Die Sanftmütigen

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Während es bei den ersten beiden Glückseligpreisungen um die persönliche Haltung vor Gott ging, kommen wir nun zu dem Verhältnis eines Jüngers zu anderen, ohne dass die entsprechende Haltung gegenüber Gott jetzt ausgeschlossen wäre. Dieser Punkt geht noch tiefer als die beiden ersten. Wenn man selbst demütig ist und den traurigen Zustand des Volkes Gottes zu dem eigenen gemacht hat, besteht die Gefahr, dass man anderen Jüngern gegenüber eine harte Haltung einnimmt. Warum sind sie nicht bereit mitzutrauern? Warum sind sie nicht bereit, als „arm im Geist" vor der Welt zu gelten?

Dieser Gefahr begegnet der Herr, indem Er zeigt, dass zu Armut und Trauer die Sanftmut gehört. Wer vor Gott steht, wird anderen in einer milden und freundlichen Art begegnen. Er wird sie nicht hart anfahren oder verurteilen, sondern sanftmütig auf sie zugehen. Er wird nicht zornig gegenüber Menschen, die seine inneren Überzeugungen nicht teilen.

Im menschlichen Miteinander mag man Sanftmut als eine Schwäche ansehen, die zu nachgiebig mit anderen Menschen umgeht. Aber der Herr hat ein anderes Werturteil. Der größte Führer des Volkes Gottes - Mose - wurde gerade durch diese Eigenschaft geziert (vgl. 4. Mo 12,3).

Ein Leben in Sanftmut zeigt auch, dass man eine zunehmende Einsicht in die Wege Gottes mit den Menschen hat. Denn Gott vollzieht sein Gerichtsurteil über die bösen Menschen nicht sofort, sondern erträgt sie trotz zunehmender Bosheit. Sanftmut schließt auch ein, die innere Ruhe zu besitzen, alle (widerwärtigen) Dinge bei Gott zu belassen und sich dem Handeln Gottes und seiner Weisheit zu beugen, auch wenn die Umstände eine echte Probe sein mögen.

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