Hörten die Begleiter von Paulus die Stimme des Herrn, oder nicht (Apg 9,7; 22,9)?

Lesezeit: 2 Min.

Frage:

Wie kann man Apostelgeschichte 9,7 und 22,9 harmonisieren? Haben die Begleiter von Saulus auf dem Weg nach Damaskus, als Jesus Christus in das Leben des späteren Apostels Paulus hineintrat, das Licht gesehen und die Stimme nicht gehört bzw. die Stimme gehört und das Licht nicht gesehen?

Antwort:

Wichtig ist zunächst bei der Beantwortung solcher Fragen, dass wir grundsätzlich daran festhalten, dass sich Gottes Wort nicht widerspricht. Selbst wenn wir auf Anhieb keine Lösung für manche Fragen finden sollten, vertrauen wir darauf, dass Gott keinen Fehler macht. Es gibt immer einen Grund für einen scheinbaren Widerspruch. Der hier genannte ist auch für uns erklärbar.

In Apostelgeschichte 9 steht, dass die Begleiter von Paulus die Stimme hörten, aber niemand sahen. In Apostelgeschichte 22 steht, dass sie zwar das Licht sahen, nicht aber die Stimme hörten. Gottes Wort ist wunderbar, wenn man sich ein wenig näher damit beschäftigt.

Die Begleiter sahen keine Person („niemand“, Apg 9), wohl aber das Licht (Apg 22), von dem wir in Apostelgeschichte 26 lernen, dass es sogar den Glanz der Sonne übertraf. Das konnten sie offenbar nicht übersehen.

Diese Leute hörten etwas - nämlich eine Stimme (Apg 9), ohne aber den Inhalt der Stimme wirklich zu verstehen, sprich die Worte einzeln zu hören und zu verstehen (Apg 26). Es ist interessant, dass das Wort „Stimme“ in Apostelgeschichte 9,4 im Akkusativ steht, genauso wie in Kapitel 22,9, in Apostelgeschichte 9,7 jedoch im Genitiv. Das ist nicht zufällig so. Der Genitiv drückt aus, dass die Begleiter von Saulus eine partitive Aufnahme hatten, sie hörten etwas von der Stimme, ohne deren Bedeutung erfassen zu können. Der Akkusativ dagegen deutet an, dass man sowohl die Stimme als solche als auch den Inhalt versteht. Sie verstanden also nicht, was Paulus hörte (Apg 22), hörten aber den Schall der Stimme (Apg 9).

Warum war wichtig, dass sie etwas mitbekamen von dem, was Paulus erlebt hat? Damit nachher niemand sagen konnte, Paulus habe sich diese Begebenheit einfach ausgedacht, geträumt. Zugleich wird durch diese Form klar, dass die Begleiter den Inhalt der Botschaft des Herrn an Paulus nicht verstehen konnten. Er war für Paulus und ist für uns heute bestimmt, nicht aber für Menschen, die Gott nicht glauben wollen.

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