Die Versammlung Gottes (15) – ist „Versammlung“ immer dasselbe?

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Dabei geht es an dieser Stelle nicht um die Frage, ob der Begriff „Versammlung“ zum Beispiel auch einfach für eine Menschenansammlung benutzt wird. Auch in Verbindung mit der neutestamentlichen ekklesia werden drei verschiedene Aspekte der Versammlung unterschieden, die wir im Folgenden etwas näher betrachten wollen:

1. Versammlung in ihrem ewigen Charakter
2. Versammlung in ihrem weltweiten Charakter
3. Versammlung in ihrem örtlichen Charakter

Versammlung in ihrem ewigen Charakter

Gott „hat alles seinen [Christus] Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“ (Epheser 1,22.23). „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat“ (Epheser 5,25).

Zu der Versammlung gehören in diesem Sinn - dem ewigen Aspekt - alle Menschen, die von Pfingsten an bis zur gemeinsamen Entrückung in den Himmel an den Herrn Jesus Christus glauben und sein Werk auf Golgatha für sich persönlich annehmen. Wir haben schon in einer früheren Folge gesehen, dass die Versammlung ihren Anfang mit der Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingsttag nahm - sie findet einen gewissen Abschluss (das heißt, danach kommt niemand mehr zur Versammlung „hinzu“) mit der Entrückung der Gläubigen (1. Thessalonicher 4,13-18).

Versammlung in ihrem weltweiten Charakter

Nicht immer benutzt das Neue Testament den Begriff „Versammlung“ oder des einen Leibes (als Bild der Versammlung), um auch die nicht mehr oder noch nicht lebenden Gläubigen einzuschließen. Zuweilen bedeutet Versammlung einfach „alle an einem bestimmten Augenblick lebenden Gläubigen auf der Erde“.

„Lasst uns in allem heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus, aus dem der ganze Leib, wohl zusammengefügt und verbunden durch jedes Gelenk der Darreichung, nach der Wirksamkeit in dem Maß jedes einzelnen Teiles, für sich das Wachstum des Leibes bewirkt zu seiner Selbstauferbauung in Liebe“ (Epheser 4,15.16). Auch 1. Korinther 12 beschreibt die Versammlung in diesem Sinn. Das macht Vers 26 sehr deutlich: „Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit.“ Hier kann es sich nur um aktuell lebende Gläubige handeln.

Versammlung in ihrem örtlichen Charakter

Manchmal wird allerdings auch der örtliche Charakter der Versammlung - und hier sind natürlich nur die aktuell lebenden Gläubigen gemeint - betont. Auch hierbei geht es nicht um eine bestimmte Gruppe von Geschwistern, die mit oder ohne Namen zusammenkommen, sondern um alle gläubigen Christen an einem Ort.

„Ihr aber seid Christi Leib“ (1. Korinther 12,27) - nämlich ihr in Korinth. „Der Versammlung Gottes, die in Korinth ist“ (1. Korinther 1,2) - hier wird diese örtliche Betonung ausdrücklich erwähnt. Die Versammlung soll auch örtlich „sichtbar“ werden, und das geschieht, wenn sie „als Versammlung“ (1. Korinther 11,18) zusammenkommt. Hier gilt es allerdings zu berücksichtigen, dass in der heutigen Zeit leider nicht mehr „die ganze Versammlung“ (1. Korinther 14,23) an einem Ort zusammenkommt, weil die Christen durch Spaltungen und Parteiungen zersplittert sind.

Verbindung von ewigem und örtlichem Charakter

In Apostelgeschichte 20,28 macht Paulus deutlich, dass es keinen wesensartigen Unterschied zwischen der Versammlung in ihrem ewigen Aspekt und der Versammlung in ihrem örtlichen Aspekt - sozusagen dem anderen Extrem - gibt. Nein, es ist die gleiche Versammlung, aber einfach unter einem anderen Blickwinkel betrachtet. Das sollten wir immer bedenken, wenn wir über praktische Fragen hinsichtlich der Versammlung Gottes nachdenken.

Paulus sagt dort: „Habt Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen.“ Wen hat sich Gott erworben? Die Versammlung als „Ganzes“, von Pfingsten bis zur Entrückung. Daran gibt es keinen Zweifel. Aber Gott setzt Aufseher und Älteste immer an einem Ort ein (vgl. 1. Timotheus 3; Titus 1) - hier ist also zugleich der örtliche Aspekt gemeint. Aber das Wesen des Örtlichen ist eben nicht anders als das Wesen des Ganzen - daher kann Paulus ohne weitere Erklärung von dem einen Aspekt zum anderen übergehen.

Christus und die Versammlung

Abschließend sei noch kurz darauf hingewiesen, dass es eine Bezeichnung im Neuen Testament gibt, mit dem Gott nicht nur die Versammlung und nicht nur den Herrn Jesus bezeichnet, sondern Christus und seine Versammlung vereinigt. Auch das finden wir im 1. Korintherbrief. Es ist gewaltig, dass Gott eine solche enge, unauflösliche Verbindung zwischen den Gläubigen und Christus sieht!

„Denn so wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Gliedes des Leibes aber, obgleich viele, ei Leib sind: so auch der Christus“ (1. Korinther 12,12).

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