämlich davor, sich mit Personen, die unter einer solchen Zucht oder die sogar ausgeschlossen sind, abzugeben und zu sympathisieren. Denn so wird der heilsamen Züchtigung die Schärfe und Kraft genommen, die für die betroffenen Seelen gesegnet gewesen wäre. Das ist gerade das Gegenteil davon, Liebe zu erweisen. Es ist zugleich der Beginn von etwas, das sogar zu Trennung unter dem Volk Gottes führen mag.

In 2. Johannes 10 haben wir sowohl den Mann, der nicht die Lehre des Christus bringt, als auch die, welche an seinen Taten teilnehmen. Hier ist nicht nur herzlicher Kontakt gemeint, sondern jede Art von Verbindung. Es ist schmerzhaft zu sehen, dass das Volk Gottes eine Warnung davor benötigt, sich mit einer bösen Person in irgendeiner Weise zu verbinden. Dies betrifft sowohl den Grüßenden, der bei sich das Gespür für Sünde herabsetzt, als auch den Gegrüßten, dessen Gewissen noch mehr verhärtet wird und der in seinem Weg bestärkt wird. Im Gegensatz zum Grüßen sehen wir in 1. Korinther 5, wie Gott sich ihrer angenommen hätte, wenn sie getrauert hätten. Wenn sie sich gedemütigt hätten, hätten sie Gott um Hilfe angerufen, gerade weil sie nicht wussten, was zu tun war. Unsere Verantwortung ist sogar größer als die der Korinther, da wir das vollständige Wort Gottes in den Händen halten und volles Licht über eben dieses Thema besitzen.

Die Notwendigkeit der Zucht

Wenn alles andere scheitert, ist das Hinaustun absolut notwendig:

1. um den Namen des Herrn von Unehre zu reinigen.

2. um den Rest der Versammlung vor Verunreinigung zu bewahren.

3. zum Wohl und zur Wiederherstellung der Person, mit der sich befasst wird.

„Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig" (Gal 5,9) bedeutet natürlich nicht, dass die ganze Versammlung in dieselbe Art von Sünde fallen wird. Aber indem sie Böses in ihrer Mitte zulässt, wird sie in Gottes Augen durch das Böse verunreinigt. Moralische Gleichgültigkeit gegenüber Bösem ist das, was Gottes Wort Sauerteig nennt.

Übersetzung: Stefan Hopp

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