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Die Lage

In den letzten Monaten hat eine Krise im Immobilienkreditmarkt in den USA weit reichende Folgen auf den Kapitalmärkten und bei vielen Finanzdienstleistungsunternehmen wie Banken, Investmentbanken und Versicherern hinterlassen. Banken gingen pleite oder standen am Rand des Konkurs, die Kapitalmärkte (Börsen) gingen massiv in die Knie.

Unternehmensführer mussten eingestehen, dass sie Problem übersehen oder nicht richtig eingeschätzt haben. Ihre Eigentümer, die Aktionäre, hatten einen massiven Einbruch ihrer Werte zu beklagen.

Ähnliches passierte in der Politik, wo eine über Jahrzehnte allein regierende Partei sich am Wahlabend mit 18%-Punkten weniger als beim letzten Mal begnügen musste. Und ihre Herausforderer schafften es mal gerade, 18% der Wählerstimmen auf sich zu vereinigen. Kein Vertrauen mehr zu diesen Parteien.

Was hat das mit uns zu tun?

Vielleicht fragt jemand, was das „mit uns“ zu tun hat. Wie stellt sich denn die Lage unter den Christen, unter praktizierenden Christen, „unter uns“ so dar? Alles bestens, wir haben uns angesichts des geistlichen Niedergangs eigentlich ganz gut geschlagen?

Bei Unternehmen schaut man auf Konkurrenten und greift gerne – in Hintergrundgesprächen – deren Schwächen auf. Als Gläubige haben wir keine „Wettbewerber“. Natürlich nicht! Aber könnte es nicht sein, dass man christliche Gemeinden manchmal wie Wettbewerber sieht, in dem Gedanken, sie haben mehr Geschwister, erfolgreichere Evangeliumsveranstaltungen, ansprechendere Jugendevents, interessantere Anziehungspunkte als man selbst? Keiner würde offen von „Konkurrenz“ sprechen. Aber könnte im Herzen nicht das eine oder andere Mal doch mehr oder wenig versteckt eine Portion Neid da sein?

Oder haben wir wirklich die Gesinnung eines Johannes des Täufers, der in der nicht leichten Situation, als Jesus mehr Jünger machte als er – sicher, es geht um den vollkommenen Menschen Jesus Christus – sagte: „Er muss wachsen, ich aber abnehmen“ (Joh 3,30)?

Fremdbild – Eigenbild

Wir brauchen kein Vertrauen auf einem Markt, erst recht nicht auf dem Kapitalmarkt! Was wir – ohne das weiter spezifizieren zu wollen oder zu können – aber brauchen, ist das Vertrauen der Geschwister! Ehrlichkeit und Transparenz sind hierbei außerordentlich wichtige Tugenden! Gilt auch für unser Bekenntnis über den moralischen und inneren Zustand des örtlichen Zusammenkommens und darüber hinaus, was Salomo – letztlich der Herr Jesus – sagt: „Alle Worte meines Mundes sind in Gerechtigkeit, es ist nichts Verdrehtes und Verkehrtes in ihnen“ (Spr 8,8).

Wir können uns selbst vormachen, dass andere lehrmäßig und moralisch abweichen, dass es aber „bei uns“ – das mag jeder für sich selbst sagen – noch vergleichsweise gut aussieht. Das Schielen auf die anderen wird jedoch gerade bei jungen Menschen kein Vertrauen erwecken. Es wird sie eher misstrauisch machen, wenn wir andere im Vergleich zu uns selbst schlecht(er) machen.

Demut zeigen

Wir sollen Überzeugungen haben. Sowohl über das persönliche als auch über das gemeinsame Glaubensleben. Keine Frage. Wir sollten auch nicht bereit sein, diese Überzeugungen, wenn sie denn am Wort Gottes stand halten, aufzugeben. Aber wir sollten den eigenen Zustand nicht schön malen. Sonst muss man vielleicht mir oder uns einmal sagen: Was muss eigentlich noch passieren, damit ... Demut zeigt?

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