Grausame Spätabtreibungen

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Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 2.000 Kinder nach der 12. Schwangerschaftswoche abgetrieben. Abtreibungen können bis zu diesem Zeitpunkt straffrei vorgenommen werden, wenn sich die Mutter einer Pflichtberatung unterzieht. Auch danach können Kinder im Mutterleib getötet werden, wenn zum Beispiel Behinderungen festgestellt werden. Im Jahr 2005 wurden dem Statistischen Bundesamt 2.220 solcher Fälle gemeldet. 171 Spätabtreibungen wurden sogar erst nach der 23. Schwangerschaftswoche vorgenommen. Allerdings gibt es eine sehr hohe Dunkelziffer.

Kann man aber das Problem, in dem sich eine Schwangere sieht, wirklich durch eine Abtreibung „beseitigen“? Ja, man kann das Kind abtreiben - dann ist es einfach „weg“. Aber aus den Gedanken und Gefühlen insbesondere der werdenden Mutter wird dieses Kind nie wieder verschwinden. Wann immer ein weiteres Kind unterwegs sein mag, wird sie an dieses erste Kind denken. Es ist nicht mehr. Es ist tot. Es ist ermordet! Und doch lebt es - im Paradies. Natürlich können wir nicht leichtfertig über Notsituationen Frauen hinweggehen. Und oftmals sind ja auch die männlichen Erzeuger sehr maßgeblich mit ihrem Druck. Aber fast immer geht es Frauen, den Müttern (!), nach der Abtreibung viel schlechter als sie sich vorher ausmalen.

Abtreibung ist keine Lösung

Eine Frau, eine solche Mutter wird sich fragen, wie das Kind sein könnte. Sie wird sich Vorwürfe machen. Sie wird ihr Leben lang von diesem Kind, von diesem Vorgang der Abtreibung - technisch Schwangerschaftsabbruch - träumen. Es sind Alpträume. Das ist nicht Theorie. Das kann man von betroffenen Frauen hören. Und es gibt fast keine, die nicht eine solche tragische Geschichte erzählen würde.

Scheinbar kann man alle Probleme damit aus dem Weg räumen. Manche Eltern mögen sogar zu einem solchen Schritt geraten haben, um das Image der Familie zu erhalten, bevor er in aller Öffentlichkeit zu Lasten der Eltern geht. Man bleibt die vorbildliche und gerühmte Familie.

Die „Kinder“ mögen denken, dass sie dadurch wieder frei sind und nicht aneinander oder an ein Kind gebunden sind. Aber das Kind werden sie in Wirklichkeit nie wieder vergessen können.

Alle abgetriebenen Kinder sind im Himmel

Es hat mich immer beeindruckt, in Psalm 8,3 zu lesen: „Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge hast du Macht gegründet um deiner Bedränger willen.“ Und in Matthäus 21 wird dieses Wort „Macht“ mit Lob wiedergegeben. Tatsächlich wird der Himmel eine unzählbar große Schar an Menschen aufweisen, die nie in ihrem Leben das Licht der Erde erblickt haben werden. Aber der Heiland, Er hat sie lieb, denn auch für sie ist Er am Kreuz gestorben. Und die Qualen der Abtreibung jedes Einzelnen hat Er gesehen und gefühlt!

In der Bibel wird das Leben vor der Geburt und nach der Geburt nicht grundsätzlich unterschieden. Die biblischen Schreiber benutzen häufig dieselben Worte für ungeborene und geborene Menschen. Und in Hosea 9,11 heißt es (dort in negativer Hinsicht): „Kein Gebären und keine Schwangerschaft und keine Empfängnis“ Das zeigt, dass für Gott das menschliche Leben bereits mit der Empfängnis beginnt. Wer daher dieses Leben zerstört, macht sich des Mordes schuldig. Und bei Abtreibung geht es um ein Problem, was gerade junge Menschen betrifft. Von den mehr als eine Million amerikanischen Teenagern, die jedes Jahr schwanger werden, treiben etwa die Hälfte ab (das sind Zahlen aus dem Jahr 1996). Und mehr als ein Drittel der in den USA vorgenommenen Abtreibungen betreffen Teenager - etwas 1,5 Millionen.

Wir Christen bilden keine Ausnahme - Hochmut kommt vor dem Fall

Es kommt leider auch unter praktizierenden Christen vor (in diesem Augenblick praktizieren sie natürlich ihren Glauben nicht!), dass sie für sich oft keinen anderen Ausweg als eine Abtreibung sehen. Teilweise sogar von ihren nächsten Verwandten und Bekannten unbemerkt treiben sie ab. Und auch junge (oder ältere) Eheleute, die meinen, der Eltern-Aufgabe nicht gewachsen zu sein, treiben ab. Die Folgen sind tragisch. Nicht nur muss ein kleines, ungeborenes Kind sterben, das bereits Empfindungen hat. Auch die abtreibende Mutter hat oft lebenslange Alpträume und psychische Nöte. Nicht selten haben solche Eingriffe auch zu vermehrten Fehlgeburten und anderen physischen Problemen geführt, wenn später Kinder gewünscht werden. Vielleicht beschreibt der in Amos 1,13 (und anderen Stellen) genannte Vorgang - der Mord an Schwangeren und Ungeborenen, wenn es auch dort nicht um Abtreibung geht - die Folgen sehr anschaulich, wenn dort vom „Aufschlitzen der Schwangeren“ die Rede ist. Es stirbt das Kind, aber auch die Mutter erleidet großen Schaden.

Natürlich - die Notumstände sind für schwangere Mütter manchmal enorm. Das soll nicht in Abrede gestellt werden! Aber die Not wird nicht geringer sondern größer, wenn man zum Mittel der Abtreibung greift. Wenn dann noch bei einem so späten Zeitpunkt abgetrieben wird, sind die Schmerzen des Babys unglaublich hoch. Das wissen wir ja letztlich alle ...

Auch für jemanden, der abgetrieben hat, gibt es Vergebung. Gott nimmt jedes aufrichtige Bekenntnis an! Denn Er ist ein Gott der Vergebung: „Der Gottlose verlasse seinen Weg und der Mann des Frevels seine Gedanken; und er kehre um zu dem HERRN, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserem Gott, denn er ist reich an Vergebung“ (Jes 55,7). „Doch bei dir ist Vergebung, damit du gefürchtet werdest“ (Ps 130,4). Es bedarf sicher sehr viel Einfühlungsvermögens, wenn man mit Personen zu tun hat, die unter den Folgen von Abtreibungen zu tun haben. Sicher gilt das gleiche für den Umgang mit solchen, von denen wir mitbekommen, dass sie „ungewollt“ schwanger geworden sind.

Schon mitgeholfen einer bedrängten Person?

Abtreibung ist keine Lösung von Problemen. Die Abtreibung schafft nur zusätzliche Probleme - und ist eine schlimme Sünde. Wir sollten aber andererseits auch nicht unsere Augen davor verschließen, dass junge Menschen in Notsituationen kommen können. Wir sollten ein Ohr und vor allem ein Herz für sie haben. Und wir sollten bereit sein, mit anzupacken. Verurteilung ist das eine, was man meint, tun zu können. Aber haben wir schon einmal darüber nachgedacht, dass wir die Not auch hätten lindern können, indem wir unsere praktische Hilfe angeboten hätten? Das Unterlassen einer solchen Hilfeleistung ist auch Sünde.

Das sollte uns vorsichtig machen, mit dem Zeigefinger auf andere zu zeigen. Und sollte uns dahin bringen, wo wir helfen und anpacken können - körperlich, seelisch, mit einem Blick, mit einer Hand, mit einem Autor etc. Außerehelich schwanger gewordene junge Frauen benötigen viel Hilfe. Auf Dich (und mich) sollten sie zählen können!

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